Der lockere Kurs der Zentralbanken hat die globalen Anlagemärkte stark beeinflusst. Auch die Bank of England trug zur positiven Stimmung mit einer Zinssenkung bei. Gastkommentar von John J. Hardy bei der Saxo Bank
Der Ausgang des Brexit-Votums führte allerdings nicht zu einem Vertrauensverlust hinsichtlich der britischen Staatsschulden und Aktien, was auf den globalen Märkten für Erleichterung sorgte. Ansonsten scheint sich die weltweit wichtigste Zentralbank, die US-Notenbank, angesichts zaghafter US-Daten mit weiteren Zinserhöhungen eher zurückzuhalten. Die EZB wiederum hat lautstark eine Neubewertung ihres Maßnahmenkatalogs beim EZB-Treffen am 8. September angekündigt und schürt damit die Erwartungen hinsichtlich einer weiteren Lockerung der Geldpolitik.
Japanische Notenbank druckt massiv Geld
Die Abe-Regierung in Japan kündigte eine weitere bedeutende vorgezogene Haushaltsexpansion an, auch wenn die Regierung mit fast 7,0 Prozent des Bruttosozialproduktes vor Ankündigung des neuesten Anreizes bereits das weltweit größte Haushaltsdefizit vorweisen konnte. Mit einer furiosen Wertpapierkaufrate in Höhe von etwa 15 Prozent des Bruttosozialproduktes pro Jahr deckt die Bank of Japan den Ausgabenbedarf ihrer Regierung natürlich mehr als ab.
Wie ich vor einigen Wochen bereits in meiner Kolumne anmerkte, bedeutet die großzügige Liquidität der Zentralbanken allerorten, dass die globalen Märkte wieder in der verkehrten Welt angelangt sind, in der schlechte Zahlen die Erwartung weiterer Liquiditätsbereitstellungen durch die Zentralbanken und damit eine endlose Aufwärtsspirale bei den Anlagepreisen schüren. So konnte beispielsweise der US-amerikanische S&P 500 Index im August eine Reihe von Rekordergebnissen verzeichnen, und das obwohl Analysten die Prognosen für US-amerikanische Großunternehmen sechs Quartale nacheinander heruntergestuft haben und für das dritte Quartal einen Rückgang der Ergebnisse um 0,6 Prozent erwarten – der größte Einbruch seit der Finanzkrise. Letzten Freitag meldete der US-Einzelhandel dann unschöne Zahlen für Juli. Die Aktienkurse schlossen natürlich mit einem Rekordergebnis.
Korrektur der Märkte würde deflationäre Tendenzen auslösen
Die Zentralbanken spielen ein gefährliches Spiel, wenn sie zulassen, dass die Preise für Wertpapiere immer weiter anziehen, ohne von wirtschaftlichen Grundlagen und Gewinnen gestützt zu werden. Denn was könnte sich deflationärer auswirken als eine unvermeidliche Korrektur des Anlagenmarktes, die zu einem Vertrauensverlust und zur Vernichtung von Wohlstand führt, auch wenn es sich dabei nur um Wohlstand auf dem Papier handelt?
Angesichts des immer deutlicher hervortretenden Kontrastes zwischen den Grundlagen und den Märkten drängt sich zudem die folgende Frage auf: Ab welchem Punkt wird die Annahme des Marktes, dass die Fed den Entwicklungen eines überhitzten Anlagemarktes gegenüber blind ist, gefährlich? Schließlich hat sich diese Annahme seit Greenspans Rede vom „irrationalen Überschwang“ 1996, die ein bemerkenswertes, wenn auch kurzes Missgeschick am US-Aktienmarkt auslöste, als sichere Sache erwiesen.
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Dies ist das Stichwort für die jährliche Konferenz der US-Notenbank in Jackson Hole (Wyoming, USA). Bei diesem Treffen geben sich die führenden Zentralbanker dieser Welt ein Stelldichein, um über Politik zu reden. Dieses Jahr wird die aktuelle Fed-Chefin Janet Yellen am 26. August eine Rede halten. Könnte sie diesen Moment nutzen, um einen sei es auch noch so subtilen Hinweis loszuwerden, dass die US-Notenbank einen weltweiten Zusammenbruch aufgrund riskanter Anlagepapiere nicht dulden wird? Das wäre ebenso ironisch wie an dem Tag 2010, als der damalige Fed-Vorsitzende Bernanke in einer Rede in Jackson Hole eine Vorschau auf die Politik der US-Notenbank für das zweite Quartal gab und die globalen Märkte damit in die Höhe schnellen ließ, während der US-Dollar einbrach. Achten Sie auf die Anlagenmärkte, insbesondere brandneue Märkte und deren Währungen, und auf den Kurs des US-Dollars, sollte Yellen blinzeln und einen anderen Weg als Bernanke gehen. Sie sollten sich allerdings keine falschen Hoffnungen machen. John J. Hardy ist Head of FX Strategy bei der Saxo Bank, Dänemark
Foto: Saxo Bank