Diskutiert wird über das Thema schon länger. So wies auch Martin Klein, Rechtsanwalt und Geschäftsführer des Vertriebsverbands Votum, schon im Mai im Cash.-Interview darauf hin, dass er in der Trennung zwischen einem schmucklosen „Bafin-Prospekt“ und einer umfangreichen bunten „Werbeinformation“ ein Risiko auch für den Vertrieb sieht.
Neue Nahrung erhält die Diskussion aktuell jedoch durch den neuen Entwurf des IDW S4, also des Wirtschaftsprüferstandards für Gutachten zu AIF-Prospekten. Er könnte den Trend zu den Spar-Prospekten noch verstärken, da er – anders als sein Vorläufer – keine konkreten Vorgaben hinsichtlich der erforderlichen Prospektinhalte enthält.
Vielmehr untersuchen die Wirtschaftsprüfer (WP) künftig lediglich die vorhandenen Informationen auf Richtigkeit, Nachvollziehbarkeit und Klarheit (Eindeutigkeit). Eine Prüfung auf inhaltliche („materielle“) Vollständigkeit erfolgt nicht.
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Zweitprospekt von WP-Prüfung ausgenommen
Ebenfalls explizit von der IDW S4-Prüfung ausgenommen sind Werbeunterlagen und damit der Zweit-Prospekt. Auch die Bafin untersucht diesen nicht, jedenfalls nicht vorab. Sie nimmt lediglich eine formale Vollständigkeitsprüfung des offiziellen Verkaufsprospekts und des Merkblatts „wesentliche Anlegerinformationen“ (wAI) vor.
Damit ist stets das Risiko verbunden, dass der formal vollständige Prospekt inhaltlich zur Aufklärung der Anleger nicht ausreicht und dies erst später – wenn auch einmal ein AIF in Schieflage geraten sein sollte – gerichtlich geklärt wird. Das würde die gesamte Branche enorm belasten.
Ob dann die Angaben außerhalb des Prospektes als relevant angesehen werden, ist ungewiss. Der Anlegeranwalt jedenfalls – so viel ist sicher – wird behaupten, sein Mandat habe die weiteren Informationen als Werbung zur Seite gelegt und nicht weiter beachtet (es sei denn, eine der Angaben darin war falsch; dann hatte sie natürlich allerhöchste Wichtigkeit).
