Vor ziemlich genau drei Jahren kam der Bantleon Changing World an den Markt. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Maier: Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Seit Auflegung des Fonds haben wir eine annualisierte Rendite von acht Prozent erreicht. Damit haben wir unsere Benchmark deutlich outperformt. Besonders hervorheben möchte ich allerdings die Entwicklung im schwierigen vergangenen Jahr, als es uns gelungen ist, eine Performance von über zehn Prozent zu erzielen. Wir messen uns mit der Elite der Mischfonds und sind laut Morningstar im zwölftbesten Perzentil seit Auflage des Fonds. Da können wir natürlich ein positives Resümee ziehen.,. Im Bantleon Changing World (LU1808872888) werden alle Assetklassen nachhaltig umgesetzt. Die aktive Steuerung, je nach Marktphase, und der Fokus auf die richtigen Themen am Aktienmarkt waren die Bausteine unseres Erfolges der vergangenen drei Jahre.
Gibt es Leitplanken hinsichtlich der Asset Allokation oder können Sie völlig frei agieren?
Maier: Für alle Assetklassen gibt es klare Leitplanken, innerhalb derer wir uns bewegen. Unser Managementansatz ermöglicht es uns aber, sowohl mit der Top-DownSteuerung der Assetklassen als auch der Bottom-UpEinzeltitelselektion unsere Markteinschätzung zum Ausdruck zu bringen. Auf der Aktienseite gibt es selbst auferlegte Ausschlüsse von Titeln, in die wir nicht investieren, etwa in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit,
Welches sind aus Ihrer Sicht die Themen der Zukunft und wie viele Titel haben Sie ständig unter Beobachtung?
Maier: Wir haben im Wesentlichen vier Zukunftsthemen identifiziert: Erneuerbare Energien, digitale Infrastruktur, intelligente Städte & Mobilität sowie digitale Disruptoren. Nur diejenigen Unternehmen, die nicht gegen wesentliche ESG-Ausschlusskriterien (ESG = Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) verstoßen, kommen in die Auswahl. Anschließend analysieren die Portfolio Manager jedes einzelne Unternehmen auf der Suche nach den überlegenen oder schwer ersetzbaren Geschäftsmodellen in dem jeweiligen Segment. Schlussendlich werden in der finalen Unternehmensbewertung die jeweiligen Finanzkennzahlen und Nachhaltigkeitsfaktoren zusammengeführt. Nur die Aktien der Unternehmen mit den substanzstärksten Geschäftsmodellen und einem führenden Nachhaltigkeitsprofil finden den Weg in das Portfolio. Das Universum, aus dem wir schöpfen, sind 1.200 Firmen, die wir identifiziert haben und welche die genannten vier Themen repräsentieren. Auf der Anleihenseite konzentrieren wir uns ausschließlich auf solide Schuldner aus dem Bereich der Staats- und Unternehmensanleihen.
Nehmen Sie als Bantleon auch Einfluss auf Unternehmen, um sie in Richtung nachhaltigen Handelns zu lenken?
Maier: Wir haben innerhalb der Unternehmenslandschaft relevante ESG-Themen identifiziert, welche wir im direkten Austausch mit den Unternehmen vorantreiben wollen. Im Bereich der digitalen Infrastruktur versuchen wir beispielsweise, Rechenzentren dahin zu bewegen, dass diese bei der Energiequelle vermehrt auf erneuerbare Energien setzen. Dadurch sollte das Unternehmen weniger regulatorischen Risiken ausgesetzt sein und dementsprechend mit einer überlegenen Wettbewerbsposition überproportional wachsen können. Das Ergebnis ist eine positivere Bewertung. Im Umkehrschluss kann dies auch dazu führen, dass wir die Attraktivität eines Unternehmens anders wahrnehmen als der Gesamtmarkt und damit im Thema Nachhaltigkeit auch einen Alpha-Faktor versteckt sehen. Insgesamt sind wir nämlich davon überzeugt, dass das Thema Nachhaltigkeit in den vier Themenbereichen zu Wettbewerbsvorteilen führen kann und sich der Dialog mit den Unternehmen lohnt. Andererseits meiden wir Firmen aber auch, wenn sie zu viel Zukunftsfantasie mitbringen, auch in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit.
Lässt sich beispielhaft mal sagen, was für Sie zu viel Zukunftsfantasie wäre?
