Dies zeigt eine aktuelle Befragung des Maklernetzwerkes Remax Germany unter 22 europäischen Ländern. Laut dem Europa-Wohnimmobilien-Trendreport ist Spitzenreiter Ungarn mit einer Eigentumsquote von 82 Prozent, gefolgt von Slowenien (75 Prozent) und Bulgarien (73 Prozent). Samina Julevic, CEO von Remax Germany, fordert gemeinsam mit ihrem Vorgänger Kurt Friedl seit langem eine höhere Eigentumsquote in Deutschland und sieht in der niedrigen Quote eine potenzielle Gefahr: „Für den sozialen Frieden innerhalb der Gesellschaft ist die niedrige Wohneigentumsquote alles andere als gut“. Durch verschiedene Maßnahmen ließe sich die Quote relativ einfach erhöhen.
Eine Studie des Maklernetzwerk Remax Germany unter 16.000 Personen in 22 europäischen Ländern zeigt, dass beinahe zwei Drittel (61,7 Prozent) der Befragten die Immobilie, die sie bewohnen, auch besitzen. Nicht so in Deutschland: Hier besitzen lediglich 41,4 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage ein Eigenheim. Der Rest wohnt zur Miete. Ungarn sind die Immobilienbesitzer Nummer eins (82,4 Prozent), gefolgt von Slowenien (75,4 Prozent), Bulgarien (73,0 Prozent), Italien (72,7 Prozent), Rumänien (72,4 Prozent), Tschechien (71,8 Prozent), Spanien (71,7 Prozent) und Griechenland (71,2 Prozent).
Am anderen Ende der Skala liegt die Schweiz mit nur 36,8 Prozent Wohnen im Eigentum, vor Deutschland (41,4 Prozent), Finnland (54,7 Prozent), England (56,4 Prozent), Frankreich (57,6 Prozent), Österreich (58,3 Prozent), den Niederlanden (58,4 Prozent) und Polen (59,9 Prozent).
Deutschland ist reich, aber die Deutschen sind arm
„Für Deutschland ist dieses Ergebnis ein absolutes Armutszeugnis“, sagt Samina Julevic, seit Mai dieses Jahres neue CEO des Maklernetzwerkes Remax Germany. „Die Zahlen verdeutlichen, dass in Deutschland noch nicht einmal jeder Zweite in den eigenen vier Wänden wohnt. Deutschland ist zwar reich, aber die Deutschen sind arm – zumindest was das Immobilieneigentum angeht. Das führt in Summe zu weniger Wohlstand und nicht selten zu Altersarmut. Immobilieneigentum muss in Deutschland beim Vermögensaufbau eine wichtigere Rolle spielen“.
Dass die reiche Schweiz eine noch niedrigere Quote hat, sei nur ein schwacher Trost. Julevic weiter: „Unser Nachbarland Österreich liegt zwar mit 58,3 Prozent auch nur im Mittelfeld. Dort gibt es aber zumindest in den Metropolen einen deutlich besser funktionierenden kommunalen Wohnungsbau. Dadurch ist der Gesamtmietmarkt entspannter und Normalverdiener können sich, wenn sie nicht im Eigentum wohnen, die Mieten leisten“. Auffällig sei, dass vor allem die ost- und südeuropäischen Länder eine deutlich höhere Eigentumsquote hätten als Deutschland. „Diese Länder sind zwar volkswirtschaftlich betrachtet ärmer als Deutschland, deren Bewohner aber zumindest in Bezug auf Immobilien reicher“, erklärt die Immobilienexpertin.
Die Eigentumsquote in Deutschland ist seit Jahrzehnten unverändert. Trotz des Booms der letzten Dekade, der auch durch niedrige Zinsen befeuert wurde, ist es nur wenigen Bundesbürgern gelungen, Wohneigentum zu schaffen. Dabei ist Wohneigentum nach den Worten Julevic‘ nicht nur wichtig für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge: „Es ist für die gesamte Gesellschaft besser, wenn die Eigentumsquote hoch ist, denn dies trägt maßgeblich zum sozialen Frieden bei“.
Erleichterungen zum jetzigen Zeitpunkt wichtiger denn je Laut Julevic gibt es verschiedene Hebel, um die bestehende Situation zu ändern. „Neben einer Vereinfachung der Bauvorschriften, der Aufstockung der Fördermittel und der Senkung der Auflagen bei deren Beantragung wäre vor allem die Einführung von Freibeträgen bei der Grunderwerbsteuer beim Ersterwerb eine wichtige Sofortmaßnahme“. Julevic weiter: „Beim Erwerb einer vermieteten Wohnung kann der Vermieter die Kreditzinsen von der Einkommensteuer absetzen, beim Erwerb von selbst genutztem Wohneigentum nicht – zumindest beim Erstkauf sollte dies ermöglicht werden“. Gerade jetzt, wo potenzielle Käufer mit neuen Unsicherheiten beim Thema Heizung, Kreditzinsen um knapp vier Prozent, hohen Baumaterialienpreisen, Lieferengpässen und Handwerkermangel sowie gestiegenen Eigenkapitalanforderungen der Banken zu kämpfen haben, seien Erleichterungen und Anreize von staatlicher Seite mehr denn je nötig.