Ob Fondsmanager den Markt schlagen können, hängt von vielen Faktoren ab. Der Erfolg von aktiven oder passiven Anlagestil wird beispielsweise vom politischen Umfeld oder Stand des Konjunkturzyklus beeinflusst und variiert damit auch zwischen verschiedenen Märkten oder Regionen. Für die optimale Portfolioallokation ist daher ein differenzierter Blick gefragt. Ein Kommentar von Marlène Hassine Konqui, Head of ETF Research bei Lyxor Asset Management.
Nachdem 2018 lediglich 24 Prozent der aktiven Manager positives Alpha generieren konnten, hat sich das erste Quartal 2019 für diesen Managementansatz verbessert. Immerhin 38 Prozent der aktiven Manager konnten ihre jeweilige Benchmark übertreffen. Mit 42 Prozent gelang dies im Fixed Income-Bereich im Durchschnitt öfter als bei Aktien – dort waren es lediglich 36 Prozent.
Aktive Manager konnten im Frühjahr 2019 wieder punkten
Die positive Entwicklung gegenüber dem Vorjahr sei insbesondere auf unterstützende Finanzpolitiken der Zentralbanken, staatliche Stimuli in China und insgesamt geringere politische Unsicherheiten zurückzuführen. Davon hätten aktive und passive Manager gleichermaßen profitiert. In den kommenden Monaten böten passive Strategien Vorteile.
„Die weitere Erholung von Markt und Wirtschaft dürfte eher verhalten ausfallen. Die wirtschaftlichen Treiber sind begrenzt und zu großen Teilen bereits eingepreist“, sagt Konqui. „Im weiteren Jahresverlauf könnten sich jedoch auch für aktive Manager weitergehende Opportunitäten auftun. Das wird primär von der Entwicklung der politischen Unsicherheiten abhängen.“
Die Vereinigten Staaten (USA) bieten kein einheitliches Bild
Angesichts der auslaufenden Reflationspolitik der Federal Reserve (Fed) nähere sich die US-amerikanische Wirtschaft dem Rest der Welt an. Dennoch bestehen für die USA nach wie vor solide Fundamentaldaten und passive Strategien könnten zusammen mit einem vorherrschenden Tiefstand bei Gewinnwarnungen nach einer kurzfristigen Konsolidierungsphase einen Aufschwung erleben.
Erfolgreich Alpha zu generieren sei dagegen schwieriger und nur in bestimmten Marktsegmenten möglich. „Durch die im kommenden Jahr anstehende Präsidentschaftswahl dürfte die US-amerikanische Politik in naher Zukunft weniger disruptiv sein und Investoren so im Bereich der US-Small-Caps und auf einem Sektor-Level Opportunitäten bieten“, sagt Konqui. Bei Mainstream-Anlagen im aktiv gemangten Bereich bleibe es eine Herausforderung.
Europa und Japan sind schwer voraussagbar
Anders als in den USA förderten die politischen Gegebenheiten in Europa und Japan ausschließlich passive Anlagestrategien. „Die Wirtschaft der Europäischen Union ist nach wie vor durch eine starke Exportabhängigkeit und schwächelnde Mitglieder gekennzeichnet. Außerdem haben sich politische Ungewissheiten, allen voran der Brexit, noch immer nicht geklärt. Dieser könnte Unternehmen und aktive Investoren noch weitere sechs Monate beschäftigen und sie daran hindern, klare Anlageentscheidungen zu treffen“, sagt Konqui. Dennoch sei ein Soft-Brexit insgesamt wahrscheinlicher und biete Potenzial für passive Anleger.
Ähnlichen Herausforderungen stünden aktive Fondsmanager in Japan gegenüber. Zwar böte ein Handelsabkommen zwischen den USA und China die Möglichkeit, Druck vom Exportsektor zu nehmen. Verzerrungen durch eine zurückhaltende Bank of Japan, eine stärkere Sensibilität für Yen-Schwankungen und ein Mangel an Katalysatoren vor der Mehrwertsteuererhöhung können aktive Manager jedoch einschränken.
Positive Aussichten für Schwellenländer
In den Emerging Markets seien die stimulierenden Maßnahmen der chinesischen Regierung zwar bereits eingepreist, die Expertin von Lyxor Asset Management rechnet aber mit positiven, nachgelagerten Effekten auf das Capex und das Vertrauen in Schwellenländer. Darüber hinaus sollten die zurückhaltenden Politiken der Zentralbanken in Schwellen- und Industrieländern, eine wenig bedrohliche Inflationsrate und ein sich stabilisierender US-Dollar die Wirtschaften der Schwellenländer begünstigen.
„Zwar bewerten wir die Chancen für passive Investoren positiv, favorisieren für diese Region aber insgesamt ein aktives Fondsmanagement, das im Zusammenspiel sehr unterschiedlicher Länder erfolgreich Alpha generieren kann“, analysiert Konqui. „Opportunitäten bieten sich etwa bei den sich verändernden Wertschöpfungsketten in Asien, Sanktionen gegen Russland oder Reformen in Lateinamerika.“
Foto: Lyxor Asset Management Group