Anleger gehen davon aus, dass in diesem Zinserhöhungszyklus die letzte Anhebung bereits stattgefunden hat und die Zinsen möglicherweise bereits im Juli wieder sinken werden. Die anhaltend starken Konjunkturdaten deuten jedoch darauf hin, dass ein so signifikanter Stimmungswechsel der US-Notenbank (Fed) unwahrscheinlich ist. Damit Zinssenkungen möglich werden, muss die Fed eine verzweifelt kämpfende Wirtschaft oder eine Finanzkrise erleben – kein besonders günstiges Umfeld für Anleger.
Nach der Zinsanhebung vergangene Woche rechnen die Märkte damit, dass die US-Notenbank ihren Zinsanhebungszyklus beenden und ihre Geldpolitik kurzfristig umkehren wird. Tatsächlich preisen die Fed Fund Futures eine Wahrscheinlichkeit von 35 % für eine Zinssenkung im Juli ein und erwarten eine Senkung um 75 Basispunkte bis zum Jahresende.
Solch eine schnelle Wende in der Geldpolitik wäre sehr ungewöhnlich. In den letzten vier Zinssteigerungszyklen reichte der Zeitraum zwischen dem Erreichen der Höchststände der Fed Funds und der Zinssenkungen von 5 Monaten im Zyklus 1994–1995 bis zu 15 Monaten im Zyklus 2004–2006. In der neuesten FOMC-Stellungnahme wird kein mögliches Lockerungsszenario erwähnt, was darauf hindeutet, dass eine wesentliche Änderung der wirtschaftlichen Bedingungen erforderlich ist, bevor eine Umkehr in Betracht gezogen wird.
- Ein starker US-Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote fiel im April auf 3,4 %, den niedrigsten Stand seit mehreren Jahrzehnten. Die Inflation wird allgegenwärtig und hoch bleiben, solange der Arbeitsmarkt angespannt bleibt.
- Akute finanzielle Belastungen: Trotz dreier Bankausfälle und eines Rückgangs des KRE Regional Banking Index um über 40 % seit Februar hält die Fed das US-Bankensystem weiterhin für solide. Vermutlich wäre eine weitere deutliche Eskalation der Belastungen für Banken notwendig, um die Perspektive der Fed zu ändern.
Für eine Umkehr ihrer Geldpolitik und die Senkung der Leitzinsen benötigt die Fed pessimistische Bedingungen und eine verzweifelt kämpfende Wirtschaft oder Finanzkrise. Anleger: Seien Sie vorsichtig, was Sie sich wünschen.