Maier: Zu viel Zukunftsfantasie bedeutet, dass der Aktienpreis zu viel Wachstum enthält. Wir hatten gerade im letzten Jahr nach der Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten vor allem bei Technologiefirmen im Bereich der erneuerbaren Energien und gerade in Bezug auf den Bereich Wasserstoff zu viel Zukunftsfantasie, obwohl die strukturellen Wachstumstreiber zweifelsohne enorm waren und immer noch sind. Anhand unserer Bewertungsmethodologie mussten wir uns einfach fragen: Ist das realistisch? Wollen wir da weiter mitspielen? Wir haben uns zu diesem Zeitpunkt dazu entschieden, das Segment der erneuerbaren Energien unterzugewichten und den Bereich Wasserstoff vorerst zu meiden. Heute sehen wir bei erneuerbaren Energien wieder attraktive Einstiegsniveaus.
Neben Aktien hat der Fonds aber auch noch eine Anleiheseite und Sie investieren sowohl in klassische Corporate und Government Bonds, aber auch in grüne Anleihen, also Green Bonds. Letztere ist noch eine relativ junge Assetklasse. Wie wählen Sie aussichtsreiche Kandidaten aus und wie steuern sie das Anleiheportfolio?
Maier: Die aktive Steuerung im Fonds geschieht auf Basis von Analysen unserer mehrfach ausgezeichneten Volkswirte, die uns eine Allokationsempfehlung, liefern – etwa in Bezug auf Duration oder Inflation. Wir sind seit Anfang des Jahres vermehrt in Linker investiert, also inflationsindexierte Anleihen, die aktuell eine Quote von zehn Prozent am Gesamtportfolio ausmachen und in den vergangenen Monaten eine Rendite von 5,8 Prozent erzielt haben. Bei nominalen Staatsanleihen muss man schon froh sein, wenn eine schwarze Null als Ertrag herauskommt. Die Anleihenquote betrug Ende September 24 Prozent. Es ist grundsätzlich unser Ziel, unter dem Profitabilitätsgedanken sämtliche Anleiheninvestments mit Green Bonds umzusetzen. Deshalb decken wir den Teil, der aktuell nicht mit Linkern umgesetzt wird, mit Green Bonds ab. Darum kümmert sich unser Green-Bond-Experte Marcio da Costa, der einen eigenen Analyseprozess entwickelt hat, mit dem er vor allem die Verwendung der Mittel genau unter die Lupe nimmt und dann entscheidet, ob es sich wirklich um einen Green Bond oder um Greenwashing handelt.
Gibt es aus Ihrer Sicht bestimmte Prioritäten oder Präferenzen für bestimmte Projekte oder schauen Sie nur auf den Kupon, was hinten rauskommt?
Maier: Der Kupon ist nicht allein entscheidend. Wir selektieren sehr aktiv und schauen uns die Verwendungszwecke der Projekte sehr genau an. Das bedeutet aber nicht, dass wir Emittenten grundsätzlich ausschließen wenn das Geschäftsfeld nicht nachhaltig ist, denn gerade diese Bereiche können und müssen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Es wäre kontraproduktiv, diese Emittenten, wie beispielsweise Flughäfen, nicht zu unterstützen. Wenn beispielsweise ein Green Bond dazu verwendet wird, den Transport innerhalb des Flughafens auf Wasserstoffbusse umzustellenerfolgt, dann ist das ein Verwendungszweck, den wir als durchaus positiv ansehen. Dann investieren wir, obwohl der Emittent nicht der grünsten Branche angehört.
Letzte Frage zum Stichwort die nächsten drei Jahre: Wie fällt Ihre Vorausschau aus? Sehen Sie weitere Zukunftsgewinner, in die es sich möglicherweise lohnt, künftig zu investieren?
Maier: Unsere aktuelle Auswahl der vier Zukunftsthemen sollte auch in den nächsten drei Jahren und darüber hinaus attraktive Erträge ermöglichen. Die besten Unternehmen aus diesen Bereichen sollten langfristig Rückenwind haben und überproportional wachsen können. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass eines unserer Themen, sei es temporär oder auch strukturell, irgendwann an Attraktivität verliert. Dann würden wir das infrage stellen. Aber aktuell sind wir sehr zufrieden mit unserer Themenselektion, weil sie Wachstum, Stabilität und das Thema Nachhaltigkeit sehr gut vereint. In den nächsten Jahren rechnen wir mit zunehmender Volatilität an den Finanzmärkten, die für das Asset Management zu einer großen Herausforderung werden dürfte, sowohl im Anleihen- als auch im Aktienbereich. Meines Erachtens haben wir aber die richtigen Themen identifiziert, die nicht nur heute funktionieren, sondern auch im kommenden Jahrzehnt.
Das Gespräch führte Frank O. Milewski, Cash.