Zinsmisere: Assekurata empfiehlt Versicherern mehr alternative Investments

Die anhaltende Niedrigzinsphase stellt die Kapitalanleger der Versicherer vor immer größere Herausforderungen. Nun präsentiert die Kölner Rating-Agentur Assekurata ein aktuelles Stimmungsbild. Dafür hat die Agentur 21 Lebens-, 16 Schaden- und Unfallversicherer sowie elf Krankenversicherer befragt.

Assekurata wünscht sich eine größere Bereitschaft von den Versicherern, in alternative Investements zu gehen.

 

Die wichtigste Anlageform in den Portfolios der deutschen Erstversicherer waren, sind und bleiben festverzinsliche Wertpapiere. Rund 90 Prozent investieren die Lebens- und Krankenversicherer derzeit in Rentenpapiere. Bei den Schaden- und Unfallversicherer sind es dagegen nur noch drei Viertel der Kapitalanlagen.

„Gerade das hohe Volumen der Schaden- und Unfallversicherer mag auf den ersten Blick verwundern, das sie häufig als stark kapitalisierte Konzernobergesellschaften fungieren und aufgrund des eher kurzläufigen Geschäftsmodells weniger auf den Cash-Flows aus langlaufenden Festverzinsern angewiesen sind“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. Aber gerade darin spiegelten sich die unterschiedlichen Geschäftsmodelle wider, die je nach Frequenz, Höhe und Abwicklungsdauer der Schäden eine darauf angepasste Kapitalanlagestrategie erforderten.

Keine Zinswende in Sicht

Wenig optimistisch geben sich die Versicherer bei den Zinserwartungen. 36 der 48 teilnehmenden Unternehmen sehen auch in diesem Jahr keine Bewegung nach oben. Lediglich sieben Gesellschaften halten ihn für denkbar.

„Auch wenn die Europäische Zentralbank (EZB) angesichts der gestiegenen Inflation in der Eurozone angekündigt hat, das Anleiheprogramm zum Jahresende einzustellen, erscheint ein baldige Zinserhöhung unwahrscheinlich“, sagt Ulf Müller, Fachkoordinator Kapitalanlage bei der Rating-Agentur. Zudem hätte dies zur Folge, dass sich die Zinsschere zwischen Europa und den USA weiter öffnet und Kapital verstärkt Richtung Nordamerika wandert.

Vor dem Hintergrund der EZB-Politik ist auch bei den Bundesanleihen keine Zinswende zu erkennen. Zwar macht sich leichter Optimismus breit, dass die Renditen bei den zehnjährigen Bundesanleihen steigen werden.

Gleichwohl zeigen die Markttrends, dass insbesondere für Lebens- und Krankenversicherer immer herausfordernder wird, allein mit klassischen festverzinslichen Wertpapieren eine Rendite zu erwirtschaften, um die Altgarantien und Rechnungszinsen zu bedienen.

Mehr Risikobereitschaft nötig

In dem Zusammenhang steigt bei den Kapitalanlagern der Versicherer die Bereitschaft, mehr ins Risiko zu gehen. Als mögliche Alternativen gelten Aktien, Infrastrukturinvestments oder die Direktvergabe von Krediten.

Vor dem Hintergrund, dass die Niedrigzinsphase womöglich noch länger anhalten könnte, wäre es begrüßenswert wenn die Branche auf lange Sicht Alternativen zu klassischen Rentenanlage aktiver verfolgen würde. Denn trotz aufsichtsrechtlicher Hürden könnten diese Investitionen einen wertvollen Ergebnisbeitrag für die Zukunft liefern und die Abhängigkeit vom Zinsniveau reduzieren, so das Fazit des Asskurata-Kapitalmarktexperten. (dr)

Foto: Shutterstock

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