Herr Willi, welche Entwicklungen prägen derzeit den Sachversicherungs-Bereich bei Baloise? Wo setzen Sie Ihre Schwerpunkte?
Willi: Die Rahmen- und Marktbedingungen verändern sich laufend, das verfolgen wir sehr genau und passen uns entsprechend an. Wie bereits angesprochen, fokussieren wir uns auf Zielsegmente, da wollen wir mit unseren Produkten und unserem Service überzeugen. Gerne nenne ich je ein Beispiel aus dem Privat- und Firmenkundengeschäft: Baloise wurde auch in 2025 – bereits das dritte Mal in Folge – vom Nachrichtensender ntv und dem Deutschen Institut für Service-Qualität (DISQ) als Sieger für die private Unfallversicherung ausgezeichnet. Die private Unfallversicherung leistet einen wichtigen Beitrag zur Existenzvorsorge. Im Firmenkundengeschäft sind wir mit unserem Angebot in der gewerblichen Betriebshaftpflicht seit Jahren führend. Hier bieten wir im Gewerbesegment wichtigen Schutz für den Fortbestand von Unternehmen.
Baloise legt in der Sachsparte den Fokus auf das Privat- und Firmenkundengeschäft. Wie ist die Gewichtung und wie sieht Ihre Produktstrategie hier aus?
Willi: Beides ist uns wichtig. Wir streben über die Zeit ein Verhältnis im Prämienvolumen von rund 60 Prozent Privat- zu 40 Prozent Firmenkundengeschäft an. Das variiert entsprechend dem Markt-Preis-Zyklus und bringt uns Flexibilität im Underwriting. Die Portfoliozusammensetzung ist mit Blick auf profitables Wachstum und Diversifikation entscheidend.
Die Folgen des Klimawandels waren 2024 sehr deutlich zu spüren. Eine Studie des Potsdam Instituts für Klimafolgen erwartet eine Vervielfachung der Schadensummen in den kommenden Jahrzehnten. Wo liegen für Sie als Versicherer vor dem Hintergrund die großen Herausforderungen?
Willi: Die Häufung und die Kostenfolgen der Elementarereignisse in 2024 und den Jahren davor spürt der ganze Markt. Das trifft Privatpersonen und Unternehmen im Einkauf des wichtigen Versicherungsschutzes etwa für Wohngebäude oder Produktionsstätten. In den letzten Jahren hat der Markt auch inflationsbedingt substanzielle Preisanpassungen vorgenommen. Diese waren notwendig, da zum Beispiel die Wohngebäude-Sparte in Deutschland mit wenigen Ausnahmen marktweit Jahr für Jahr defizitär abschneidet. Preisanpassungen allein werden die von Ihnen geschilderten Herausforderungen des Klimawandels nicht lösen. Wie der GDV festhält, müssen wir uns besser auf extreme Wetterereignisse vorbereiten, in Prävention investieren, resilienter werden. Selbstverständlich werden auch neue Produktvarianten, zum Beispiel preislich günstigere Optionen mit Deckung des Existenzschutzes und höheren Selbstbeteiligungen, Einzug halten.
Lassen Sie uns einen Blick auf das Firmenkundengeschäft werfen: Auch hier sind die Herausforderungen hoch. Wie entwickelt sich das Geschäft mit Unternehmen für Baloise, und welche Produkte oder Services sind besonders relevant? Unterscheiden Sie Ihre Marktstrategie nach Größe der Unternehmen?
Willi: Man kann im Geschäft mit Firmenkunden schnell wachsen. In der Konsequenz sollte man immer im Blick behalten, dass man für Großschäden aufzukommen muss. Baloise ist im Firmenkundengeschäft mit hoher Kontinuität am Werk, das heißt, wir ändern unsere Zeichnungspolitik nicht sprunghaft, profitables Wachstum ist unser Ziel. Wenn Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartner bei uns Risiken platzieren, dann begleiten wir diese. Als besonderen Service möchte ich unsere seit über fünf Jahre geübte Praxis im Sach-Industriegeschäft nennen, bei der wir im ersten Halbjahr notwendige Anpassungen in den Verträgen vereinbaren und Risiken mit Aufschlag auch längerfristig binden. Das schafft für die Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartner sowie die Firmenkunden frühzeitig Klarheit.
