Betriebsrentnern in Europa könnten in einer Krise mit plötzlich steigenden Zinsen schmerzhafte Einbußen drohen. Im jüngsten Stresstest der Europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa würde im Extremfall fast ein Viertel der Vermögenswerte ausradiert, wie die Behörde mitteilte.
Der Verlust würde sich auf rund 270 Milliarden Euro belaufen. Dabei fehlten den Einrichtungen schon Ende 2018 und ohne Krise rund 41 Milliarden Euro, um ihre Verpflichtungen zu decken, hob die Eiopa hervor.
Im simulierten Fall gingen den Betriebsrentnern in der Summe voraussichtlich 173 Milliarden Euro an Altersversorgung verloren. Die Arbeitgeber, die die Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter auf diese Weise geregelt haben, müssten zudem insgesamt 49 Milliarden Euro Kapital nachschießen. Denn im Großteil der Fälle haben die Arbeitgeber ihren Beschäftigten die tatsächliche Höhe der Betriebsrente zugesagt, und nicht nur die Summe, die das Unternehmen jedes Jahr in die Altersvorsorge einzahlt.
Untersucht wurden 176 Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge aus 19 Ländern, die gemessen an den Vermögenswerten für mehr als die Hälfte des Geschäfts stehen. Auch die Einrichtungen aus den großen Staaten Deutschland, Frankreich und Italien nahmen teil. Großbritannien habe mit Blick auf den bevorstehenden Brexit auf eine Teilnahme verzichtet, sagte Eiopa-Chef Gabriel Bernardino.
Anlagestrategie genauer untersuchen
In dem Stresstest simulierte die Eiopa den Fall, dass die Zinsen für kurzlaufende Anleihen plötzlich in die Höhe schnellen und die Risikoaufschläge für solche Papiere steigen. Dadurch würde der Wert der niedriger verzinsten Anleihen in den Beständen der Pensionskassen fallen.
Jetzt will die Behörde die Anlagestrategie der Betriebsrenten-Einrichtungen im Negativzins-Umfeld genauer untersuchen. Ab dem kommenden Jahr müssten die Unternehmen dafür deutlich bessere Daten liefern. Den nächsten Stresstest dieser Art plant die Eiopa aber erst für das Jahr 2022. (dpa-AFX)
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