Zinsen und Aktien treten in ein neues Marktparadigma ein

Foto: Fisch AM

Die Aktienmärkte zeigen sich in diesem Jahr volatiler, wenngleich die jüngsten Höchststände bei diversen Börsenindizes den Eindruck suggerieren, dass es fast nur nach oben geht. Wie Anleger sich jetzt verhalten sollten, weiß Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management.

Wir halten dennoch eine vorsichtige Haltung für angebracht und Investoren sollten nicht zu optimistisch sein. Dazu trägt bei, dass die seit mehr als 30 Jahren gültige positive Korrelation zwischen langfristigen Zinsen und den Aktienmarktkursen beginnt sich umzukehren. Zukünftig ist deshalb bei steigenden Zinsen tendenziell mit fallenden Aktienkursen – und umgekehrt – zu rechnen. Grund dafür ist ein Wechsel der makroökonomischen Risiken weg von Deflation hin zu Inflation. Dieses neue Marktparadigma war bereits in der Zeit von 1966 bis 1997 zu beobachten. In einem derartigen Umfeld haben zinssensitive Wachstums- und Technologiewerte mehr Mühe als zyklische Industriewerte und Substanzwerte.

Auffallend war zudem in jüngster Zeit der verhältnismäßig starke Zinsanstieg in den USA – trotz klarer Aussagen der US-Notenbank, dass die Inflation langfristig tief bleiben wird, der Arbeitsmarkt noch große Probleme hat und das aktuelle Anleihenkaufprogramm (Quantitative Easing) unverändert weitergeführt wird. Damit setzte eine graduelle Entkopplung des Markts von der ultra-lockeren Geldpolitik ein. Nun wird das Markttiming auch bei Aktien schwieriger und die Börsen verhalten sich zunehmend unberechenbar. Vorerst bleiben aber die globalen Trends beim Wirtschaftswachstum, den Rohstoffen, der Inflation, den Zinsen und am Devisenmarkt moderat und die Zentralbanken haben die Lage derzeit noch gut unter Kontrolle. Erste Entkoppelungen an den Zinsmärkten zeigen sich zwar schon jetzt, stellen aber noch keine eigentliche Gefahr dar. Trotzdem rechnen wir jederzeit mit temporären Beschleunigungen der Bewegungen und plötzlichen Volatilitätsschüben.

In diesem Umfeld lohnt sich ein näherer Blick auf Wandelanleihen. Wir sehen in ihnen ein geeignetes Markttiming-Instrument. Aufgrund der asymmetrischen Partizipation an den Bewegungen des Aktienmarkts, die in der Regel rund zwei Dritteln bei steigenden Märkten und einem Drittel bei fallenden Märkten entspricht, verlieren Wandelanleihen typischerweise bei fallenden Aktienmärkten deutlicher weniger, während sie gleichzeitig am Aufschwung substanziell teilhaben. Das Kursverhalten der Wandelanleihen entspricht einer prozyklischen, automatischen Timing-Strategie, die bei fallenden Aktienkursen schnell Risiko reduziert, bei steigenden aber Risiko aufbaut. Wandelanleihen sind zudem weniger zinssensitiv als normale Anleihen mit gleicher Laufzeit. Und das Wandelanleihenuniversum beinhaltet einen ‚Wachstumsfilter‘. In Sektoren, die gut laufen oder sich in einer Turnaround-Situation befinden, kommt es zu vielen Neuemissionen. Damit erneuert sich das Wandelanleihenuniversum fortlaufend in den vielversprechendsten Sektoren.“

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