„Ausreichend hohe oder gar unbegrenzte Haftung der Rechnungsprüfer können Anreize bieten, um zu verhindern, dass in Abschlussprüfungen Kompromisse gemacht werden, die für qualitativ schlechtere Prüfungen sorgen“, heißt es in einem Diskussionspapier der Brüsseler Behörde. Darüber berichtet die „Welt“. Das Papier liegt auch der Deutschen Presse-Agentur vor.
Es beschreibt mögliche Versäumnisse der Aufsichtsbehörden und stellt Konsequenzen zur Debatte. Der frühere Dax-Konzern Wirecard hatte im Juni 2020 Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt – insgesamt könnte es nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft um mehr als drei Milliarden Euro gehen. Weil dies jahrelang unentdeckt blieb, steht unter anderem die deutsche Aufsichtsbehörde Bafin in der Kritik.
In dem Kommissionspapier wird bemängelt, dass „Vertraulichkeitsregeln in Deutschland die Entdeckung und Untersuchung der Verletzung von Buchhaltungsstandards negativ beeinflusst haben könnten“. Die europäische Aufsicht ESMA habe Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit der Bafin, der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung und der deutschen Abschlussprüferaufsichtsstelle APAS kritisiert. Künftig könnte im EU-Recht explizit festgehalten werden, dass Informationsaustausch zuständiger nationaler Behörden kein Bruch professioneller Vertraulichkeit darstellt, heißt es in dem Kommissionspapier.
Der CSU-Europaabgeordnete und Finanzexperte Markus Ferber erklärte, bei der europäischen Finanzaufsicht gebe es keine systemischen Defizite. Vielmehr habe die Bafin den Konzern schludrig beaufsichtigt. „Im Wirecard-Fall hat die Bafin versagt, nicht die europäische Ebene“, meinte Ferber. (dpa-AFX)