Wohnen im Alter: Es soll urban, individuell und selbstbestimmt sein

Chef von Carestone steht vor dem Firmenlogo
Foto: Carestone
Dr. Karl Reinitzhuber, Carestone: „Wir freuen uns, dass wir im Rahmen des Portfolioverkaufs dazu beitragen, das Tempo bei der Schaffung von dringend benötigtem Senioren- und Pflegewohnraum weiter zu steigern."

Die Anforderungen an das urbane Leben im Alter verändern sich deutlich. Individualität und Selbstbestimmung werden für künftige Seniorengenerationen relevanter. Vor diesem Hintergrund müssen altersgerechte Immobilien im urbanen Raum neu gedacht und nachhaltiger werden. Im Auftrag von Carestone hat das Marktforschungsinstitut Ipsos hierfür deutschlandweit 1.124 Seniorinnen und Senioren sowie 74 Branchenexpertinnen und -experten quantitativ und qualitativ befragt.

Die Studienergebnisse unterstreichen: Altersgerechtes Wohnen im urbanen Raum stellt sowohl neue Anforderungen an die Quartiers- und Stadtentwicklung wie auch an die Immobilien selbst. „74 Prozent der von Carestone befragten Seniorinnen und Senioren wollen im Alter im Zentrum, in regulären oder gehobenen Wohnvierteln leben“, sagt Dr. Karl Reinitzhuber, CEO von Carestone. „Interessant ist, dass Services rund um den Alltag, wie Unterstützung bei Online- und Mobilfunk-Themen, Behördengängen oder beispielsweise Carsharing, den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern viel wichtiger sind als Gesundheitsservices in der Wohnanlage.“

Senioren wünschen sich unabhängiges Leben in der Mitte der Gesellschaft

Fast zwei Drittel der Befragten, nämlich 59 Prozent, fordern eine aktive Teilhabe am sozialen Leben, wie Kultur. „Dabei geht es nicht um die Angebote in den Senioreneinrichtungen. Vielmehr suchen die Befragten bewusst nach Aktivitäten außerhalb des eigenen Wohnraums, wie Marktplätzen, belebten Straßen oder Geschäften“, so Reinitzhuber weiter. Der Wunsch nach größtmöglicher Unabhängigkeit geht aber weit über die Freizeitaktivitäten hinaus. Künftige Seniorengenerationen wollen ihren Tagesablauf selbst bestimmen, weitestgehend eigenständig bleiben und das Leben in der Wohnanlage mitbestimmen. Sie streben ein Leben in individualisierten Gemeinschaften an und wollen so lange wie möglich urban, individuell und mit größtmöglicher Unabhängigkeit in der Mitte der Gesellschaft leben.

Diese Entwicklung bestätigt auch Oona Horx-Strathern, Zukunfts- und Trendexpertin: „Die sogenannte individualisierte Gemeinschaft ist einer der Trends. Die Menschen wollen ihre Privatsphäre wahren, aber nicht allein leben. Gemeinschaftliche Wohnformen in den Städten können dafür eine Lösung sein.“ Die Befragten zeigen eine hohe Bereitschaft zur Wohnraumverkleinerung: 20 Prozent wünschen sich Wohnungen zwischen 45 und 55 Quadratmeter, 23 Prozent wollen künftig in 55 und 65 Quadratmetern zuhause sein. Für Reinitzhuber ist klar: „Senioren ist es wichtig, beherrschbare Wohnungsgrößen zu haben.“

Generation 60 plus: Impulsgeber für innovative Wohnformen und nachhaltige Konzepte

Das Thema Nachhaltigkeit ist für die zukünftige Seniorengeneration alternativlos. Aspekte wie Solarpanel (68%), Heizen mit Erdwärme (55%), Ladestationen für E-Autos (38%) belegen die große Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit bei den befragten Senioren. Darüber hinaus erwartet die übergroße Mehrheit ein Leben in einem grünen Umfeld, beispielsweise mit Parkanlagen (87%) und Gärten (75%). Etwa 81 Prozent der Befragten wünschen sich eine unkomplizierte Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Für rund 40 Prozent aller Befragten ist es darüber hinaus wichtig, dass nachhaltige Baustoffe zum Einsatz kommen. „Unsere Studie zeigt, dass sich die Anforderungen an das urbane Leben im Alter verändern. Es braucht deutlich differenzierte Wohnformen für das Zuhause in der späten Lebensphase. Diese gibt es heute praktisch noch nicht“, so Dr. Karl Reinitzhuber.

Echte Herausforderungen für künftige Quartiers- und Stadtentwicklung

Ein weiteres Ergebnis der Carestone Trendstudie: Urbane Quartiere, die den Wunsch nach Teilhabe am sozialen Leben besser erfüllen, werden von zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner stärker nachgefragt. Dies ist schon heute ein entscheidendes Kriterium für Altersimmobilien in Innenstädten. Doch die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich – Tendenz steigend. Dem Wunsch der befragten Seniorinnen und Senioren nach Wohnen in Innenstadtlage stehen hohe Kosten für Flächen und Altimmobilien gegenüber. „Wir laufen Gefahr, dass die Älteren im Wettbewerb um begehrten Wohnraum in den Metropolen den Kürzeren ziehen. Deshalb müssen die Bedürfnisse der älteren Generationen bei der Stadtentwicklung deutlich stärker berücksichtigt werden. Alle Beteiligten sollten diesem Thema eine höhere Priorität geben“, so Reinitzhuber.

Forderung nach Änderung im Bauplanungsrecht

Aktuell wird die Relevanz von altersgerechtem Wohnen bei der Quartiers- und Stadtplanung von den in der Studie befragten Experten jedoch noch als viel zu gering wahrgenommen. „Unser Anspruch ist es daher, ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen und als strategischer Partner alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen.“

Zudem sollten Verantwortliche in der Stadt- und Quartiersplanung das altersgerechte Wohnen im urbanen Raum konzeptionell in den Fokus rücken. So wären eine eigene Nutzungsart im Bauplanungsrecht oder eine Quote für altersgerechte Wohnformen denkbar. Darüber hinaus sollten Senioren- und Pflegeimmobilien mit staatlich gefördertem Wohnungsbau innerhalb der Sozialquote gleichgestellt werden. „Unsere Forderung ist, Flächen bzw. Altimmobilien für kreative Quartiersentwicklungen freizugeben“, so der Carestone CEO. Die entstehende diversere Sozial- und Altersstruktur seien für die Städte eine Bereicherung.

Dass neue Konzepte für urbanes Leben im Alter nicht nur Impulse für die Innenstädte, sondern auch für die Pflegebranche bieten können, darauf wies Stephanie Hollaus von Ipsos hin: „Wenn moderne Arbeitsplätze in den Innenstädten entstehen, gewinnen auch die Pflegebetreiber als Arbeitgeber an Attraktivität. In Zeiten des Fachkräftemangels kann das ein entscheidendes Plus sein.“

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