Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden letztes Jahr 390 durch Zecken ausgelöste FSME-Erkrankungen (Frühsommer-Meningoenzephalitis) gemeldet. Im Vergleich zum Rekordwert im Jahr 2020 (712 Fälle) hat sich die Zahl also nahezu halbiert. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung: Ein Zeckenbiss kann gefährlich sein. Auch weil das Risiko einer FSME-Erkrankung ab dem Alter von 40 Jahren deutlich ansteigt, vor allem bei Männern.
Dank des Klimawandels können durch die gemäßigten Temperaturen mittlerweile auch tropische Zeckenarten aus Nordafrika und Asien in Deutschland überleben. Die Mehrzahl der FSME-Erkrankungen findet in den Monaten Mai bis Oktober statt. Zahlen für eine bakterielle Infektion mit Borrelien (Borreliose) liegen laut Borreliose und FSME Bund Deutschland e. V. zwar nicht für ganz Deutschland vor, da nur in neun Bundesländern eine Meldepflicht besteht. Geschätzt werden die jährlichen Infektionszahlen allerdings auf mindestens 340.000, betont die Arag Versicherung.
Zecken-Risikogebiete
Die Zahl der Zecken-Risikogebiete steigt: Laut Arag definiert das aktuell RKI 175 Kreise in Deutschland. Das sind sechs mehr als im letzten Jahr. Erstmals sind auch Kreise in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen dabei. Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen besteht ein erhöhtes Risiko für eine FSME-Infektion, so die Arag. Es gibt kaum noch eine Region, die als absolut zeckenfrei eingestuft wird. Eine Karte der FSME-Risikogebiete kann auf der Seite des RKI heruntergeladen werden.
FSME-Virus
Anders als der etwas sperrige Name Frühsommer-Meningoenzephalitis es vielleicht vermuten lässt, kann man sich nicht nur im Frühsommer mit dem Virus infizieren. Das FSME-Virus löst Erkrankungen aus, die mit grippeähnlichen Symptomen, Fieber und bei einem Teil der Patienten mit einer Meningoenzephalitis, einer Entzündung des Gehirns, einhergehen. Da es sich um ein Virus handelt, lässt sich die Grunderkrankung nicht mit Antibiotika heilen. Es ist nur möglich, einzelne Symptome zu lindern. Und genau das macht FSME so gefährlich.
Borreliose ist die häufigste Infektion
Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektion in Europa. Das Risiko, eine Infektion mit Borrelien zu bekommen, ist um vieles größer als bei FSME. Durch ein schnelles Entfernen der Zecke unmittelbar nach dem Einstich kann eine Infektion zwar meistens vermieden werden. Das Problem: Da die Zecke beim Stich ein örtlich wirkendes Betäubungsmittel verabreicht, bleibt der Stich oft lange unbemerkt und wird zu spät oder gar nicht behandelt. Die Symptome sind oft schwerwiegend. Es kann laut Arag zu Gehirnentzündungen, Lähmungen oder anderen schweren gesundheitlichen Einschränkungen kommen. Immerhin: Eine direkte Übertragung der Borrelien von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt; erkrankte Personen sind also nicht ansteckend.
So kann man sich schützen
Tipp der Arag Experten: Hohes Gras oder Unterholz zu vermeiden. Wer beim Waldspaziergang geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und lange Hosen trägt, bietet den Parasiten wenig Angriffsfläche. Helle Kleidung ist dabei günstiger als dunkle, denn die Zecken kann man gut darauf erkennen. Insektenabweisende Mittel helfen zumindest eine Weile, stellen aber keinesfalls einen sicheren Schutz vor Zecken dar.
Wer sich in der freien Natur aufgehalten hat, sollte anschließend seinen Körper gründlich nach Zecken absuchen. Zecken sind winzig klein und krabbeln auf dem Körper und der Kleidung herum, um eine geeignete Einstichstelle für das Blutsaugen zu finden. Sie bevorzugen dünne und warme Hautstellen. Deshalb sollten die Arme, Kniekehlen, Waden, Gesäßfalten, Hals und Kopf sowie der Schritt gründlich nach Zecken abgesucht werden.
Welche Schutzimpfung möglich ist
Gegen die Lyme-Borreliose gibt es keinen zugelassenen Impfstoff. Gegen die gefährlichere FSME hingegen gibt es sehr wohl Impfstoffe, die gut verträglich und hoch wirksam sind. Diese Impfung kann allen empfohlen werden, die in einem Risikogebiet leben oder dorthin reisen und Zecken ausgesetzt sind. Auch wer beruflich gefährdet ist, wie Forstarbeiter, Jäger und Landwirte, sollte sich unbedingt impfen lassen.
Gleichwoh müssen Ärzte, die Zeckenschutzimpfungen vornehmen, über das Risiko einer entzündlichen Reaktion des Gehirns oder einer Nervenentzündung aufklären. Tun sie dies nicht oder nur unzureichend, können unter Umständen Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche seitens des Patienten geltend gemacht werden (OLG Brandenburg, Az.: 12 U 186/06).
Wissenswertes zum Blutsauger
Schildzecken gehören zur Klasse der Spinnentiere und sind außer in der Arktis und Antarktis weltweit verbreitet. Da Zecken Parasiten sind, benötigen sie andere Lebewesen, um sich von deren Blut zu ernähren. Als Wirte dienen Vögel, Reptilien und Säugetiere – und eben auch der Mensch.
Viele Zeckenarten sind dabei gefährliche Krankheitsüberträger zwischen den Wirten. Die weitverbreitete Vorstellung, dass Zecken sich von Bäumen auf ihre Opfer fallen lassen, ist laut Arag allerdings falsch. Zecken bevorzugen Waldränder und Waldlichtungen in Laub- und Mischwäldern; ebenfalls beliebt bei Zecken sind Bachränder sowie Gebüsche und hohe Gräser an Wegrändern.