Wohnbauförderung auch für mittlere Einkommen

Bezahlbarer Wohnraum ist für Durchschnittsverdiener zur Mangelware geworden. Einer Studie des Forschungsinstituts Regio Kontext zufolge, kann die Wohnungsbaukrise in den Ballungszentren und Wachstumsregionen kann nur bewältigt werden, wenn auch der Wohnungsneubau für mittlere Einkommen wirkungsvoll und gezielt gefördert wird.

Wohnbau

Zwar sei die Ankurbelung des sozialen Wohnungsbaus dringend notwendig, so die Autoren, dies reiche allein aber nicht aus. Sie müsse um eine „Wohnungsbauförderung für die Mitte“ergänzt werden. Das ist das Ergebnis der Untersuchung „Strategien für bezahlbares Wohnen in der Stadt“ des Berliner Forschungsinstituts Regio Kontext.

Nur so könne es insbesondere in Großstädten, Ballungsräumen und Universitätsstädten gelingen, mehr Wohnungen zu schaffen, die sich auch Haushalte mit mittleren Einkommen leisten könnten. Angesichts drastisch steigender Mieten hätten Normalverdiener dort heute kaum die Chance, eine Wohnung zu vernünftigen Konditionen zu bekommen.

In jedem Fall aber müsse auch der soziale Wohnungsbau in den kommenden Jahren weiter gefördert werden – und das mindestens auf dem bisherigen Niveau. Die dazu vom Bund derzeit bereitgestellten 518 Millionen Euro pro Jahr müssten von den Ländern in gleicher Höhe kofinanziert und eins zu eins in die soziale Wohnraumförderung fließen, so die Forderung der Studienautoren. Darüber hinaus unterstreicht die Untersuchung, dass es notwendig ist, vorhandenen preiswerten Wohnraum zu erhalten und zusätzlich zu aktivieren.

Darüber hinaus kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass ein Zuwachs an bezahlbaren Wohnungen in Deutschland nur mit einem Bündel von Maßnahmen zu erreichen ist. Dabei müssten Bund, Länder und Kommunen ihre „wohnungsbaupolitischen Hausaufgaben“ machen, so die Autoren. Dazu gehöre eine temporäre Verschnaufpause bei der Energieeinsparverordnung (EnEV). Ebenso sei eine Vereinfachung und stärkere Regionalisierung der Länder-Förderprogramme notwendig. Auf kommunaler Ebene müsse es schnellere Genehmigungs- und Planungsverfahren geben.

Eine weitere Forderung der Untersuchung sind auch „neue Wege und unkonventionelle Strategien“, um mehr Wohnungsbau zu erreichen. Dazu zähle unter anderem eine zeitgemäße Rückkehr zur Idee der „Betriebswohnungen“ – also ein stärkeres Engagement von Unternehmen, Wohnraum für ihre Beschäftigten zu bauen. Kommunen legt die Studie nahe, städtische Flächen verstärkt nach Konzeptqualität und nicht allein nach Höchstpreisen zu vergeben. Zudem müssten auch höhere Baudichten in Betracht kommen.

Bei ihrer Untersuchung haben sich die Wissenschaftler vom Institut Regio Kontext auf qualitative Aussagen von Markteilnehmern im Bereich Wohnungsbau – unter anderem von Mietervereinen, Wohnungsunternehmen, Bauverantwortlichen von Kommunen und Ländern, Wohnungsgenossenschaften und Investoren gestützt. Zu diesem Zweck wurden in den  vergangenen Monaten bundesweit Interview geführt. Die Autoren sehen in ihrer Studie einem „Wohnungsbau-Seismografen“ für Deutschland oder auch eine „To-do-Liste“ von denen, die in Deutschland als Praktiker im Wohnungsbau und auf dem Wohnungsmarkt aktiv sind.
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