Warum geht die SDK als Gesundheitsspezialist in das Sachversicherungssegment?
Engemann: Wir sind ganz bewusst im Sachversicherungsbereich mit einem digitalen Experten gestartet. Bewusst, weil wir von der enormen Erfahrung von Neodigital profitieren können. Diese Schritte darf man aber auch als Versuch bezeichnen, um über das Sachversicherungsgeschäft letztlich auch unser Kerngeschäft, weiter zu entwickeln.
Die Sachversicherung hat nach wie vor eine hohe Bedeutung im deutschen Versicherungsmarkt und das über viele Zielgruppen hinweg. Und das Sachversicherungsgeschäft wächst, auch in der Anzahl an versicherten Personen. Das zeigen die Zahlen im Markt. Insofern ist es in unseren Augen ein attraktiver Markt, in dem wir uns als Versicherer mit entsprechenden Produkten positionieren möchten.
Was verbirgt sich hinter dem Label „SDK Neva“? Handelt es sich hierbei nur um eine Plattform? Oder kann man „Neva“ auch als digitalen Sachversicherer bezeichnen?
Engemann: SDK Neva ist eine digitale Vertriebsmarke. Neva steht für Nachhaltig und einfach: Versicherung für alle. Über unsere Website sdk-neva.de können Interessenten online einfach und schnell Versicherungen abschließen. 100 Prozent digital, ohne Papierkram. Wir vermarkten die Produkte. Produktgeber und Risikoträger ist Neodigital. Es handelt sich also um eine Kooperation.
Welche Intention steckt dahinter?
Engemann: Letzten Endes geht es uns vor allem um die Kunden und wie wir ihnen Mehrwerte bieten können. Bei SDK Neva sprechen wir vor allem jüngere Kunden an, die inzwischen fast ausschließlich online unterwegs sind. Generell werden die Kunden immer hybrider. Seit einigen Jahren gibt es in der Branche die schöne Metapher „denken Sie noch in Vertriebswegen oder denken Sie schon an Ihren Kunden?“.
Die Frage ist doch, wie agiert der Kunde? Fakt ist, das zeigen diverse Studien, viele Kunden springen zwischen Informations- und Vertriebskanälen. Sie holen sich Informationen auf Vergleichsplattformen wie Check24. Hier gibt es eine Übersicht über die besten oder günstigsten Tarife. Auf Basis dieser Vergleiche geht es dann auf die Seite des Versicherers. Ein klassischer Spill-Over-Effekt, von dem der Versicherer direkt partizipiert. Oder der Kunde geht, weil er auf einen Versicherer aufmerksam geworden ist, auf einen Vermittler zu. Gerade beim Thema Krankenvollversicherung geschieht das immer wieder.
Bei anderen Themen, wie eben im Bereich private Sachversicherung, wollen die Kunden wiederum unkompliziert möglichst alles online selbst abschließen und verwalten. Letztlich zeigt dies, dass sich die Vertriebswege gar nicht mehr klar trennen lassen. In der gesamten Kette gibt es unterschiedliche Schnittstellen zum Kunden. Für Neva heißt das: Wir nutzen das Know-how und übernehmen viel von der Wertschöpfungskette der Neodigital. Am Ende steht bei der SDK das Label SDK Neva als digitale Vertriebsmarke, während Neodigital Produktgeber und Risikoträger ist.
Das bringt mich zu dem Punkt. Wie will die SDK als Marke in der Wertschöpfungskette erkennbar bleiben?
Engemann: Wir als SDK stehen für hervorragende Produkte. Insofern schauen wir sehr genau, wen wir in unsere Wertschöpfungskette einbeziehen. Das gilt für unserer Kernprodukte, also für uns als Gesundheitsspezialist in der Krankenversicherung, und ebenso für andere Produkte. Am Ende gilt es zu prüfen, welche Kooperationspartner am besten zu einem passen.
Sie sind schließlich Teil der ganzen Wertschöpfungskette für eine nachhaltige und zufriedenstellende Kundenbeziehung. Derzeit entstehen im Markt Community-Modelle. Und sie überlegen sich, mit wem sie ein derartiges Modell entwickeln können. In der Automobilindustrie ist so etwas bereits üblich. Zum Beispiel die gemeinsame Motorenentwicklung von Renault und Mercedes oder die Plattformstrategie bei PSG-Konzern oder bei Volkswagen. So etwas sehen Sie zunehmend auch in der Versicherungswirtschaft, da tut sich gerade sehr viel.
Wie viel SDK steckt denn nun in den Produkten?
Engemann: In Prozentzahlen lässt sich das nicht ausdrücken. Die Produktentwicklung übernimmt Neodigital. Es ist aber so, dass wir, wie bereits erwähnt, bei der Produktentwicklung eng zusammenarbeiten. Es ist ein gemeinschaftliches Projekt, bei dem wir unsere Qualitätsansprüche, die unsere Identität als SDK ausmachen, haben einfließen lassen. Das war ein entscheidendes Kriterium bei der Produktentwicklung. Wir kaufen die Produkte ein und nutzen die digitale Kompetenz von Neodigital. Dabei geht es auch darum, Geschwindigkeit in der Produktentwicklung und vor allem zusätzliche digitale Kompetenz zu entwickeln.
