Wohnen: Aufwärts, aber weniger dynamisch

Die Nachfrage nach Wohninvestments bleibt nach den Ergebnissen der AWI-Herbstbefragung weiterhin hoch. Über alle Lagen hinweg erwartet die Mehrheit der Befragten (55 Prozent) weiterhin eine Zunahme der Nachfrage – elf Prozentpunkte mehr als im Sommer (44 Prozent). Eine nachlassende Nachfrage sehen unverändert lediglich 15 Prozent. Waren sich die Befragten im Sommer noch uneinig und rechneten seinerzeit rund 26 Prozent von einer Ausweitung beziehungsweise 25 Prozent mit einem Rückgang des Wohninvestment-Angebots, erwartet aktuell ein Drittel eine geringeres Investmentangebot und nur noch jeder Fünfte ein expansiveres Angebot. Einig sind sich die befragten Experten hinsichtlich der Preisentwicklung: Mehr als die Hälfte erwarten weiterhin steigenden Preise. Zugleich sinkt der Anteil der „Pessimisten“. Erwarteten rund 13 Prozent der Befragten im Sommer noch sinkende Preise, ist es inzwischen nur noch etwa jeder Zehnte.

Trotz der allgemein guten Stimmung auf dem Wohninvestmentmarkt hinkt die Neubautätigkeit nach wie vor hinterher. Erst allmählich zeichnet sich hier nach Einschätzung der befragten Experten eine Belebung ab: Aktuell rechnen 36 Prozent (Sommer 2011: 28 Prozent) der Befragten mit einer zunehmenden Investitionstätigkeit im Neubausegment. In guten Lagen erwarten 55 Prozent (Sommerbefragung 2011: 45 Prozent) zunehmende Investi­tionen in den Wohnungsneubau. Immerhin rechnen 36 Prozent (Sommer 2011: 30 Prozent) in mittleren Lagen mit einem Anstieg der Neubautätigkeit. In den einfachen Lagen sind es 16 Prozent (Sommer 2011: neun Prozent). Hier rechnen aktuell gut vier von zehn Befragten wie bereits im Sommer mit sinkenden Investitionen. Ein Großteil der Befragten erwartet zudem eine deutliche Zunahme von Investitionen in Modernisierungs- und (energetische) Sanierungsmaß­nahmen. In guten Lagen sind es 63 Prozent aller Teilnehmer, in mittleren Lagen 58 Prozent und selbst in einfachen Lagen immer noch 32 Prozent.

Fazit des Maklerhauses Aengevelt: Die Nachfrage am Wohninvestmentmarkt ist nach wie vor hoch und das Angebot zugleich knapp. Vieles spricht dafür, dass dies auch so bleibt. Vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Nachfrage nach Wohninvestments und steigender Kaufpreismultiplikatoren auch für (ältere) Wohnungsbestände gibt Researchleiter Schmidt zu bedenken, dass sich vielerorts Wohnungsneubau als besseres Investment herausstellen könne.

Gerade bei älteren Bestandgebäuden sollte angesichts zunehmend notwendiger Instandsetzungen und nicht umlagefähiger Wohnnebenkosten der Erwerb interdisziplinär detailliert analysiert werden. Neben der Bauqualität sieht Schmidt Wohnungsneubau den Vorteil, dass hier zudem Nutzerqualitäten (zum Beispiel alters- beziehungsweise familiengerecht) realisiert werden können, die derzeit im Bestand fehlen. Entsprechend kann sich nach seiner Einschätzung im Wohnungsneubau der Mix aus hoher Bau- und Nutzerqualität ungeachtet der im Vergleich zu Bestandsimmobilien höheren Einstiegsfaktoren insbesondere unter Berücksichtigung des Exitvalues als das nachhaltigere Investment herauskristallisieren. Darüber hinaus sieht Schmidt in einfachen und mittleren Lagen vor allem in den kreisfreien Städten noch erhebliche Potenziale, da auch hier das Angebot markt- und nutzergerechter Wohnungen seit Jahren abnimmt.

Hintergrund: Der AWI würde 2008 entwickelt und erfasst regelmäßig die Einschätzungen von rund 200 Experten aus allen Bereichen der Wohnungswirtschaft, die in Summe eine hohe sechsstellige Anzahl von Wohneinheiten in allen Teilen Deutschlands repräsentieren, zu Markt­stimmungen und -entwicklungen. Nach Angaben des Maklerhauses Aengevelt ist der AWI ist ein Komposit–Index und berücksichtigt einerseits die zukünftige Entwicklung der Nachfrage nach Mietwohnungen, des Mietwohnungs­angebotes, der Wohnungsleerstände und der Wohnungs­­­mieten sowie andererseits Einschätzungen zur zukünftigen Angebots-, Nachfrage- und Kaufpreis-Entwicklung im Wohninvestment­segment. (te)

Foto: Shutterstock

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