Was die Inflation anbelangt, so halte ich es für ziemlich optimistisch, zu erwarten, dass wir schnell wieder auf den Stand vor der Pandemie zurückkehren werden. Ich denke, dass die meisten Menschen zu der Überzeugung gelangt sind, dass es einen unvermeidlichen Weg zu niedriger Inflation, wenn nicht gar zu Deflation gibt, insbesondere in den fortgeschrittenen Ländern in der Zeit nach der globalen Finanzkrise. Auf dem Markt scheint immer noch der Glaube weit verbreitet zu sein, dass die Fed und andere Zentralbanken auf der ganzen Welt die Zinssätze zwar jetzt anheben, aber in Kürze wieder senken werden müssen. Und was noch wichtiger ist: Wenn sie die Zinsen wieder senken, werden sie sie ganz auf das Niveau vor der Pandemie zurückführen. Ich halte dies für einen Fehler, weil die Inflation nicht auf das Niveau vor der Pandemie zurückgeht, sondern auf das Niveau vor der globalen Finanzkrise, das ein weitaus normaleres Inflationsniveau darstellt. Ähnlich verhält es sich mit den Zinssätzen: Die Norm ist der langfristige Durchschnitt der Zeit vor der globalen Finanzkrise – die zehn Jahre danach waren die Abweichung.
Was die Kerninflation in der zweiten Jahreshälfte betrifft, so sind wir etwas weniger optimistisch. Zum einen verlangsamen sich die Kerngüterpreise nicht in dem Tempo, das wir ursprünglich erwartet hatten. Die Verbraucher sind nach wie vor stark, und solange wir keine deutliche Abschwächung auf dem Arbeitsmarkt sehen, können wir nicht den erforderlichen Druck auf die Löhne und damit auf die Verbrauchernachfrage ausüben. Wir kommen einfach nicht schnell genug voran.
Gesamtrendite von 8,8 Prozent möglich
Generell ist immer noch eine Menge Geld an der Seitenlinie. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es schwierig, die Argumente zu formulieren, aber in den kommenden Monaten ist der Schritt hin zu mehr Duration sehr sinnvoll. Die Verlängerung der Duration und die sehr überlegte und vorsichtige Erhöhung des Risikos, auch in Bereichen wie Hochzinsanleihen, werden sich auszahlen, da diese absoluten Renditen attraktiv sind. Eine Gesamtrendite von 8,8 Prozent liegt zwar unter den Höchstständen des letzten Jahres, ist aber immer noch sehr attraktiv. Ich glaube zwar, dass sich die Spreads im Falle einer Rezession deutlich verschieben werden, so dass die Renditen noch weiter steigen könnten, aber wenn man die Volatilität über 18 Monate bis ein paar Jahre hinweg aushält, kann man auf dem Hochzinsmarkt selektiv einen sehr guten Wert erzielen. Generell bieten festverzinsliche Wertpapiere einen höheren Wert, den es seit mindestens 15 Jahren nicht mehr gegeben hat. Solange die Menschen keine aktienähnlichen Renditen erwarten, ist es eine gute Zeit, um in festverzinsliche Anlagen zu investieren.