Herr Braun, die Idee für das Miniatur Wunderland hatten Sie im Sommer 2000 in Zürich. Lag das daran, dass die Schweiz aussieht wie eine große Märklin-Landschaft?
Braun: Mein Bruder Gerrit und ich führten damals gemeinsam eine Diskothek hier in Hamburg. Die lief super, wir hatten ein eigenes Techno-Label, waren erfolgreich und weltweit bekannt. Eigentlich hatte ich alles, was ich brauchte – aber es war nicht erfüllend. Ich wollte das Nachtleben nicht mehr. Ich habe zu der Zeit keinen Alkohol getrunken, habe nie geraucht oder Drogen genommen. Ab ein oder zwei Uhr nachts war das nicht mehr meine Welt, ich habe da nicht mehr reingepasst. Ich war also auf der Suche nach etwas Neuem, aber wenn man eine Idee erzwingen will, kommt sie nicht – obwohl ich schon immer kreativ und rastlos war. Es war also ein Zufallsmoment: Meine damalige Freundin und ich haben Freunde in Zürich besucht. Die beiden Frauen sind dort gemeinsam mit mir shoppen gegangen. Ich hatte darauf aber schnell keinen Bock mehr. Als sie in einem Geschäft Käse fürs Fondue kaufen wollte, bin ich nicht mit reingegangen, sondern habe mich umgedreht und auf der anderen Seite der schmalen Gasse ein kleines Modellbahngeschäft entdeckt. Ich weiß bis heute nicht, warum ich da reingegangen bin. Neben unserer Diskothek in Hamburg war auch ein Modellbahngeschäft, aber da bin ich in all den Jahren nie reingegangen. Es hat dann keine fünf Minuten gedauert, und die Idee war da. Da muss in meinen Gedanken die ganze Kindheit wiedergekommen sein, irgendwas hat tief in mir geschlummert. Ich habe meinen Bruder angerufen und gesagt: Lass uns die größte Modelleisenbahn der Welt bauen! Und er hat mich gefragt, ob es heiß in Zürich ist und ich einen Sonnenstich habe. Später am Tag habe ich ihn nochmal angerufen, und da hatte er schon versucht, im Internet herauszufinden, ob es so eine „Welt in klein“ schon irgendwo gibt. Ich hatte ihn mit der Idee infiziert.
Gibt es das Geschäft in Zürich noch?
Braun: Das gab es noch lange und der Eigentümer hat später sogar ein Schild ins Schaufenster gehängt mit der Aufschrift: „Geburtsstätte des Miniatur Wunderlands“. Wir hatten sehr guten, netten Kontakt. Aber mittlerweile gibt es das Geschäft nicht mehr.
Wie haben Sie dann die Finanzierung auf die Beine gestellt? Es gab ja nichts Vergleichbares, woran Sie sich hätten orientieren können.
Braun: Wir hatten durch den Erfolg mit unserer Diskothek ein gutes Image bei der Hamburger Sparkasse. Also habe ich den Geschäftskundenbetreuer angerufen und gesagt, dass ich zwei Millionen Mark für eine Modelleisenbahn brauche. Er hat schallend gelacht, weil er nicht realisiert hat, dass das eine Geschäftsidee ist. Er dachte, dass ich die Anlage privat bei mir im Keller bauen will. Nachdem ich es ihm dann erklärt hatte, hat er mich gebeten, einen Businessplan zu erstellen. Das hatte ich noch nie gemacht, ich hatte auch gar keine Lust drauf. Also haben Gerrit und ich auf zwei Seiten was zusammengeschrieben und sind damit zur Bank gegangen. Als der Geschäftskundenbetreuer unseren Businessplan gesehen hat, hat er wieder schallend gelacht und gesagt, dass Businesspläne in der Regel einen Zentimeter dick sind. Aber dann haben wir zwei Stunden lang mit ihm über unsere Idee geredet – und danach war er davon so begeistert, dass er sich auch ohne Businessplan darum kümmern wollte. Eine Woche später rief er uns an: Sein Filialleiter hatte unseren Kreditwunsch abgelehnt. Das wollte er aber nicht akzeptieren und ist damit direkt zum Vorstand gegangen. Und der war sofort Feuer und Flamme. Das war unser großes Glück, denn eigentlich war das Thema mit dem „Nein“ des Filialleiters erledigt. Im Oktober 2000 haben wir dann den Kreditvertrag unterschrieben.
