Cash.: Immer mehr Produktgeber beteiligen sich maßgeblich an Vertrieben und Pools. Was wiegt aus Ihrer Sicht mehr – der etwaige Verlust der Unabhängigkeit oder der Gewinn finanzieller Stabilität?
Porazik: Selbstverständlich ist der Einstieg einer Versicherungsgesellschaft ein Gewinn an finanzieller Stabilität für den Pool, aber eben nicht für den Vermittler. Deshalb gehen solche Übernahmen immer auf deren Kosten, da sie sich ab dem Zeitpunkt an nicht mehr sicher sein können, ob sie von ihrem Pool wirklich allumfassend und demzufolge neutral beraten werden. Jüngste Beispiele zeigen, dass Produktgeber, die sich an einem Vertrieb oder Pool beteiligen, auch einen gewissen Umsatz voraussetzen und entsprechend Druck ausüben. Wir sind ohne Beteiligungen derzeit finanziell besser aufgestellt denn je.
Cash.: Wie kommentieren Sie dann die Gerüchte über Beteiligungen an Ihrem Haus?
Porazik: Wir sind ein absolut unabhängiges, zu 100 Prozent inhabergeführtes Unternehmen. Geschäftsführer und Inhaber der Fonds Finanz sind ausschließlich mein Partner Markus Kiener und ich. Daran wird sich in Zukunft auch nichts ändern und darauf können sich unsere Vermittler weiterhin verlassen. Anderweitige Behauptungen kann ich an dieser Stelle nur dementieren – sie entbehren jeglicher Grundlage.
Cash.: Erwarten Sie eine Marktkonsolidierung?
Porazik: Da der Markt der Maklerpools in den letzten Monaten einen enormen Boom erlebt, wüsste ich nicht, wie sich derzeit eine Konsolidierung entwickeln könnte. Ich glaube vielmehr daran, dass der Poolmarkt noch weiter wachsen wird und erst wenn der Konkurrenzkampf deutlich härter wird, könnte es zu einer Konsolidierung kommen. Aktuell denke ich jedoch nicht daran, da die Hauptkonkurrenz der Fonds Finanz mit Sicherheit keine anderen Pools, sondern die Maklerbetreuer der Versicherungsgesellschaften vor Ort sind.
Cash.: Wie zukunftsfähig sind Pools in der Konkurrenz zu klassischen Vertrieben?
Porazik: Beide Modelle haben ihre Daseinsberechtigung, aber die Pools profitieren mehr von den Vertrieben als umgekehrt. Denn kaum ein freier Vermittler wechselt dauerhaft in einen Strukturvertrieb, aber sehr viele Strukturvertriebler wechseln täglich zu Maklerpools. Ich meine, dass die immer größer werdende Transparenz, die beispielsweise auch im Internet vorzufinden ist, den Vertrieben massiv zusetzt. Tatsächlich ist es so, dass immer mehr Großvertriebe uns als Plattform verwenden, um ihren Vermittlern ein Ventil zu schaffen.
Cash.: Inwieweit wird der nun konkret gewordene Vorstoß aus dem Schäuble-Ministerium, geschlossene Fonds als Finanzinstrumente einzustufen Ihr Geschäftsmodell verändern?
Porazik: Kaum, denn die Regulierungsbestrebungen betreffen ja hauptsächlich den Anlagebereich. Hier sind wir bei Weitem nicht so stark besetzt wie im Versicherungsbereich und daher warten wir ab, wann nach Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens welche Regulierungsmaßnahmen konkret auf uns zukommen. Dann werden wir entsprechend reagieren.
Cash.: Ist ein Haftungsdach mit Blick auf den Regulierungsentwurf für Sie jetzt ein notwendiges Dienstleistungsangebot?
Porazik: Sobald notwendig, werden wir mit Sicherheit ein Haftungsdach anbieten. Allerdings können wir – wie bei allen Haftungsdächern – nicht gewährleisten, dass wirklich alle Beteiligten auch vermittelbar sein werden.
Interview: Thomas Eilrich
Foto: Fonds Finanz