„Wir werden in den kommenden Monaten mehr Schwankungen bei den Bauzinsen sehen“, erwartet Mirjam Mohr, Vertriebsvorständin der Interhyp Gruppe. „Allerdings wird kein deutlicher struktureller Trend in eine bestimmte Richtung erkennbar sein. Die Erwartung mehrerer Zinssenkungen durch die EZB hat die Kapitalmarktzinsen bereits deutlich nach unten gedrückt. Wir gehen davon aus, dass die Bauzinsen selbst dann nicht stark weiter fallen, wenn die EZB den Leitzins noch ein paar Mal reduziert.“
Die deutliche Mehrheit des Interhyp-Bankenpanels prognostiziert bis zum Frühjahr 2025 Bauzinsen, die sich in einem Korridor zwischen 3 und 3,5 Prozent für zehnjährige Darlehen seitwärts bewegen. Kurzfristige Schwankungen um dieses Niveau sind im volatilen Zinsumfeld jederzeit möglich. Langfristig (bis Ende 2025) hält die Hälfte des Panels auch steigende Bauzinsen in Richtung der 4-Prozent-Marke für möglich. Das Aus der Ampel-Regierung hat die Renditen bei Bundesanleihen bereits leicht steigen lassen.
„Trotz der zu erwartenden weiteren Leitzinssenkungen in den USA und seitens der EZB dürften die langfristigen Zinssätze auf hohem Niveau verharren bzw. könnten sogar noch zulegen. Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und die Mehrheit der Republikaner in beiden Kammern des Kongresses erlauben die Umsetzung der im Wahlprogramm angekündigten Steuersenkungen und Erhebung von Zöllen. Beide Maßnahmen dürften die Inflation wieder ansteigen lassen, weshalb das Zins- und Renditeniveau in den USA mittelfristig eher hoch bleiben dürfte. Zum anderen wird auch in der Eurozone über eine höhere Staatsverschuldung debattiert. Die Renditen der Staatsanleihen der Euroländer folgen zudem meist in der Tendenz der Entwicklung ihrer US-Pendants. Es dürfte somit zu einer Verstetigung der langfristigen Finanzierungskonditionen auf erhöhtem Niveau kommen“, heißt es aus dem Panel.
„Grundsätzlich ist eine genaue Prognose der Bauzinsen derzeit schwieriger als normalerweise. Denn wir befinden uns in volatilen Zeiten mit Konjunkturrisiken und geopolitischen Unwägbarkeiten“, führt Mohr aus. „Was macht Trump ab Januar 2025 wirklich? Bekommen wir Strafzölle, und wenn, ab wann? Was passiert nach der US-Wahl in Sachen Welthandel? Wie geht es in der Ukraine weiter? Greift Israel den Iran und seine Ölquellen an?“
Für Kaufinteressierte hat Mohr einen deutlichen Rat: „Abwarten und auf stark fallende Bauzinsen spekulieren ist keine Option. Das Zins-Niveau kann man nicht beeinflussen, die Auswahl einer passenden Immobilie hingegen schon. Ich empfehle, bei einer der wichtigsten Entscheidungen im Leben lieber Zeit und Energie in die Immobiliensuche zu stecken als in Zinswetten. In einem unsicheren Marktumfeld ist es wichtig, sich nicht auf das Bauchgefühl zu verlassen – sondern in einer individuellen Finanzierungsberatung herauszufinden, was möglich ist.“