Das Kursniveau auf den Zweitmärkten steigt wieder an, sodass die Verkäufer bereit sind, ihre Fondsanteile zu veräußern. Nachdem sich der Anteil privater Händler deutlich erhöht hat, ziehen die Institutionellen nach und legen verstärkt neue Zweitmarktfonds auf.
Text: Andreas Friedemann
Der Zweitmarkt scheint aus seinem Dornröschenschlaf erwacht zu sein. Die Hamburger Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler AG (Fondsbörse) hat im ersten Halbjahr 2010 Anteile an geschlossenen Fonds mit einem Volumen von 55 Millionen Euro gehandelt. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht das einem Plus von 20 Prozent und 66 Prozent dessen, was im Jahr 2009 umgesetzt wurde.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres zählte die Zweitmarktbörse 1.140 Handelsabschlüsse und erreicht damit wieder das Niveau vor der Finanz- und Wirtschaftskrise, in der Alex Gadeberg (Foto oben), Vorstand der Fondsbörse, die Hauptursache für den Einbruch der vergangenen 18 Monate sieht. „Das Vertrauen in die Anlageklasse ist zurückgekehrt, das Kursniveau ist gestiegen und es treten wieder mehr Verkäufer an uns heran. Gleichzeitig fordern die Investoren nicht mehr so hohe Preisabschläge wie nach dem Ausbruch der Finanzkrise, was ja auch viele Verkaufswillige nicht mitgemacht haben. Mit dem gegenwärtigen Preisniveau haben wir einen Schritt hin zur Normalität gemacht und es kommen wieder mehr Abschlüsse zustande“, erläutert Gadeberg die verbesserten Kennzahlen.
Er ist zuversichtlich, das selbst gesteckte Umsatzziel von 100 Millionen Euro für das Jahr 2010 erreichen und sich die Marktführerschaft unter den Handelsplattformen erneut sichern zu können. Das Unternehmen hat die verhaltene Geschäftsentwicklung während der vergangenen zwölf Monate dazu genutzt, den Kreis seiner Kooperationspartner zu erweitern. Eigenen Angaben zufolge zählen neben den wichtigsten Pools auch die meisten Landesbanken und Sparkassenverbände dazu und steuern mittlerweile rund ein Drittel des gesamten Umsatzvolumens bei. „Unsere Handelsüberwachung durch die Börsen Hamburg, Hannover und München sowie die Kostentransparenz unserer Handelsabwicklung waren bei den Verhandlungen sehr hilfreich“, berichtet Gadeberg.
Ausschlaggebend für die positive Entwicklung seien jedoch die besseren Rahmenbedingungen gewesen, wie der Wettbewerber Deutsche Zweitmarkt AG (DZAG) aus Hamburg bestätigt. Seine Umsätze generiert das Unternehmen vornehmlich über das direkte Maklergeschäft und eine hauseigene Online-Plattform. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wechselten Fondsanteile aller Segmente im Wert von nominal 22,35 Millionen Euro den Besitzer, knapp ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum.
Auch die Zahl der Handelsabschlüsse stieg von 362 auf 415. Bei mehr als 55 Prozent standen Privatleute auf Käufer- oder Verkäuferseite. Ihr Anteil an den Abschlüssen hat sich seit dem Jahr 2007 von 10,6 Prozent auf knapp 19,9 Prozent im Geschäftsjahr 2009 stetig erhöht. Die Beteiligung von institutionellen Investoren – darunter vornehmlich Zweitmarktfonds und vereinzelt auch Reedereien – weist traditionell eine größere Schwankungsbreite aus, dominiert das Geschäft im Hinblick auf die vermittelten Volumina jedoch nach wie vor mit deutlichem Abstand. Nach Einschätzung von DZAG-Vorstand Björn Meschkat kamen die Marktbedingungen in den letzten Monaten dem Einkaufsverhalten der Privatinvestoren entgegen: „Anders als die institutionellen Käufer sind die privaten Käufer nicht so sehr auf die Ausschüttungen fixiert, sondern achten eher auf die Substanz des Anteils. Sie wollen günstig einkaufen, um später Kursgewinne zu erzielen“, erläutert Meschkat.