Zinssenkungen: Ist Juni der Monat für Fed, EZB und BoE?

Prozentzeichen auf einem Pfeil, der nach unten zeigt
Foto: PantherMedia/SWEviL
Was für den Juni als Zinssenkungs-Monat spricht

In März haben weder die Bank of England (BoE), noch die US-Notenbank (Fed) oder die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinssätze verändert. Nach ihren Zinssitzungen gehen die Märkte nun davon aus, dass alle drei im Juni die Zinsen senken werden.

Das Monetary Policy Committee (MPC), der geldpolitische Ausschuss der BoE, beschloss vergangene Woche, den Leitzins im Vereinigten Königreich den achten Monat in Folge bei 5,25 % zu belassen.

Wie in der Eurozone und in den USA, hat sich die Inflation auch im Vereinigten Königreich abgeschwächt, aber die Notenbanker suchen weiterhin nach Anzeichen dafür, dass die Inflation nachhaltig auf den Zielwert zurückfällt.

Die jährliche Inflation im Vereinigten Königreich, gemessen am Verbraucherpreisindex, ist von einem Höchststand von 11,1 % im Oktober 2022 auf 3,4 % im Februar zurückgegangen. Dies ist die niedrigste Preissteigerungsrate seit September 2021.


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Da sich die britische Wirtschaft in einer Rezession befindet, wächst der Druck auf die BoE, ihre Politik zu lockern. In ihren Statements hat sich auch etwas geändert: Nun ist nicht mehr die Sprache von einem Signal, dass die Zinssätze länger hoch bleiben und im Wesentlichen für einen längeren Zeitraum keine Zinsänderungen stattfinden werden, sondern von einem Signal, dass die Zinsen sinken können, aber restriktiv bleiben. Im Protokoll der letzten geldpolitischen Sitzung räumt der MPC zwar ein, dass der Inflationsdruck kurzfristig nachlässt, stellt aber auch fest, dass die Indikatoren für eine anhaltende Inflation weiterhin erhöht sind.

Insgesamt ist die Entscheidung, nicht an der Zinsschraube zu drehen, keine Überraschung. Im Protokoll des MPC zeichnet sich ab, dass eine Zinssenkung näher rückt – aber nicht, dass eine Lockerung unmittelbar bevorsteht. 

Es gab auch eine leichte Verschiebung im Abstimmungsverhalten der MPC-Mitglieder, denn eine Person, die zuvor für eine Zinserhöhung gestimmt hatte, hat sich nun denjenigen angeschlossen, die für ein unverändertes Zinsniveau stimmen. Gleichwohl hat sich nur ein Mitglied des neunköpfigen Ausschusses (wieder) für eine Senkung ausgesprochen.

Die Markterwartungen für die erste Zinssenkung haben sich in den vergangenen Wochen von August auf Juni vorverschoben, nachdem die Inflation geringer ausgefallen war als die BoE prognostiziert hatte.

Wir bei Schroders waren davon ausgegangen, dass die BoE ab Mai mit Zinssenkungen beginnt, aber es scheint, als ob die Notenbank weitere Belege dafür abwartet, dass der Inflationsdruck, insbesondere im Dienstleistungssektor, weiter nachgelassen hat. Diese vorsichtige Haltung könnte dazu führen, dass der Zinsschritt erst einen Monat später, also im Juni, erfolgt. Das entspricht auch den Erwartungen des Marktes. Wir haben ebenfalls unsere Prognose für die erste Zinssenkung angepasst.

Auch die EZB und die Fed werden, wenn es nach den Erwartungen des Marktes geht, wohl im Juni die ersten Zinsschritte vornehmen. Wir hatten bereits in diesem Monat – also März – einen solchen Schritt der EZB erwartet, doch nach dem Ergebnis des EZB-Ratsausschusses Anfang erwies sich das als zu früh. Trotz der Projektionen von Expert:innen der EZB, die eine Rückkehr der Inflation auf das Zielniveau für den Zweijahreszeitraum vorsehen, beschloss der Rat, noch nicht einzugreifen. Man will weitere Daten abwarten, die bestätigen, dass die niedrigere Inflation von Dauer sein werde. In der Fragerunde während der EZB-Pressekonferenz deutete EZB-Präsidentin Lagarde an, dass bis zur Sitzung im April die Datenlage jedoch nicht gut genug sei, im Juni aber noch viele weitere Daten zur Verfügung stehen würden – dies ist der bisher deutlichste Hinweis darauf, dass der Juni als entscheidender Monat angesehen wird.

Infolgedessen haben wir unsere Zinsprognosen aktualisiert und gehen davon aus, dass sowohl die Bank of England als auch die EZB ihre jeweiligen Zinssätze im Juni senken werden, was mit unserer Prognose für die Fed übereinstimmt. Die Position der Federal Reserve wird durch das Ergebnis der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank weiter unterstützt.

Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die EZB die Zinsen in diesem Jahr viermal um insgesamt 100 Basispunkte senken wird, während unsere Prognosen für die BoE und die Fed eine Senkung um jeweils 75 Basispunkte vorsehen.

Autor Azad Zangana ist Senior European Economist & Strategist bei Schroders.

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