Investment-Profis erwarten, dass die deutsche Wirtschaft an Schwung verliert. Das auf Einschätzungen von rund 300 Anlegern und Analysten fußende Barometer des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fiel im September von plus 14 auf minus 4,3 Zähler. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2009 und zugleich der fünfte Rückgang in Folge.
„Die deutsche Wirtschaft hat den Höhepunkt ihrer Dynamik hinter sich. Das Beste haben wir gesehen“, sagte Ökonom Lothar Hessler von der britischen Großbank HSBC. Die Finanzmarktanalysten sorgen sich unter anderem um eine Abkühlung der US-Konjunktur sowie ungelöste Probleme im Euroraum. „Die Gefahr eines erneuten Konjunktureinbruchs ist für Deutschland allerdings nach wie vor gering“, betonte ZEW-Präsident Wolfgang Franz.
Die aktuelle Lage der deutschen Wirtschaft beurteilten die Experten indes besser als den Ausblick: Das Barometer kletterte von 44,3 auf 59,9 Punkte. „Die ZEW-Umfrage zeugt von der gegenwärtigen Sonderstellung Deutschlands, das sich in positivem Sinne sehr deutlich von den anderen großen Industrienationen abgesetzt hat“, sagte Ökonom Heinrich Bayer von der Postbank.
Die deutsche Wirtschaft war im Frühjahr um 2,2 Prozent gewachsen und hatte damit die höchste Schlagzahl seit der Wiedervereinigung vorgelegt. Von solchen Höhenflügen wird sich die größte Volkswirtschaft Europas aber jetzt verabschieden müssen: „Denn wir hatten im zweiten Quartal ein Rekordwachstum. Daher kann es jetzt eigentlich nur weniger werden. Das ist nicht der Weltuntergang, aber die Abkühlung kommt“, meint Experte Stefan Mütze von der Helaba. (hb)
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