„Die Europäische Zentralbank hat heute den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte erhöht und hält sich die Tür für weitere Zinsschritte in den kommenden Monaten weit offen. Bravo! Offensichtlich haben inzwischen auch die Tauben – also die Verfechter einer lockeren Geldpolitik – begriffen, dass längst nicht mehr nur die Reputation von EZB-Chefin Christine Lagarde auf dem Spiel steht, sondern dass die gesamte Institution ihre Glaubwürdigkeit verliert. Nämlich dann, wenn es ihr nicht gelingt, die langfristigen Inflationserwartungen wieder zu stabilisieren und die Abwärtsspirale des Euro zu brechen.
Doch die Herausforderungen sind groß, vielleicht sogar riesig: Das Inflationsproblem im Euroraum können die Währungshüter nicht aus eigener Kraft lösen. Denn mit monetären Mitteln lassen sich weder Energiereserven herzaubern, noch Energiepreise senken, noch die Dauer der Energiekrise verkürzen. Zudem steht der Euroraum vor einer Rezession, die vielleicht nicht so stark ausfällt wie beim Ausbruch der Corona-Pandemie, dafür aber deutlich länger anhalten kann.
In diesem extrem schwierigen Umfeld scheint die EZB jetzt endlich richtig zu handeln. Sie nutzt den zeitlichen Spielraum, den sie bis zum Ausbruch dieser Rezession hat, um die Zinsen deutlich nach oben zu schleusen. Ein Anfang ist gemacht.“