Wie Riester unschlagbar werden kann

Foto: Swiss Life
Dr. Matthias Wald, Swiss Life

Die geförderte kapitalgedeckte Altersvorsorge scheint auf dem Rückzug zu sein. Nun steht seitens der Politik eine Reform ins Haus. Was passieren muss, damit die Erneuerung ein Erfolg wird. Eine Kolumne von Dr. Matthias Wald, Leiter Vertrieb Swiss Life Deutschland und Vorstand VOTUM Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen in Europa e. V.

Die geförderte kapitalgedeckte Altersvorsorge scheint auf dem Rückzug zu sein. Nun steht seitens der Politik eine Reform ins Haus. Was passieren muss, damit die Erneuerung ein Erfolg wird. Eine Kolumne von Dr. Matthias Wald, Leiter Vertrieb Swiss Life Deutschland und Vorstand VOTUM Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen in Europa e. V.

Endlich ist er da: der Ruhestand. Und nach jahrzehntelanger Arbeit wohl verdient. Doch vielen Menschen ist es nicht möglich, ihr Alter unbeschwert zu genießen, weil Geldnöte sie plagen. Damit der Lebensabend selbstbestimmt gestaltet werden kann, ist eine private Altersvorsorge essenziell. 2002 im Zuge der Reform der gesetzlichen Rentenversicherung eingeführt, unterstützt die Riester-Rente Vorsorgesparer mit Steuervorteilen und Zulagen. Die staatlich geförderte Altersvorsorge war in den ersten Jahren nach ihrer Einführung ein echter Erfolg. Und auch heute noch bestehen etwa 16,5 Millionen Riester-Verträge. Für ein rein freiwilliges Produkt ist das eine beeindruckende Summe. Nichtsdestotrotz sind die Zahlen seit einigen Jahren rückläufig. Angesichts der kritischen öffentlichen Debatte und der langanhaltenden Niedrigzins-Phase verwundert die Stagnation der Vertragsabschlüsse auf den ersten Blick nicht.

Riester-Rente ist besser als ihr Ruf

Doch es geht auch anders. Das belegen die Zahlen der Swiss Life-Vertriebe: In der ersten Jahreshälfte 2020 haben wir 16 Prozent mehr Kunden für Riester begeistern können als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Besonders bei jungen Menschen, die unsere Zielgruppe sind, kommt das „Riestern“ gut an: Unter den 16- bis 30-Jährigen entschieden sich in den ersten Monaten dieses Jahres 27 Prozent mehr Menschen für ein solches Produkt als in der ersten Jahreshälfte 2019.

Der Grundgedanke von Riester, vor allem Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen zu unterstützen, ist gesellschaftlich wünschenswert. Hinzu kommt: Diese Form der Altersvorsorge ist besser als ihr Ruf. Für viele Menschen kann Riester sehr sinnvoll sein. Da die Altersvorsorge ein hochgradig individueller und langfristiger Prozess ist, ist ein persönliches Gespräch mit einem qualifizierten Berater essenziell. Ein gutes Beispiel, bei dem sich Riester anbieten kann: Eine Kundin mit einem Bruttoeinkommen von 30.000 Euro im Jahr und einem Kind könnte bei einer Einzahlung in Höhe von 725 Euro in die Riester-Rente 475 Euro Zulagen vom Staat erhalten. Sie würde sich somit eine Rendite von 65,5 Prozent im Jahr sichern.

Reform im Rahmen des bestehenden Systems

Riester gibt es seit 18 Jahren. Seitdem hat sich viel verändert – auch gesellschaftlich. Seit geraumer Zeit wird die Ausgestaltung des Riesters insbesondere durch die Politik kritisiert. Ein Umstand, der häufig den Anbietern zugerechnet wird. Der Riester sei gescheitert – hört man oft. Nun, ab Herbst, ist eine umfassende Reform geplant. Seine heutige, vieldiskutierte Komplexität ist nicht grundsätzlich auf die Anbieter zurückzuführen. Diese wissen genau, was „das neue Riestern“ mitbringen muss und haben über den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bereits Ende 2019 ein Fünf-Punkte-Programm veröffentlicht. Vor allem bei der Garantie und komplexen Zulagenverfahren kann die Politik die Weichen neu stellen. Der Riester als solcher sollte aber bleiben. Jedes System muss sich nach so einem langen Zeitraum hinterfragen. Gescheitert ist der Riester deswegen allerdings nicht. Dieses Image ist auch das letzte, das ein Produkt, auf das weiterhin über 16 Millionen Sparer bauen, verdient hat. Diese Menschen müssen sich auf die langfristige Zuverlässigkeit ihrer Altersvorsorge verlassen können.

Private Altersvorsorge sollte freiwillig bleiben

Ich bin der Meinung, dass private Altersvorsorge freiwillig bleiben sollte, da sie hochgradig individuell ist und es keine „One-Size-Fits-All-Lösung für alle Bürger geben kann und sollte. Die von den Versicherern, der Fondsindustrie und den Bausparkassen vorgestellte Reform setzt auf dem bestehenden System auf. Eine solche Erneuerung braucht Lösungen, die den Beruf und die Branche nachhaltig aufwerten und die hohe Relevanz der Beratung innerhalb der privaten Altersvorsorge berücksichtigen.

Nochmal: Die Riester-Rente ist besser als ihr Ruf. Der Fehler liegt nicht im Grundgedanken des Produkts, sondern beruht vor allem auf umständlichen und intransparenten Prozessen, die man nicht einfach den Produktgebern zuordnen sollte. Mit Hilfe einiger Hebel kann das Produkt für noch mehr Kundengruppen attraktiv werden. Hier könnte die Politik an den richtigen Stellschrauben drehen. Es gilt, die Zulagenhöhe möglichst zu steigern und zu vereinfachen, sowie die Bruttobeitragsgarantie zu individualisieren und passend zum Risikoprofil des Kunden stärker investmentbasiert zu agieren.

Komplexe Abgrenzung der förderberechtigten Personenkreise sollte entfallen

So kann man Kunden noch bessere Renditen ermöglichen. Dringend sollte auch die komplexe Abgrenzung der förderberechtigten Personenkreise entfallen zu Gunsten einer Förderbarkeit aller unbeschränkt Steuerpflichtigen in Deutschland. Dazu gehören insbesondere auch Selbstständige. Ziel muss sein, staatlich geförderte Vorsorgeprodukte stärker zu verbreiten und deren Kosten zu senken, um höhere Renditen für Sparer zu ermöglichen. Wird die Reform auf diese Zielsetzung ausgerichtet, besteht die Chance, dass Riester unschlagbar wird. Wir als Vermittler können so unserem gesellschaftlichen Auftrag noch gerechter werden, Menschen dabei zu unterstützen, ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu führen.

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