Menschen mit Bluthochdruck, Herz- oder Atemwegserkrankungen gehören zur Covid-19- Risikogruppe. Eine vorläufige Datenauswertung der DKV Deutsche Krankenversicherung zeigt, dass Covid-19 aber auch bei der jüngeren Altersgruppe spürbare Folgen hinterlässt. Und dass Personen mit Zuckerkrankheiten überdurchschnittlich häufig zur Behandlung ins Krankenhaus mussten.
Das Coronavirus breitet sich nach wie vor in Deutschland aus. Wenn auch deutlich langsamer als noch im März oder April 2020. Rund 178.000 Fälle verzeichnet die Jones Hopkins Universität in Deutschland am 20. Mai. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) kann eine Infektion mit dem Virus unter anderem Symptome wie Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber hervorrufen.
Das ist erst einmal kein Grund zu übermäßiger Sorge. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es schwere Verläufe gibt, ist nach wie vor verhältnismäßig gering. Der Großteil der berichteten Covid-19-Erkrankungsfälle verlaufen laut der Website Infektionsschutz.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) oder dem Robert-Koch-Institut mild.
Aber – und das ist der andere Teil der Wahrheit – eine Covid-19-Erkrankung kann deutlich schwerer verlaufen, etwa mit Lungenentzündung, schweren Atemproblemen, Erkrankungen des zentralen Nervensystems, des Rückenmarks und der Gefäße. Im schwersten Fall drohen sogar Embolien oder Organversagen etwa von Niere, Leber oder Lunge.
Immerhin rund 8.100 Menschen sind – Stand 20. Mai 2020 – hierzulande bereits an der Krankheit gestorben. Auch weil die Folgen der Erkrankung für den einzelnen kaum absehbar sind, warnen die Mediziner.
40 Prozent unter 65 Jahre
Insbesondere jüngere haben sich bislang vor Covid-19 in Sicherheit gewogen. Doch Auswertungen der Ergo-Tochter DKV Deutsche Krankenversicherung von mehreren hundert privat Krankenvollversicherten, die zur stationäre Behandlung in das Krankenhaus mussten, zeigen, dass Covid-19 auch bei der jüngeren, vermeintlich gesünderen Altersgruppe spürbare Folgen hinterlässt.
So zeigt sich, dass mehr als 40 Prozent der stationär wegen Covid-19 behandelten Vollversicherten der DKV unter 65 Jahre waren. Nach Angaben des privaten Krankenversicherers waren die vom Coronavirus Betroffenen im Durchschnitt zwar nicht so gesund wie der Gesamtbestand.
Dennoch: Gut jeder Sechste, der aufgrund von Covid-19 stationär behandelt werden musste, hatte 2019 bei der DKV keine Leistungen eingereicht. „Abgesehen von Selbstbehalten kann bei diesen Kunden von einer guten bis sehr guten gesundheitlichen Verfassung noch in 2019 ausgegangen werden. Dies ist insbesondere bei der Gruppe der unter 65-Jährigen der Fall“, lautet denn auch die Schlussfolgerung des Versicherers.
Natürlich tritt eine stationäre Krankenhausbehandlung bei Covid-19 häufiger in höherem Alter und bei Risikogruppen auf. Der Umkehrschluss, dass bislang (vermeintlich) Gesunde von der Viruserkrankung nicht betroffen sind, ist nach Erkenntnissen der DKV jedoch falsch.
Gefährdete Gruppen: Bluthochdruck, Herz- und Atemwegserkrankungen
Bei den Vollversicherten mit Vorerkrankungen ist ein Blick auf die bekannten Diagnosen interessant: Mehr als die Hälfte der DKV-Vollversicherten, die wegen Covid-19 ins Krankenhaus mussten, befanden sich bereits wegen Bluthochdrucks in ärztlicher Behandlung.
Schlussfolgerung: Obwohl Bluthochdruck als Erkrankung im Alter häufiger vorkommt, ist der Anteil der an Bluthochdruck Leidenden und Covid-19-Erkrankten überproportional groß. Ähnliche Ergebnisse auch bei den Vollversicherten, die sich bereits wegen Atemwegserkrankungen in ärztlicher Behandlung befanden. Auch hier war die Zahl der von Covid-19-Betroffenen, die in ein Krankenhaus mussten, fast doppelt so hoch.
Auch Zuckerpatienten gefährdet?
Doch scheinen nicht nur Menschen mit Bluthochdruck, Herz- oder Atemwegserkrankungen zur Risikogruppe zu gehören. Die internen Datenauswertungen der DKV Deutsche Krankenversicherung zeigen, dass auch Personen mit Zuckerkrankheiten überdurchschnittlich häufig zur stationären Behandlung ins Krankenhaus mussten.
Auffällig sei, dass der Anteil der Personen mit Diagnosen zu Zuckerkrankheiten doppelt so hoch ist, wie im Gesamtbestand. Zwar gebe es hierzu Berichte von behandelnden Ärzten, in der Öffentlichkeit sei dies bislang kaum bekannt, heißt von Seiten der DKV. Natürlich ist die Auswertung nicht repräsentativ. Dennoch
„Unsere Zahlen widersprechen deutlich der weitläufig verbreiteten Annahme, stationäre Behandlungen mit Covid-19 träfen fast ausschließlich nur die älteren Menschen mit einschlägigen Vorerkrankungen“, lautet denn auch das Fazit von Dr. Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der DKV Deutsche Krankenversicherung.
Noch wissen man sehr wenig über die Diagnose Covid-19. Insofern sei man froh, dass die Aktuare ab Tag eins der Pandemie jeden zugänglichen Datenpunkt erfasst hätten. „Dies ist wichtig für unsere Kalkulation, aber auch Teil unserer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe als Krankenversicherer, Informationen über gesundheitliche Risiken aufzubereiten und zu teilen“, so Muth. (dr)
Foto: DKV