Die Unternehmensgröße ist in der Sach- und Haftpflichtversicherung im Underwriting in der Regel relevant, während sie für das Transportgeschäft oder die Technischen Versicherungen – wie zum Beispiel die Versicherungsdeckung für Maschinen – nicht im Vordergrund steht.
Welche Bedeutung haben Vermittler für Ihre Geschäftsstrategie – mit Blick auf die beiden Sparten, Leben und Sach?
Willi: Auch hier sind wir bei Baloise einheitlich unterwegs: Wir haben mit unserem Exklusivvertrieb, dem Maklerkanal und der OVB drei starke Vertriebswege. Dazu kommen noch die Pools und Verbünde. Unsere Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartner sind essentiell für die Strategieumsetzung und die Wachstumsambitionen. So setzen wir auf die Nähe zu ihnen, das heißt, unsere Vertriebsteams kümmern sich intensiv und engagiert um die Menschen: Wir sind bei Veranstaltungen, geben Webinare zu unseren Produkten und sind immer da, um gemeinsam gute Lösungen für offene Themen zu finden.
Welche konkreten Unterstützungsmaßnahmen bietet Baloise seinen Vertriebspartnern, um sie in der Kundenberatung zu stärken?
Ries: Neben sehr leistungsstarken Produkten bieten wir auch produktneutrale Vertriebsunterstützung. In unseren Mehrwert-Webinaren können sich unsere Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartner regelmäßig und praxisnah mit Marktexperten austauschen. Wir bieten eine breite Themenpalette wie Nutzung von KI und Social Media bis hin zum Investment-Know-how. Beratungstools wie der Baloise Fonds-Checker und maßgeschneiderte Endkundenkampagnen auf digitalen Plattformen runden unser Angebot ab.
Willi: Unsere Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartner können immer auf top Produkte zählen. Im Exklusivvertrieb bieten wir zudem in Nicht-Zielsegmenten sehr attraktive Lösungen von Kooperationspartnern an.

Vor dem Hintergrund: Welche Rolle spielen digitale Services und Automatisierung in Ihrer zukünftigen Geschäftsentwicklung?
Ries: Eindeutig eine immer wichtigere Rolle! Dazu nenne ich zwei relevante Beispiele: Der Datenaustausch beziehungsweise -übermittlung an unsere Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartner zum Beispiel über BiPRO beschleunigt die Prozesse in der Geschäftsabwicklung. Digitale Plattformen, wie VersDiagnose, ermöglichen Votierungen zu Risikovoranfragen beispielsweise zur Berufsunfähigkeitsversicherung an sieben Tagen rund um die Uhr. Daher ist es für uns sehr wichtig, dort als Baloise präsent zu sein.
Willi: Wie bereits angesprochen, investieren wir substanziell in eine moderne IT-Landschaft, die den Ausbau digitaler Services und Automatisierung sowie Dunkelverarbeitung auf breiter Basis unterstützt. Bei der Umsetzung der BiPRO-Normen gelten wir dabei sogar als Vorreiter.
Was sind die wichtigsten strategischen Ziele von Baloise für die nächsten fünf Jahre, und welche Rolle spielen dabei Makler und Vermittler?
Willi: Im Rahmen unserer Strategie stellen wir den Vertrieb im Mittelpunkt unseres Handelns: „Mit einem top Team sind wir erste Wahl für unsere Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartner.“. Davon abgeleitet haben wir drei Schwerpunkte definiert. 1. Fokussieren: Wir konzentrieren uns auf definierten Zielsegmente; 2. Wert generieren: Modernisierung und Verbesserung unserer IT-Landschaft sowie Bereitstellung eines reibungslosen Service; 3. Verantwortung übernehmen: Eigenverantwortung steht im Zentrum unseres Handelns. Damit werden wir weiter profitabel über dem Markt wachsen und in Deutschland unseren Beitrag zum Erreichen der Strategie von Baloise leisten.