Der Untersuchungsausschuss dreht seit rund fünf Monaten jeden Stein im Fall Wirecard um. Das Ziel: Herausfinden, wie der mutmaßliche Milliardenbetrug bei dem ehemaligen Dax-Unternehmen so lange unbemerkt bleiben konnte, ob Wirecard als aufstrebendes Fintech dabei mit Samthandschuhen angefasst wurde und was sich in Folge politisch ändern muss. Wirecard, ein Dienstleister für bargeldlose Zahlungen an der Schnittstelle zwischen Händlern und Kreditkartenfirmen, hatte im vergangenen Sommer ein Bilanzloch von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und daraufhin Insolvenz angemeldet.
Bei den Befragungen im Ausschuss seien „durch die Bank weg Probleme bei der Wahrnehmung von Verantwortung“ zutage getreten, sagte Toncar. Behörden hätten mehr auf Zuständigkeiten geschaut als in Zusammenhängen zu denken. De Masi beschrieb ein „kollektives Organversagen“. Staatliche Institutionen hätten eine hohe Bereitschaft gezeigt, „dieser kriminellen Bande auf den Leim zu gehen, weil sie eben Wirecard repräsentiert hat“.
Bayaz beschrieb drei entscheidende Faktoren: „eine Bande mit hoher krimineller Fantasie und Energie“, ein „Kollektivversagen“ bei Institutionen, Behörden und Aufsichtsorganen sowie ein ganzes Heer an Beratern und Lobbyisten, „die Klinkenputzen waren um das Bild dieses Technologiestars“ an den Mann zu bringen.
Im April will der Ausschuss unter anderem noch Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) befragen. (dpa-AFX)