Die wirtschaftliche Abschwächung und die Krise bei den Staatsfinanzen 2011 hatten Auswirkungen auf den Finanzierungsmarkt und das Neubauvolumen von Wohnimmobilien. Die Preise blieben allerdings stabil, so die Royal Institution of Chartered Surveyors (Rics).
Dem aktuellen „European Housing Review“ zufolge, blieben die Preise für Wohnimmobilien in Europa im vergangenen Jahr weitgehend stabil oder gaben nur leicht – vor allem zum Ende des Jahres 2011 – nach. Die stärksten Veränderungen wurden demnach in der Schweiz, Norwegen, Island und Frankreich verzeichnet. In diesen Ländern stiegen die Preise um mehr als fünf Prozent. In Irland, Spanien und Zypern hingegen gaben die Preise für Wohnimmobilien – aufgrund eines Angebotsüberhangs und der ökonomischen Situation in diesen Ländern – am stärksten nach. In Frankreich trugen staatliche Unterstützungsmaßnahmen zu einer Belebung des Marktes und zu einem Stopp beim Rückgang des Neubauvolumens bei Wohnimmobilien bei. Zum Ende des vergangenen Jahres wurde allerdings eine Verlangsamung des Preisanstiegs und des Neubauvolumens verzeichnet. Zu diesem Zeitpunkt liefen die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen aus, um dem staatlichen Haushaltsdefizit zu begegnen.
In den nordischen Ländern – mit der Ausnahme von Norwegen und Island – endete 2011 der Preisanstieg. Dänemark und Schweden verzeichneten moderate Preisrückgänge. In Deutschland blieben die Preisanstiege weiterhin moderat. Hier stiegen die Preise für Wohnimmobilien 2011 um durchschnittlich 4,5 Prozent. Im Vorjahr wurde ein Preisanstieg von 3,6 Prozent verzeichnet. Dennoch ist der deutsche Wohnimmobilienmarkt nicht immun gegen die Auswirkungen der allgemeinen wirtschaftlichen Situation und der Krise bei den Staatsfinanzen in Europa. So ging das Wirtschaftswachstum zum Jahresende 2011 auch in Deutschland zurück. Dies führte zu einem geringeren Preisanstieg und einer Reduzierung der Neubautätigkeit.
Peter Stubbe, Vorsitzender der Professional Group Residential Property der Rics Deutschland, kommentiert: „Der Bericht zeigt aufs Neue, dass der deutsche Wohnimmobilienmarkt eine stabile Wertentwicklung aufweist. Es ist zu erwarten, dass er damit auch in Zukunft nicht nur für einheimische Anleger, sondern auch für internationale Investoren interessant bleibt. Dabei wird zukünftig noch stärker auf regionale Unterschiede abzustellen sein.“
Die Untersuchung zeigt einen starken Rückgang der Neubautätigkeit in Europa seit 2007. Dies gilt auch für Länder, die über keinen Angebotsüberhang verfügen. Spanien und Irland haben dabei mit einer Verminderung um 89 beziehungsweise 86 Prozent die stärksten Rückgänge registriert. Die Schweiz ist das einzige Land, in dem in den vergangenen fünf Jahren eine Zunahme der Neubaugenehmigungen verzeichnet wurde.
Zudem haben die Staatsfinanzkrise und das geringe Wirtschaftswachstum zu einer deutlichen Zurückhaltung bei den finanzierenden Banken geführt. Dies hat sich insbesondere zum Ende des vergangenen Jahres deutlich bemerkbar gemacht. Michael Ball, einer der Autoren der Studie, kommentiert: „In den meisten Ländern waren die Wohnimmobilienpreise im vergangenen Jahr stabil. Auch wird für die kommenden Monate – sollte es nicht zu plötzlichen Finanzturbulenzen kommen – nicht mit einem weiteren Rückgang gerechnet. Eine deutliche Erholung zeichnet sich aber nach fünf Jahren Abschwung weiterhin nicht ab. Die Zukunft des europäischen Wohnimmobilienmarktes hängt klar von der Kreditversorgung und dem Ausmaß der Wirtschafts- und Finanzkrise in der Eurozone ab. Staatliche Sparmaßnahmen führen hier allerdings nicht weiter. Eine staatliche Intervention würde aktuell eher dazu beitragen, die Märkte weiter zu verunsichern als die Wohnimmobilienmärkte zu stabilisieren.“ (te)
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