Immer mehr Finanzdienstleister entdecken die Zielgruppe Frauen für sich. Frauen haben aber nicht nur andere Voraussetzungen und Lebensumstände als Männer, sie wollen auch anders beraten werden. Cash. hat mit Finanzexpertinnen über geschlechtsspezifische Anlagementalität, Produkte für Frauen und Unisex-Tarife gesprochen.
- Angelika Hoell, DVAG
„Frauen und Männer unterscheiden sich in der Weise, wie sie an ihre Finanzplanung herangehen, erheblich,“ meint Constanze Hintze, Geschäftsführerin der Finanzberatung Svea Kuschel und Kolleginnen. „Frauen sind als Kunden sehr anspruchsvoll, fragen umfangreich nach und wollen nicht mit Angeboten aus der Schublade abgespeist werden. Sie wollen mit ihren Zielen und Anliegen ernst genommen werden.“
Außerdem unterscheide sich auch die weibliche Anlagementalität von der der Männer. Unabhängig von Alter und Vermögen sei Frauen wichtig, wie flexibel die Anlage und wie hoch das Risiko ist. Für Männer stünden hingegen eher Renditen im Vordergrund. Dieser Einschätzung schließt sich Finanzfachwirtin Bianca Kindler von der Berliner Finanzberatung Das Finanzkontor an.
Frauen bräuchten zwar keine spezielle Beratung, aber eine, die auf Ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Wichtig sei auch, dass Frauen ernst genommen und nicht von oben herab mit Teilinformationen in Fachchinesisch „abgespeist“ werden wollen, so Kindler.
Angelika Hoell, die seit 1989 als Vermögensberaterin für die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) tätig ist, glaubt, dass bei der Beratung von Frauen die persönliche Vertrauensbasis eine große Rolle spielt. Denn das sei oft die Voraussetzung dafür, dass detaillierte Informationen zur Lebenssituation und Zukunftsplanung gegeben würden. „Diese sind für eine wirklich optimale Lösung in Sachen Finanzanlage, Risikoabsicherung und Vorsorge aber unabdingbar“, schildert Hoell.
Bereits vor mehr als zwanzig Jahren haben einige Frauen die spezielle Vorsorgeproblematik ihrer Geschlechtsgenossinnen erkannt und Finanzberatungen gegründet, die auf die Beratung von Frauen spezialisiert sind, aber auch Männer beraten. Svea Kuschel gründete 1986 das erste Finanzdienstleistungsunternehmen für Frauen in Deutschland, Svea Kuschel und Kolleginnen. Anfänglich wurde das Konzept noch belächelt.
Doch seit Gründung haben allein in ihrem Unternehmen mehr als 15.000 Frauen das Beratungsangebot in Anspruch genommen. Auch Das Finanzkontor in Berlin besteht seit 1986. Helma Sick hat sich 1987 mit ihren Unternehmen Frau & Geld auf die Beratung von Frauen spezialisiert. 1989 gründete Susanne Kazemieh die Frauen Finanz Gruppe in Hamburg.
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