An der Börse stehen der April und der Mai wie keine anderen Monate für die jährlichen Dividendenzahlungen. In dieser Zeit hält ein Großteil der Aktiengesellschaften traditionell die Hauptversammlungen für seine Eigentümer ab. Die jährlichen Aktionärstreffen dienen gleichzeitig als Stichtag für die Dividendenzahlungen, was bedeutet, dass jeder, der an diesem Tag mindestens eine Aktie des Unternehmens hält, anteilig am Gewinn des letzten Geschäftsjahres beteiligt wird.
Leichter Anstieg der Aktionärszahlen
Wie jedes Jahr werden das bei deutschen und europäischen Unternehmen überwiegend (Groß-) Anleger aus anderen Ländern wie Staatsfonds, Investmentgesellschaften, Hedge Fonds oder Versicherungen sein. Auch wenn der Anteil der deutschen Bevölkerung, der in Aktien oder Aktienfonds investiert, im vergangenen Jahr um 2,7 Millionen auf 12,35 Millionen Menschen angestiegen ist, ist das im Verhältnis zu den etwa 83 Millionen Einwohnern ein immer noch sehr geringer Anteil von knapp 15 Prozent.
Teilhabe an der Realwirtschaft immer wichtiger
Dabei wären die Teilhabe und das Eigentum an der Realwirtschaft gerade in Zeiten niedrigster bzw. oft sogar negativer Zinsen so wichtig. Als Miteigentümer von BASF, Siemens oder Bayer investiert man in produktive Sachwerte. Diese Form des Eigentums, das im Vergleich zu Papierwerten durch Wachstum und Gewinnausweitung eine Wertsteigerung erzielen kann, ist vor allem in Zeiten niedriger Zinsen, drohender Inflation und ausufernden Staatsschulden gegenüber Anleihen klar im Vorteil.
Konjunkturhilfen bewahren vor Gewinneinbrüchen
Denn viele Unternehmen verdienten auch 2020 trotz der Corona-Krise im Großen und Ganzen prächtig. Fairerweise muss hier jedoch auf die Konjunkturhilfen und das Kurzarbeitergeld der Bundesrepublik verwiesen werden, die die Unternehmen vor größeren Gewinneinbrüchen bewahrten. Aktionäre können in den nächsten Wochen also mit stabilen und in manchen Fällen sogar steigenden Gewinnausschüttungen rechnen. Papierwerte wie Anleihen dagegen versprechen lediglich eine regelmäßige Zinszahlung und die Rückzahlung des Investitionsbetrags am Ende der vereinbarten Laufzeit.
Ob das Rückzahlungsversprechen eingehalten wird und welchen „Wert“ meine ursprüngliche Investitionssumme unter Berücksichtigung von Zinsentwicklung und Inflation aufweist oder ob im Extremfall gar die Währung zum Rückzahlungszeitpunkt noch existiert, steht auf einem anderen Blatt.
Weitere Aspekte, die neben der jährlichen Gewinnausschüttung wichtig sind
Neben der jährlichen Gewinnausschüttung der Unternehmen, die im aktuellen Zinsumfeld immer mehr den Charakter einer regelmäßigen „Zinszahlung“ annimmt, kommt in diesem Jahr ein weiterer interessanter Aspekt für Dividendenaktien und Dividendenfonds zum Tragen. Viele dividendenstarke Unternehmen werden dem sogenannten Value-Stil zugeordnet. Dieser Investmentstil unterlag in den vergangenen Jahren dem Wachstumsansatz (Growth), bei dem in stark wachsende Unternehmen mit hohen, aber meist weit in der Zukunft liegenden Gewinnen investiert wird.
Aufholeffekt bei Valueaktien erwartet
Die fallenden und niedrigen Zinsen sorgten in den Renditeberechnungen der Großanleger dafür, dass die zukünftigen Gewinne der Wachstumsunternehmen nur geringfügig abgezinst wurden. Investoren waren deshalb bereit, einen höheren Preis für diese Aktien an den Börsen zu bezahlen, was Growth-Aktien stark steigen ließ. Wenn hingegen die Renditen bei Anleihen – wie seit Herbst 2020 geschehen – nicht weiter sinken, und gleichzeitig die Corona-Beschränkungen über die kommenden Monate zurückgenommen werden, dürfte das zu einem massiven Aufholeffekt bei vielen Value- und Qualitätsaktien im Vergleich zu Wachstumswerten führen.
Eine so starke Entwicklung von Wachstumswerten im Vergleich zu Value-Aktien wie in den letzten Jahren erscheint aufgrund der Zinssituation in diesem Ausmaß nicht mehr möglich.
Zeichen für Dividendenaktien und -fonds besonders günstig
Aktuell stehen die Zeichen für Dividendenaktien bzw. Dividendenfonds besonders günstig. Zum einen können langfristig orientierte Anleger, die zwischenzeitliche Marktschwankungen aussitzen können, ein Zusatzeinkommen von drei bis vier Prozent für DAX-Aktien generieren, und damit die niedrigen Zinsen bei Anleihen kompensieren.
Zum anderen bietet das aktuelle Marktumfeld und der sich abzeichnende Favoritenwechsel an den Börsen kurz- bis mittelfristig ein enormes Aufholpotenzial für Value- und Qualitätsunternehmen. Vergleicht man dann noch die Renditen von Unternehmensanleihen mit den gut zehnmal höheren Dividendenrenditen, stellt sich eigentlich nur die Frage, wann man investiert und nicht ob.