„Liz Truss will die Steuern durch eine Lockerung der fiskalischen Sparmaßnahmen um 30 Milliarden Pfund senken. Ihre Vorschläge beinhalten unter anderem die Rücknahme der jüngsten Erhöhung der Sozialversicherung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer und die Senkung der Körperschaftssteuer auf 19 %. Darüber hinaus soll es Maßnahmen geben, um die Belastung durch höhere Energierechnungen für Geringverdiener, Rentner und andere Leistungsempfänger auszugleichen. Auch eine vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer ist geplant.
Wenn Liz Truss sich dafür entscheidet, die Einkommen – durch Steuersenkungen und Erhöhung von sozialen Leistungen – zu erhöhen, wird dies den Aufwärtsdruck auf die Inflation verstärken. Die Kosten für die Bedienung inflationsgebundener Anleihen werden sich erhöhen.
Größere Haushaltsdefizite und eine höhere Inflation könnten sich in etwas höheren Renditen für Staatsanleihen niederschlagen. Ein Großteil der Anpassung der Renditen und Zinssätze hat aber bereits stattgefunden, da Truss als Favoritin galt.
Die Auswirkungen auf das Pfund Sterling sind differenzierter. Eine wachstumshemmende fiskalische Straffung, die Rishi Sunak während seiner Amtszeit als Finanzminister vorgenommen hat, war wohl ein Grund für die schwache Entwicklung des Pfund in diesem Jahr. Zusätzliche öffentliche Ausgaben und Steuersenkungen könnten einen kurzfristigen Impuls geben, ebenso wie höhere relative Zinssätze. Im Vereinigten Königreich herrscht nach wie vor große Unsicherheit, vor allem in Bezug auf die Lebenshaltungskostenkrise, die Energiekrise und die Bemühungen, diese zu finanzieren, was wiederum den britischen Markt und das Pfund Sterling belastet.
Daher wird jede Klarheit, die die neue Premierministerin Liz Truss schaffen kann, und die ihrerseits ein gewisses Maß an Kontrolle über ihre politische Agenda demonstriert, wahrscheinlich ein positiver Treiber sein.
Das Verbrauchervertrauen befindet sich auf einem Rekordtief, da die Bevölkerung mit Sorgen um einen möglichen weiteren Anstieg ihrer Lebenshaltungskosten bis zum Winter kämpft. Es sollte also Priorität für Liz Truss sein, diese Probleme anzugehen, sei es durch weitere Subventionen, Steuererleichterungen oder die Einführung einer neuen Energiepreisobergrenze. Dies könnte auch zur Lohnstabilität beitragen, da die derzeitigen Streiks Produktivität und Stimmung im Lande belasten.
Um all dies zu erreichen, rechnet der Markt mit einer Art Nothaushalt. Angesichts der Tatsache, dass allein das Rettungspaket für den Energiesektor schätzungsweise 50 Milliarden Pfund kosten wird, sucht der Markt nach eindeutigen Antworten auf die Frage, wie eine so große Summe auf Dauer finanziert werden soll. Ein vernünftiger Plan würde das Pfund wahrscheinlich stützen.“