Wenn die künstliche Intelligenz den Keller flutet: Wie Versicherungen mit IoT-Fehlern umgehen müssen

Das Internet der Dinge zwingt auch die Versicherer dazu, die Schadenregulierung neu zu denken.

Das Internet der Dinge (IoT) steuert immer häufiger Häuser und Wohnungen. Schon heute sind in mehr als zwölf  Prozent der deutschen Haushalte Alexa und Co im Einsatz. Treffen diese Geräte eine falsche Entscheidung oder weisen Sensoren im Haus Fehlfunktionen auf, kann dies zu teuren Folgeschäden führen. Eine Studie von ti&m und den Versicherungsforen Leipzig zeigt Versicherungslösungen für die Wohnwelt der Zukunft auf.

„Der Haushalt der Zukunft ist vernetzt. Smarte Alltagsgegenstände führen künftig selbständig Befehle aus oder übernehmen die Kontrolle, während die Bewohner im Urlaub sind. Die Wohnung wird dadurch intelligenter, komfortabler, sicherer und umweltfreundlicher – aber auch anfällig für Fehlfunktionen,“ erläutert Dr. Holger Rommel, Head Research & Digital Transformation bei Ti&m.

Softwarefehler oder falsch ausgelesene Signale können laut Rommel zu gravierenden Schäden führen. Oft müssen dann die Versicherer entscheiden, ob Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden könnten oder nicht.

Bereits heute würden Sensoren genutzt, die erkennen, ob Fenster geöffnet, gekippt oder geschlossen sind. Kommt es hier zu Fehlfunktionen, kann dem Bewohner eine gesicherte Wohnung vorgegaukelt werden, obwohl Dieben im wortwörtlichen Sinne Tür und Tor offen stehen. Auch die digital gesteuerte Heizungsanlage kann im schlimmsten Fall bei einer falschen Datenauswertung automatisch herunterfahren und im Winter zu einem geplatzten Wasserrohr führen.

Effizienz und Sicherheit besonders gefragt

Die Teilnehmer der Versicherungsstudie haben auch angegeben, für welche persönlichen Themen und Probleme im Bereich Wohnen es aus Ihrer Sicht innovativer Lösungen bedarf. Als wichtigster Punkt wurde von 55,1 Prozent eine Reduzierung der Wohnnebenkosten genannt.

Auf Rang zwei folgte die Sicherheit des eigenen Wohnraums (39,1 Prozent). Für Ti&m-Experte Rommel zeigt dies, „dass Effizienz und Sicherheit in den eigenen vier Wänden an erster Stelle stehen.

Laut Rommel gibt es digitale Helfer, die dies könnten. Innovative und bezahlbare Lösungen, die den Bewohnern Arbeit abnehmen und jederzeit einen genauen Einblick gewähren. Schon in wenigen Jahren wird vermutlich die Mehrheit der Deutschen wichtige Hausfunktionen per Tablet oder Sprachbefehl steuern“, glaubt Rommel

Sogar die im Zuge der Corona-Pandemie gestiegenen Hygiene-Anforderungen würden profitieren: „Sensorgesteuerte Armaturen ermöglichen ein Händewaschen, ohne den Wasserhahn zu berühren. Auch Schließanlagen oder Paketfächer für Online-Bestellungen lassen sich über das Internet steuern“, so Rommel. 

Forensische Anlaysen werden Schuldfragen klärt

Laut Ti&M-Studie haben Versicherer bereits reagiert und bieten Schutzbriefe oder spezielle Hausrat-Tarife zu Smart-Home-Produkten an. Sie tragen zum Teil auch Schäden durch falsche Bedienung oder Manipulation oder organisieren Nothilfe.

Das Problem: Die neuen Komfort-Features und vermeintlich intelligenten Funktionen bergen aber auch vormals unbekannte Risiken und sogenannte Rebound-Effekte, bei denen das Gefühl, dank der Technologie geschützt zu sein, durch ein noch riskanteres Verhalten kompensiert wird. 

Nach Ansicht von muss die Assekuranz deshalb nicht nur ihre Produktwelt anpassen, sondern auch intern aufstocken. Schließlich werde es schwer sein, den genauen Ablauf oder Grund, der zur Fehlfunktion geführt hat, zu rekonstruieren und nachzuweisen.

„Je weiter die Vernetzung voranschreitet, desto mehr wird es auch nicht nur ein einzelnes Gerät sein, dem die Fehlfunktion zugerechnet werden kann. Theoretisch müsste die Aufklärung solcher Vorfälle dadurch erleichtert werden, dass smarte Geräte präzise Logdateien über die Ereignisse führen. Aber je mehr Logdateien vorhanden sind, umso aufwendiger wird auch die Auswertung“, so Rommel. Forensische Analysen anhand von vorliegenden Logdateien würden deshalb zunehmend zur Kernkompetenz im Schadenmanagement. (dr)

Foto: Shutterstock

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