Wie sind Sie dann an diese Top-Immobilie in der Speicherstadt gekommen?
Braun: Die Räume hier hätten wir uns eigentlich gar nicht leisten können. Der Preis war doppelt so hoch wie der Betrag, den wir ausgeben wollten. Aber auch in diesem Fall ist unser Ansprechpartner bei der HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG) zum Vorstand gegangen, weil er wusste, dass dort jemand sitzt, der sich für Modelleisenbahnen interessiert. Schon am nächsten Tag kam der Anruf: „Herr Braun, ich soll Sie glücklich machen!“ Wir hatten also zweimal riesengroßes Glück, denn fast alle Menschen aus meinem Umfeld haben zu mir gesagt: „Du spinnst!“
Auf Ihrer Website beschreiben Sie das Miniatur Wunderland als „technisch anspruchsvoll, betriebswirtschaftlich riskant und unternehmerisch verrückt“. War es herausfordernd, einen Versicherer zu finden, der Ihren Weg mitgeht?
Braun: Eigentlich nicht. Allerdings waren wir anfangs gar nicht versichert. Irgendwann kam das Thema auf, aber wer unser erster Versicherer war, weiß ich nicht mehr genau. Ich meine, es war die Provinzial.

Wie lange hat es denn gedauert, bis Sie sich versichert haben?
Braun: Irgendwann wurde uns bewusst, dass wir eine Versicherung brauchen. Mit der Zeit wurde das Unternehmen immer professioneller, und an einem bestimmten Punkt sind wir dann zur Funk Gruppe gewechselt – einem spezialisierten Gewerbeversicherungsmakler. Die Verbindung kam über Gerrit zustande, dessen bester Freund Alexander Funk ist – Sohn des Firmenchefs und heutiges Mitglied der Geschäftsführung. Die Zusammenarbeit hat sich als absolut positiv erwiesen, weil ich dort nicht das Gefühl habe, mit einem typischen Versicherer zu sprechen, dem ich misstraue. Stattdessen habe ich das Gefühl, dass die Funk Gruppe beide Seiten – die der Versicherer und unsere – fair vertritt. Natürlich brauchen sie ihre Marge, aber sie fungieren in gewisser Weise auch als eine Art Rechtsbeistand für uns. Ob das im Ernstfall funktioniert, weiß man natürlich erst, wenn es wirklich darauf ankommt. Aber mit unserem Wachstum – mehr Besucher, höhere Investitionen und steigendes Risiko – sind auch unsere Versicherungen gewachsen. Inzwischen überlegen wir, ob wir nicht ein Konsortium aus mehreren Versicherern brauchen.
Welche Versicherungen sind für das Miniatur Wunderland besonders wichtig?
Braun: Wir haben inzwischen eine Vielzahl an Versicherungen – unter anderem auch eine Terrorversicherung. Aber der wichtigste Bestandteil ist der Schutz gegen Feuer und vor allem die Betriebsunterbrechung. Wir haben eine Betriebsunterbrechungsversicherung für fünf Jahre – das war ein harter Kampf, weil kaum ein Versicherer bereit war, eine so hohe Summe abzudecken. Es geht hier um eine hohe zweistellige Millionensumme, denn falls das Wunderland nach einem Schaden neu aufgebaut werden müsste, wäre das nicht in sechs Monaten oder ein bis zwei Jahren erledigt. Selbst fünf Jahre sind knapp bemessen, aber das würde zumindest reichen, um mit einem kleinen Teil wieder den Betrieb aufzunehmen.
Haben Sie spezielle Versicherungen abgeschlossen, etwa für Kunst- oder Objektschutz?
Braun: Wir überprüfen unser Portfolio jedes Jahr gemeinsam mit der Funk Gruppe. Dabei schauen wir, was relevant ist und was nicht – von Auslandskrankenversicherungen bis hin zu Betriebsausfällen. Über die Jahre kamen viele Versicherungen hinzu. In den letzten Jahren haben wir aber kaum noch etwas ergänzt, weil wir nun gut aufgestellt sind.