Wohnen zur Miete teurer als Immobilienkauf

Gute Nachrichten für Selbstnutzer: Zwar übersteigen die Anfangsausgaben einer eigenen Immobilie die Mietausgaben für ein vergleichbares Objekt, doch nach einer Analyse von Empirica in Zusammenarbeit mit LBS Research gilt dies nicht für die lange Frist.

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Junge Eigentümer müssen zunächst einen höheren Anteil ihres Einkommens fürs Wohnen ausgeben, doch dafür liegt die finanzielle Belastung im Alter niedriger.

Selbst Mieterhaushalten mit mittleren Einkommen erscheine die Anschaffung eigener vier Wände oft als zu teuer. Tatsächlich liege die Anfangsbelastung in der Regel höher als die Wohnkosten vergleichbarer Mieterhaushalte. Auf längere Sicht jedoch sieht das Bild anders aus, wie eine aktuelle Analyse des Berliner Forschungsinstituts Empirica in Zusammenarbeit mit LBS Research ergibt.

Sinkende Wohnkosten für Eigentümer, steigende Wohnkosten für Mieter

Während die Mieterhaushalte im Zeitablauf mit weiter steigenden Wohnkosten konfrontiert seien, würden bei den Eigentümern die Ausgaben fürs Wohnen kontinuierlich sinken. Das Blatt wende sich bereits ab Anfang 50. Ist das Alter erreicht, in dem die Immobilie schuldenfrei ist, müsse der Wohneigentümer nur noch jeden sechsten Euro fürs Wohnen ausgeben, der Mieter fast jeden dritten Euro.

Die Analyse basiert auf den aktuellen Einkommens- und Verbrauchsstichproben (EVS) des Statistischen Bundesamtes die Wohnkosten von Mieter- und Eigentümerhaushalten im Zeitablauf untersuchen. Um beide Gruppen vergleichen zu können, wurden nur Mieter und Eigentümer mit einem Nettomonatseinkommen zwischen 2.000 und 3.000 Euro betrachtet.

Unterschiede bei den Wohnungsgrößen wurden hingegen nicht berücksichtigt, sondern jeweils die tatsächlichen Wohnkosten von Mietern und Eigentümern herangezogen: Bei Mietern die Bruttowarmmiete, bei Eigentümern die Ausgaben für Zins und Tilgung sowie kalte und warme Nebenkosten.

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Eine Sonderauswertung der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamtes in Zusammenarbeit mit LBS Research zeigt, dass Selbstnutzer anfangs zwar höhere Ausgaben fürs Wohnen haben, doch bereits nach wenigen Jahren wendet sich das Blatt. Im Alter steht schließlich eine Liquiditätsrendite von 300 Euro.

Tilgung entlastet Eigentümer

Wie die Auswertung zeigt, haben in jungen Jahren selbstnutzende Eigentümerhaushalte meist höhere Wohnkosten als vergleichbare Mieterhaushalte zu tragen. Mit fortschreitender Tilgung der Baukredite drehe sich jedoch die Belastungskurve zum Nachteil der Mieter, die nicht nur die Bruttowarmmiete aufbringen müssten, sondern im Trend auch mit steigenden Mieten konfrontiert seien.

Unter 40-Jährige geben laut LBS Research im Durchschnitt 619 Euro monatlich für die Miete einschließlich aller Nebenkosten aus. Eigentümer dieser Altersklasse müssten im Schnitt 729 Euro im Monat zahlen;  Erwerber kurz nach dem Kauf, die noch nichts getilgt haben, sogar 861 Euro.

Effekt im Alter am stärksten

Bei den über 64-Jährigen betrage die Miete im Schnitt 688 Euro; dies entspreche annähernd einem Drittel des verfügbaren Einkommens im Rentenalter. Dass die Mietbelastung bei älteren Haushalten höher ist, erklären die Wissenschaftler einerseits mit Mietsteigerungen über die Jahrzehnte und andererseits mit dem Remanenzeffekt– größere Familienwohnungen werden auch nach dem Auszug der Kinder weiter bewohnt.

Kurz vor Eintritt in den Ruhestand würden sich die Wohnkosten eines Eigentümers durch regelmäßige Kredittilgung im Schnitt nur noch auf 499 Euro im Monat belaufen. Ist die Immobilie schuldenfrei, reduzieren sich seine Wohnkosten auf monatlich 386 Euro, so LBS Research.

Während Mieter in jungen Jahren circa ein Viertel ihres Einkommens für eine warme Wohnung ausgeben würden, müssten Selbstnutzer anfangs ein Drittel ihres Einkommens einplanen. Aber schon im Alter zwischen 40 und 54 Jahren würden beide Gruppen dann etwa ein Viertel ihres Einkommens für das Wohnen ausgeben.

Komfortableres Wohnen

Die Wohnkosten schuldenfreier Selbstnutzer liegen laut LBS Research im Ruhestand nur noch bei 16 Prozent ihres Einkommens, sie müssen lediglich Wohnnebenkosten (Energiekosten, Reparaturen, kalte  Nebenkosten wie zum Beispield Straßenreinigung) bezahlen. Bei Mieterhaushalten dagegen beanspruche die Bruttowarmmiete fast ein Drittel des Haushaltsbudgets.

Hinzu komme, dass Eigentümer oft komfortabler und besser ausgestattet wohnen würden und das Dach über dem Kopf dauerhaft gesichert sei. Der Entscheidende Vorteil sei aber, dass ihnen die Differenz der Wohnkosten zum Konsum zur Verfügung stehe.

Ein interessantes Nebenergebnis der Untersuchung: Eigentümerhaushalte bewirtschaften ihre Wohnung, bezogen auf die Wohnnebenkosten pro Quadratmeter, laut LBS Research günstiger als Mieter. Dies liege daran, dass sie weniger Geld für Gemeinschaftskosten (Aufzug, Hausmeister) aufbringen müssten. Auch würden Wohneigentümer kleinere Reparaturen selber übernehmen. (kl)

Foto: Shutterstock

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