Wirecard-Skandal: Bundesbank distanziert sich von der Bafin

Foto: Picture Alliance
Der Wirecard-Skandal hat Bafin-Präsident Felix Hufeld das Amt gekostet.

Im Skandal um den Finanzdienstleister Wirecard gerät die staatliche Aufsichtsbehörde Bafin zunehmend unter Druck. Die Bundesbank distanzierte sich in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen ausdrücklich vom zweimonatigen Leerverkaufsverbot, das die Bafin im Februar 2019 erlassen hatte.

„Unseren Informationen und Analysen zufolge lag keine Situation vor, in der Fragen der Bedrohung der Finanzstabilität berührt waren“, heißt es in dem Schreiben der Bundesbank, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und über das zuvor die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ berichtet hatte.

Bereits Anfang 2019 hatte es Manipulationsvorwürfe gegen Wirecard gegeben, woraufhin der Aktienkurs in erhebliche Turbulenzen geriet. In einem bis dahin einmaligen Vorgang verbot die Bafin daraufhin bei Wirecard sogenannte Leerverkäufe, mit denen Spekulanten auf fallende Kurse eines Unternehmens setzen. Begründet wurde das Vorgehen damals mit einer drohenden Marktverunsicherung. In ihrer jetzt bekannt gewordenen Stellungnahme betont die Bundesbank jedoch, ihr seien keine akademischen Studien bekannt, wonach Leerverkäufe gegen ein einzelnes Unternehmen jemals zu einer generellen Marktverunsicherung geführt hätten.

Der Bundestagsabgeordnete Danyal Bayaz, der für die Grünen im Wirecard-Untersuchungsausschuss sitzt, wirft der Bafin deshalb einen ungerechtfertigten Eingriff in den Markt vor. Die Behörde habe damals Wirecard quasi zum schützenswerten Vorzeigeunternehmen erklärt.

Im Juni 2020 räumte der Dax-Konzern Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro ein und meldete wenig später Insolvenz an. Der AfD-Finanzexperte Kay Gottschalk forderte angesichts der jüngsten Erkenntnisse die Entlassung von Bafin-Präsident Felix Hufeld. Dieser stehe einem Neuanfang im Weg, erklärte Gottschalk. (dpa-AFX)

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