In der deutschen Fondslandschaft ist mit dem Unternehmen Discover Capital ein neuer erfolgreicher Player aus Augsburg auf dem Markt aktiv.
Cash. sprach mit Dimitri Widmann und Fabian Leuchtner, beide Geschäftsführer der Firma Aguja Capital, die in Zusammenarbeit mit Discover den Fonds Squad Aguja Oppertunities aufgelagt hat. Thema ist die Investmentstrategie der Manager.
Cash.: Sie haben sich in jungen Jahren dazu entschieden eine Fondsboutique zu gründen. Was sind die Hintergründe?
Leuchtner: Investieren ist unsere große Leidenschaft und den eigenen Investmentansatz mit einer eigenen Fondsboutique umsetzten zu können war schon immer unser Traum. Der Abschied von Flossbach von Storch ist uns jedoch nicht leicht gefallen – wir hatten dort sehr nette Kollegen, gute Karrieremöglichkeiten und konnten viel von Dr. Bert Flossbach lernen.
Welche Strategie steckt hinter dem neuen Fonds SQUAD Aguja Opportunities?
Widmann: Unser Ansatz besteht darin, einen Wissensvorsprung durch eine sehr detaillierte Analyse zu erarbeiten. Hierzu nutzen wir die gesamte Kapitalstruktur von Unternehmen aus. Wir fokussieren uns gezielt auf Teile des Marktes, welche weniger beachtet werden oder komplexe Strukturen aufweisen. Im Analyseprozess lesen wir viele Primärquellen, die oft vom Markt wenig beachtet oder nur mit viel Aufwand gefunden werden. Die Positionierung in verschiedenen Regionen (der Fokus des Fonds liegt auf Europa und den USA) und in unkorrelierten Werttreibern sollen für Stabilität sorgen, dabei hat der Kapitalerhalt für uns einen hohen Stellenwert.
Wie gewinnen Sie einen Wissensvorsprung? Sind die Märkte heutzutage dafür nicht schon zu effizient?
Widmann: Die Märkte sind prinzipiell schon sehr effizient, jedoch ergeben sich immer wieder spannende Opportunitäten. Dies ist unter anderem dann der Fall, wenn man nicht nur die Aktie betrachtet sondern auch das Fremdkapital. Das machen aber die wenigsten Markteilnehmer und meist gibt es nur einen Spezialisten pro Kategorie, so bleiben wichtige Informationen oft auf der Strecke. Gerade die Fülle an Informationen, die den Marktteilnehmern zur Verfügung stehen, führt zu Ineffizienzen. Denn oft werden Primärquellen nicht mehr beachtet und Situationen nicht bis ins letzte Detail analysiert. Hierdurch entstehen unserer Meinung nach regelmäßig Fehlbewertungen.
Welche Vorteile sehen sie darin in die gesamte Kapitalstruktur zu investieren, warum machen Sie es sich nicht einfach und investieren nur in Aktien oder in Anleihen?
Leuchtner: Eine ganzheitliche Betrachtung der Unternehmen führt zu einem wesentlich besseren Verständnis der jeweiligen Firma. Darüber hinaus haben wir so die Möglichkeit in das Kapitalmarktinstrument mit dem jeweils attraktivsten Chance/Risiko-Profil zu investieren. Beispielsweiße könnte eine Wandelanleihe interessant sein, wenn wir sehr großes Potential für eine Aktie sehen, aber gleichzeitig Schutz durch den Fremdkapitalcharakter wünschen. Gerade in Übernahmesituationen und bei Veränderungen im Management kann es sehr wertvoll sein viele verschiedene Instrumente zur Hand zu haben. Viele Dinge kommen hier in Bewegung, von der Veränderung der Bonität bis hin zu möglichen Margensteigerungen. Dies kann für Aktionäre interessant sein, gleichzeitig ergeben sich aber Änderungen, welche die gesamte Kapitalstruktur betreffen.
Können Sie hierfür ein Beispiel nennen?
Widmann: Für Aktien sind gerade operative Veränderungen interessant, z.B. wenn es viel Nachholpotenzial im Verhältnis zur Konkurrenz gibt. Der Markt reagiert auf solche Veränderungen oft nur zögerlich. So hat beispielsweise Adidas eine wesentlich geringere operative Marge als Nike. Anfang des Jahres wurde ein Managementwechsel bei Adidas angekündigt. Der neue CEO Kasper Rorsted hatte bereits bei Henkel sein Können unter Beweis gestellt. Diese Veränderung hat der Markt jedoch erst im Laufe der Zeit eingepreist. Eine ähnliche Situation gab es dieses Jahr auch bei Stada und aktuell wird über einen Zusammenschluss zwischen Linde und Praxair diskutiert. Auch hier gibt es aktuell noch einen großen Unterschied in der Marge. Praxair wird sehr effizient geführt, somit könnte diese Situation interessant sein, wenn es zu einem Zusammenschluss kommen sollte. Ein anderes Beispiel sind die Volkswagen Hybridanleihen. Im Zuge des Abgasskandals ergab sich hier eine sehr spannende Opportunität. Aufgrund der Ausgestaltung dieser Anleihen und in Verbindung mit der Satzung des Konzerns und dem deutschen Aktiengesetz galt dies allerdings lediglich für das Hybridkapital. Aktie und Anleihe wiesen diese besondere Attraktivität nicht auf.
Welchen Kriterien muss eine Anleihe oder Aktie erfüllen damit sie ein Investment tätigen?
Leuchtner: Wir nutzen ein klassisches Value Framework, das wir aber über die Jahre selbst verfeinert haben. Dinge wie Sicherheitsmarge und Schutzwall sind darin enthalten, wichtig ist uns aber auch das Vorhandensein sogennanter „Trigger“. Das bedeutet: Wir suchen nach Investments, die nicht nur günstig sind, sondern zudem über einen spezifischen Kurskatalysator verfügen. Dies kann z.B. eine potentielle Übernahme, ein möglicher Indexaufstieg oder ein anderes Event sein. Darüber hinaus suchen wir gezielt nach „Outsider-CEOs“. Das sind Unternehmenslenker, die sich neben hervorragender operativer Führung durch besonders geschickte Kapitalallokationsentscheidungen hervorgetan haben. Ein schönes Beispiel hierfür ist der CEO von Activision Blizzard Robert Kotick. Wichtig ist uns zudem eine hohe Qualität des Investmentcase. Das heißt, wir wollen Chancen und Risiken sehr gut verstehen und einschätzen können.
Sie tätigen ‚fokussierte Investments‘ – entsteht hierdurch ein erhöhtes Risiko?
Leuchtner: Wir denken, dass gerade das Gegenteil der Fall ist. Wie schon Warren Buffett treffend gesagt hat:„risk comes from not knowing what you are doing“. Wir kennen lieber weniger Unternehmen sehr genau, als uns mit vielen Unternehmen wenig auszukennen. Hierdurch können wir dann sehr gut auf Portfolioebene dafür sorgen keine Klumpenrisiken einzugehen und zudem darauf zu achten in verschiedenen Werttreibern investiert zu sein.
In Ihrer Fondsbezeichnung stecken die Begriffe ‚SQUAD‘ und ‚Aguja‘ – was verbirgt sich dahinter?
Widmann: SQUAD steht für ein kleines Team von Spezialisten, welches die Partnerschaft mit Discover Capital repräsentiert. Aguja, gleichzeitig auch der Name unsere Fondsboutique, ist eine besondere Adlerart. Der Adler steht für Ausdauer, Freiheit und die Fähigkeit Details zu erkennen.
Interview: Tim Rademacher
Foto: Discover Capital