Wohneigentumserwerb bereits beim Vermögensaufbau unterstützen

In Deutschland fehlen bezahlbare Wohnungen – in den Metropolen und Ballungsgebieten sowie zunehmend auch in ländlichen Regionen. Vor allem Haushalte mit mittleren Einkommen und Familien mit Kindern haben das Nachsehen. Dr. Jörg Koschate, BHW Bausparkasse, fordert ein Eingreifen der Politik.

Jörg Koschate, Generalbevollmächtigter der BHW
Jörg Koschate, BHW: „Nur jedes vierte Paar mit zwei Kindern hat genügend Eigenkapital, um die eigene Immobilie zu finanzieren.“

Eine gewaltige Hürde für Bauherren oder Käufer sind oft die Eigenkapitalanforderungen der Darlehensgeber – auch sie sind ein Resultat der massiven Immobilienpreissteigerungen. Denn was helfen günstige Baukredite, wenn man sie nicht bekommt, weil man den Eigenanteil trotz steigender Löhne nicht so schnell ansparen kann, wie die Hauspreise steigen?

Der Faktor Generationenhilfe

Umfrageergebnisse zeigen, dass nur jedes vierte Paar mit zwei Kindern genügend Eigenkapital hat, um die eigene Immobilie zu finanzieren. Die übrigen müssen dafür noch bis zu fünf Jahre und länger sparen, es sei denn, Eltern oder Verwandte leisten finanzielle Unterstützung. Unüblich ist eine solche Generationenhilfe nicht. Unter unseren Bausparern sind viele Eltern oder Großeltern, die Geld für ihren Nachwuchs ansparen und die Verträge später übertragen. Ob private Anschubhilfe aber ausreicht, um zu verhindern, dass junge Familien zu den Verlierern der Immobilienmarktentwicklung werden, scheint dennoch mehr als fraglich.

Hoffen auf staatliche Förderung

Für mich ist klar, dass die Politik gefordert ist, um diese Entwicklung stoppen oder zumindest entschärfen zu können. Der Wohneigentumserwerb sollte bereits beim Vermögensaufbau unterstützt werden – zum Beispiel durch die Erhöhung der Einkommensgrenzen bei der Wohnungsbauprämie und der Arbeitnehmersparzulage. Abhängig von haushaltspolitischen Überlegungen könnte eine solche Förderung an den Ersterwerb gekoppelt werden. Unterstützt man die Vermögensbildung nicht frühzeitig, besteht die Gefahr, dass gerade in den Brennpunkten der Nachfrage die Eigentumsbildung verhindert wird. Familien müssten dann auf – kaum vorhandene – Mietwohnungen ausweichen oder ins Umland abwandern. Auch eine Entlastung für Familien bei der Grunderwerbssteuer oder ein Baukindergeld wären denkbare politische Maßnahmen.

Nicht warten – starten!

Einen Hoffnungsstreifen am Horizont gibt es: Einige der potenziellen Regierungsparteien wollen das Thema Wohnen auf die Agenda setzen und Familien offenbar den Weg ins Wohneigentum ebnen. Lohnt es sich also zu warten, bis neue Fördermaßnahmen beschlossen sind? Nein, denn von Absichtserklärungen bis zur Umsetzung können viele Monate vergehen. In dieser Zeit steigen die Zinsen ebenso wie die Baupreise. Wer hier mit staatlichen Zuschüssen spekuliert, kalkuliert zu knapp. Der richtige Zeitpunkt für den Kauf von Wohneigentum ist der, an dem das zu den individuellen finanziellen Möglichkeiten passende Eigenheim gefunden ist.

Dr. Jörg Koschate ist Mitglied des Vorstands BHW Bausparkasse

Foto: BHW

 

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