„Wir können uns der Gesamtentwicklung nicht entziehen“: R+V hofft auf Comeback der Altersvorsorge in 2023

Norbert Rollinger
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Norbert Rollinger: " Wir können uns der Gesamtentwicklung nicht entziehen:"

Ukraine-Krieg, Inflation und Rezessionsängste haben auch bei der R+V Versicherung Spuren und ein Minus von 3,1 Prozent hinterlassen. Für das laufende Jahr ist der Versicherer der Genossenschaftlichen Finanz-Gruppe Volksbanken Raiffeisenbanken hingegen vorsichtig optimistisch.

Die Folgen des Ukraine-Krieges und die hohe Inflation beeinträchtigen die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und die Einkommenssituation der Menschen. Dies spiegelt sich auch in der Versicherungswirtschaft wider. So verzeichnete die R+V Versicherung nach vielen wachstumsstarken Jahren für 2022 einen Rückgang im Geschäft. „Wir können uns der Gesamtentwicklung nicht entziehen“, sagt Norbert Rollinger, Vorstandsvorsitzender des Versicherers der genossenschaftlichen Finanz-Gruppe Volksbanken Raiffeisenbanken.

Die Beitragseinnahmen der R+V gingen 2022 um 3,1 Prozent auf 19,5 Milliarden Euro zurück. Im deutschen Erstversicherungsgeschäft lagen die Beitragseinnahmen bei 15,6 Milliarden Euro und damit 3,8 Prozent niedriger als 2021. Die Zahl der Versicherten blieb dagegen stabil: Zum Jahresende 2022 zählte die R+V rund 9 Millionen Versicherte mit mehr als 29 Millionen Verträgen.

Positive Zeichen für das laufende Jahr

„2022 war ein sehr herausforderndes Jahr“, sagt R+V-Chef Rollinger. „Insbesondere in der Lebensversicherung waren die Menschen gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückhaltender. Sie gaben angesichts der hohen Inflation weniger Geld für den Einkommensschutz und die Altersvorsorge aus.“ Darüber hinaus konkurriere die Lebensversicherung in Zeiten anziehender Zinsen wieder mit anderen Anlageformen. Allerdings böten nur Versicherer sichere und lebenslange Rentenleistungen sowie Schutz vor existenziellen Lebensrisiken wie Berufsunfähigkeit.

Für 2023 ist der R+V-Chef für die R+V Gruppe zuversichtlich: „Wir hoffen, angesichts leicht optimistischer wirtschaftlicher Prognosen und nachlassender Inflation auf unseren gewohnten Wachstumspfad zurückzukehren und Marktanteile zu gewinnen.“ Auch, weil der Bedarf an Absicherung weiterhin hoch sei.

„Unsere zentrale Aufgabe auch im laufenden Jahr ist es, die Altersvorsorge der Menschen weiter zu stärken. Die gesetzliche Rente reicht nicht aus, so dass eine zusätzliche private oder betriebliche Vorsorge unerlässlich ist“, betont Rollinger.

Die R+V sieht Rollinger mit ihrem chancenorientierten Produktportfolio gut aufgestellt, sodass Kunden auch von den steigenden Zinsen profitieren. In der betrieblichen Altersversorgung sieht sich der genossenschaftliche Versicherer seit Jahren als einer der führenden Anbieter, insbesondere bei Versorgungswerken.

So bietet die R+V seit Ende 2022 das bundesweit erste Sozialpartnermodell für die Beschäftigten der Chemiebranche an. Auch die Themen Berufsunfähigkeit, Gesundheit und Pflege sollen, so Rollinger, zu den Wachstumsfeldern gehören. 

