Zehnmal in Folge hatte die EZB zuvor binnen 14 Monaten an der Zinsschraube gedreht – nun verharren die europäischen Währungshüter auf dem Niveau der letzten Ratstagung im September. Die Pause im Zinszyklus war nach den Äußerungen von EZB-Chefin Christine Lagarde im Vorfeld erwartet worden. Die Inflation hatte sich in der Eurozone zuletzt deutlich abgeschwächt und betrug in der Bundesrepublik im September 4,3 beziehungsweise 4,5 Prozent nach Teuerungsraten von noch über sechs Prozent im August.
Während der Inflationsdruck endlich etwas nachzulassen scheint, nehmen die Turbulenzen an den Kapitalmärkten unterdessen zu: Die Weltbörsen gaben – nicht zuletzt durch den Israel-Gaza-Konflikt – in den letzten beiden Monaten deutlich nach, während die Nervosität zuletzt auch an den Anleihemärkten zunahm.
Die immer höheren Renditen an den Bondmärkten finden ihre Übersetzung meist erst mit leichter Verzögerung bei den Bauzinsen, die im vergangenen Halbjahr weiter deutlich von unter vier auf nunmehr etwa 4,5 Prozent angezogen haben. Die Fünf-Prozent-Marke bei Kreditzinsen rückt gerade bei langlaufenden Finanzierungen mit hohem Beleihungswert immer empfindlicher in Reichweite. „Higher for longer“ lautet die geldpolitische Entwicklung des Jahres, auf die wir in den vergangenen Kommentaren immer wieder hingewiesen haben.
Potenzielle Käufer haben zwei Trümpfe in der Hand
Für Immobilienanwärter gilt daher weiter: Warten lohnt eher nicht, im Worst Case wird der Eigenheimerwerb noch teurer. Zudem haben potenzielle Käufer zwei Trümpfe in der Hand. Einerseits hat sich der Abwärtstrend der Immobilienpreise nochmals rasant beschleunigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) vor einigen Wochen mitteilte, sind die Preise für Wohnimmobilien (Häuserpreisindex) in der Bundesrepublik im zweiten Quartal 2023 um durchschnittlich fast zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal 2022 gesunken.
Es war der stärkste Einbruch seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000. Gerade in den Metropolen sind die Preise für Eigentumswohnungen und Ein- und Zweifamilienhäuser in einem Tempo gefallen, das vor ein, zwei Jahren kaum absehbar erschien.
Erschwinglicher wird der Kauf zudem durch neue Fördermittel. Seit einer Woche steht für Immobilienanwärter nämlich das neue KfW-Programm „Wohneigentum für Familien“ (WEF) mit verbesserten Konditionen bereit. Durch die Anhebung der Einkommensgrenze sowie der Kredithöchstbeträge gewinnt der Förderkredit, der schon ab 0,01 Prozent effektivem Jahreszins gewährt wird, an neuer Attraktivität für junge Familien. Die Chancen auf Eigentum sind also auch in herausfordernden Zeiten weiter gegeben.