Sie versprechen, dass Sie sich bei „SDK Neva“ treu bleiben und auf hochwertige Produkte, Unkompliziertheit und Transparenz setzen. Lassen Sie uns die drei Punkte kurz abhandeln?
Engemann: Hochwertig bedeutet für uns, dass wir bei der Privathaftpflicht, mit der wir nun gestartet sind, dieselben hohen Qualitätsmaßstäbe angesetzt haben, wie wir es immer tun. So haben wir etwa Wert daraufgelegt, dass es in der Plus-Variante eine Deckungssumme von 75 Millionen Euro gibt, weil die Kundenansprüche auch in diesem Bereich wachsen und wir dem gerecht werden möchten.
Unkompliziert heißt für uns – gerade im Bereich Sachversicherung, dass alles online, schnell und einfach funktioniert und die Kunden viel selbst erledigen und verwalten können. So erhalten die Kunden nach Abschluss eines Versicherungsproduktes über die Webseite www.sdk-neva.de Zugang zu einem Self-Service Kundenportal, in welchem sie alle relevanten Geschäftsvorfälle wie Adressänderungen, Anpassungen der Versicherungsleistung, Zahlweise oder auch die Schadenmeldung durchführen können.
Transparenz schließlich bedeutet, dass die Kundenbedürfnisse bei SDK Neva im Mittelpunkt stehen. Dazu gehören die erwähnten schnellen Services. Dazu gehört außerdem, dass sämtliche Vorgänge in Echtzeit und im 24/7-Stunden-Betrieb verarbeitet werden. Über eine Postbox im Kundenportal sind die Kunden sowie alle am Prozess Beteiligten jederzeit über den aktuellen Stand der Bearbeitung informiert. Dies umfasst auch, dass im Schadenfall über ein sogenanntes Schadentracking komplette Transparenz und Einsicht in die Bearbeitung des Schadenprozesses besteht.
Warum die Kooperation mit Neodigital? Denn es gibt ja durchaus mindestens ein halbes Dutzende Insurtechs, die umfassend Expertise und Qualität mitbringen.
Engemann: Es stimmt, dass es eine ganze Reihe guter Anbieter gibt, die da in Frage kommen. Für uns war vor allem die IT-Expertise und die Produktentwicklung wichtig, weil wir davon profitieren und neue Erfahrungen sammeln können. Und ansonsten vereint uns in vielen Bereichen die Denkweise. Aspekte wie Transparenz und Unkompliziertheit waren uns wichtig, da sie für uns auch in den Gesundheitsthemen bedeutend sind.
Im Bereich der Sachversicherungen ist Neodigital mit seinem Self-Service-Portal sehr erfolgreich unterwegs. Das, was Neodigital macht, entspricht auch unseren Werten. In der Zusammenarbeit hat man dies sehr gut gemerkt. Wir haben dieselbe Wellenlänge. So sind wir beide als klassischer Mittelständler unterwegs und legen Wert auf Qualität, Transparenz und Kundenorientierung.
Da merkt man relativ schnell, ob die Denkweise passt. In der Zusammenarbeit mit Neodigital passt sie eindeutig. Zum einen aufgrund eines ähnlichen Wertekanons und zum anderen, weil wir voneinander profitieren.
Angeboten wird zuerst eine Privathaftpflichtversicherung. Das Angebot soll aber weiter ausgerollt werden. Geplant sind zudem auch eine Unfallversicherung und eine Fahrradversicherung. Ist das korrekt?
Engemann: Derzeit bieten wir die Privathaftpflichtversicherung an. Als nächstes ist tatsächlich eine Fahrradversicherung geplant. Das Spektrum wollen wir noch weiter ausbauen. Da haben wir noch einiges zusammen mit Neodigital im Köcher. Dabei ist uns wichtig, den jeweiligen SDK-Charakter mitzubringen, wie wir es jetzt bei der Privathaftpflicht getan haben.
Werden die Produkte ausschließlich im Direktvertrieb angeboten oder binden Sie ihre Vertriebspartner in die Kooperation mit ein?
Engemann: Der Fokus liegt derzeit ausschließlich im Direktvertrieb. Wie man das hinterher erweitern kann, lässt sich aktuell nicht absehen. Wie zuvor aber bereits erwähnt, gehen wir von gewissen Spill-Over-Effekten in andere Vertriebskanäle aus und freuen uns ganz allgemein, das Thema „Absicherung eines nachhaltigen Lebens“ nun mit SDK Neva über die Gesundheitssparte hinaus besser abdecken zu können.
Das Interview führte Cash. Redakteur Jörg Droste