Die Beyerle-Kolumne: Das Bild, das sich aus der Analyse der US-Gewerbeimmobilienmärkte ergibt, ist gegenwärtig unscharf. Die Vorzeichen und klassischen Indikatoren sehen auf den ersten Blick eher düster aus. Dennoch hat sich seit Lehman auch einiges ins Positive bewegt.
Auf der einen Seite leben die Vereinigten Staaten von Amerika noch immer vom traditionellen Bild der Konjunkturlokomotive für die globalen Märkte – momentan eher mit dem Label „Stagnation“ behaftet. Auf der anderen Seite sind die USA doch wieder drauf und dran, bei den globalen Investmentmärkten den ersten Platz einzunehmen. Dass die USA heute Investoren anlocken, mag auf den ersten Blick überraschen. Dabei lassen sich die aktuellen Anlegergruppen über ihre grundsätzliche Motivlage voneinander abgrenzen: Die einen hoffen auf eine kurzfristige Markterholung und damit die Möglichkeit zum sogenannten antizyklischen Einstieg, die anderen setzen auf die grundsätzliche Stabilität der Märkte im globalen Kontext. Hinzu kommt, dass die Risikoeinschätzung der US-Märkte insgesamt mittlerweile wieder auf einer fundamentalen und damit eher rationalen Einschätzung basiert. Chancen ja – aber nicht um jeden Preis.
Beim Blick über den Atlantik wird eine starke Fokussierung auf das sogenannte Core-Segment sichtbar. Im Bürosektor zielt die aktuelle Nachfrage von Mietern und Investoren auf hochwertige Immobilien in zentralen Lagen. Während die Leerstandsquote für hochwertige Class-A-Flächen gesunken ist, ließ die negative Nettoabsorption den Leerstand im Class-B-Bereich weiter steigen und die Mieten in diesem Segment tendenziell sinken. Dies ist im Übrigen ein Phänomen, welches sich aktuell beinahe weltweit beobachten lässt. Die US-Bürostandorte mit ausgeprägter Marktzyklik – zu ihnen zählen San Francisco, New York und Boston – befanden sich zuletzt im Aufschwung. Währenddessen mussten die Mieten in vielen Metropolregionen, die wie etwa Miami und Atlanta besonders stark vom Einbruch des Wohneigenheimmarktes betroffen waren, weitere Einbußen hinnehmen.