Die große Zinsmanipulation

Damit fühlen sie sich sicher und kaufen diese Staatsanleihen, weil sie ja praktisch mit einer Garantie ausgestattet sind. Ein anderes Beispiel für die gelungene Manipulation der langfristigen Zinsen durch ein Zusammenspiel von Notenbank und Politik bietet Japan. Dort fragt man sich schon seit mehr als zehn Jahren, wie es sein kann, dass ein Land dessen Staatsverschuldung explodiert, sich über zehn Jahre zu weniger als einem Prozent Zinskosten finanzieren kann.

Die Antwort liegt darin, dass die Japaner praktisch gezwungen werden, große Teile ihrer Spargelder über öffentliche Institute anzulegen. Diese wiederum haben Anlagevorschriften, die sie zwingen, in japanischen Staatsanleihen zu investieren. Es kauft also in Japan nicht nur die Notenbank, sondern auch die Privatanleger werden gezwungen, Instrumente zu kaufen, die sie eigentlich aus rationaler Sicht auf diesen Niveaus nie kaufen würden.

Immobilien ganz oben auf der Hitliste für sichere Anlagen

Während also Zinsen, die sich frei am Markt bilden, lange Zeit Ausdruck von freien Marktwirtschaften waren und manipulierte Zinsen eigentlich zum Arsenal planwirtschaftlicher Regime gehörten, hat sich vor dem Hintergrund der Rettungsmaßnahmen seit 2008 eine völlig neue Welt aufgetan.

Ausgehend von den USA, wo diese Eingriffe am schnellsten und stärksten stattgefunden haben, wurden inzwischen fast alle Länder direkt oder indirekt erfasst. Über die Dollar-Koppelung vieler Länder exportieren die USA ihre manipulierten Zinsen auch dorthin und heizen Fehlallokationen von Kapital an.

Ähnliches passiert in Euroland, wo die EZB eine einheitliche Zinspolitik für Länder umsetzt, die so unterschiedlich sind wie Deutschland und Griechenland. Daher ist für Deutschland, bezogen auf das Wirtschaftswachstum, das Zinsniveau viel zu niedrig. Private Haushalte haben das längst gemerkt und begonnen, ihr Geld umzuschichten. Immobilien, ob bar bezahlt oder finanziert, sind plötzlich ganz oben auf der Hitliste, da es für Spareinlagen praktisch keine Zinsen mehr gibt und gleichzeitig die Hypothekenzinsen die niedrigsten seit 60 Jahren sind. Steigende Nachfrage führt zu steigenden Preisen.

Hypothekenzinsen sind Folge der manipulierten Kapitalmarktzinsen

Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass diese tiefen Hypothekenzinsen die Folge von manipulierten langfristigen Kapitalmarktzinsen sind. Ein Wort von Ben Bernanke oder Mario Draghi kann genügen und die Zinsen steigen um 100 oder auch 200 Basispunkte. Bei Leitzinsen nahe Null und Kapitalmarktzinsen an oder sogar unter der Inflationsrate bleibt eigentlich kein Spielraum nach unten.

Baufinanzierungskunden sollten das bei ihrer Entscheidung zu Timing und Wahl der Zinsbindung im Auge behalten. Einfach für Zinssicherheit über längere Laufzeiten zu sorgen und dabei höher zu tilgen, um auch eine Schuldenfreiheit in 20 bis 25 Jahren zu erreichen, kann kein Fehler sein. Auch bei Anschlussfinanzierungen sollte eine Konstruktion gewählt werden, die bis zur endgültigen Schuldenfreiheit Kalkulationssicherheit bietet.

Autor Robert Haselsteiner ist Gründer und Zinsexperte der Interhyp AG.

Foto: Interhyp

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