Im Jahr 2022 vor allem Fondsgeschäft stark nachgefragt

Die R+V Lebens- und Pensionsversicherung erzielte im Jahr 2022 ein Beitragsvolumen von mehr als acht Milliarden Euro. Für den Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 10,4 Prozent war insbesondere das Einmalbeitragsgeschäft verantwortlich, das branchenweit einbrach. Bei den laufenden Beiträgen legte die R+V dagegen um 3,6 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro zu – deutlich stärker als der gesamte Markt. Den größten Anteil am Gesamtumsatz der Lebens- und Pensionsversicherung hat weiterhin die betriebliche Altersversorgung mit mehr als 2,6 Milliarden Euro. Den größten Zuwachs bei den gebuchten Beiträgen verzeichnete die fondsgebundene private Altersvorsorge: Sie legte um ein Drittel auf 2 Milliarden Euro zu. 

Im Geschäftsfeld der Neuen Garantien setzte die R+V ihre erfolgreiche Entwicklung auch 2022 fort: Allein bei der seit 2020 angebotenen Produktfamilie Safe+Smart verdoppelte sich die Anzahl der Verträge im vergangenen Jahr auf 52.470. 

Gesundheitsangebote sorgen für zweistelliges Plus

Die R+V Krankenversicherung hat auch im vergangenen Geschäftsjahr trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen ihren überdurchschnittlichen Wachstumskurs weiter fortgesetzt. Neben einem starken Jahr für die betriebliche Krankenversicherung haben die neuen digitalen Gesundheitsservices maßgeblich zum Erfolg beigetragen und die Ausrichtung zum Gesundheitspartner weiter forciert.

Mit einem Plus bei den Beiträgen von 13 Prozent auf 849 Millionen Euro erhöhte die R+V ihren Marktanteil im deutschen Gesundheitsmarkt. Die Anzahl der versicherten Personen steigerte sich um 6,3 Prozent auf fast 1,6 Millionen Versicherte. Die R+V konnte dabei sowohl bei den Vollversicherten (+4,7 Prozent auf rund 69.000) als auch bei den Zusatzversicherten (+6,3 Prozent auf fast 1,5 Millionen) zulegen. 

In der Zusatzversicherung setzte die R+V ihre gute Entwicklung in der betrieblichen Krankenversicherung fort: So erhöhte sich die Zahl der versicherten Personen um 8,5 Prozent auf 192.000. Auch die betriebliche Pflegeversicherung Care Flex Chemie kam nach Unternehmensangaben hervorragend bei den Kunden an. Seit 2021 bietet die R+V zusammen mit der Barmenia Krankenversicherung in der Chemiebranche die bundesweit erste tarifliche Pflegeabsicherung an. Das Konsortium verzeichnete Ende 2022 rund 445.000 Versicherte, von denen die Hälfte der R+V zuzuordnen ist. 

Schaden- und Unfallversicherung wächst in hart umkämpftem Markt

Im hart umkämpften Segment der Schaden- und Unfallversicherung konnte der Versicherer ein Plus von 3,2 Prozent verbuchen und legt dort auf 6,7 Milliarden Euro zu. Fast alle Sparten hatten daran ihren Anteil, so Rollinger. In der Kfz-Versicherung verzeichnete die R+V trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds und geringerer Kfz-Zulassungszahlen ein leichtes Umsatzplus von 0,3 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Als drittgrößter deutscher Kfz-Versicherer konnte die R+V den Bestand um 22.000 auf 5,2 Millionen versicherte Fahrzeuge erhöhen. 

Sehr erfolgreich entwickelte sich im vergangenen Jahr erneut das Firmenkundengeschäft. Der Umsatz stieg hier um 6,7 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Die unsicheren Rahmenbedingungen sorgten in der Kreditversicherung wieder für eine deutlich erhöhte Nachfrage nach Versicherungsschutz und damit für ein Umsatzplus von 10,6 Prozent auf 641 Millionen Euro.

In der Wohngebäudeversicherung führte ein erhöhter Absicherungsbedarf infolge zunehmender Unwetterereignisse zu einem Anstieg der Beitragseinnahmen um 9,7 Prozent auf 564 Millionen Euro.  Im aktiven Rückversicherungsgeschäft gingen die Beiträge leicht um 2,1 Prozent auf rund drei Milliarden Euro zurück.

Den vollständigen Konzernabschluss für 2022 wird der Versicherer auf seiner Bilanzpressekonferenz am 27. April 2023 vorstellen.

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