Nachwuchs: Berater mit Biss gesucht

Auch die Signal Iduna sieht kein Problem. Allerdings müsse man sich weiter aktiv um junge Leute bemühen, da der Wettbewerb um Talente härter werde. Abhilfe versucht derzeit die Versicherungsbranche zu schaffen. Um das Image aufzupolieren läuft seit Ende letzten Jahres eine tv-, print- und onlinegestützte Kampagne, die die bestehende Diskrepanz zwischen der Zufriedenheit der Kunden mit ihrem Versicherer und deren generellem Image verringern soll. Initiator ist der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Eine Art Imagekampagne verfolgt auch die im April 2009 ins Leben gerufene Initiative „Traumberuf Makler“. „Wir haben diese Initiative ins Leben gerufen, weil das Berufsbild und die Vorteile einer Maklerberatung der Bevölkerung nicht bewusst sind und auch die Branche selbst ein Signal pro guter Beratungsqualität senden muss. Alle Teilnehmer müssen ihren Beitrag dazu liefern“, erklärt Riccardo Wagner, Initiator und geschäftsführender Gesellschafter von Better Relations.

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Qualifikation der Bewerber oft ungenügend

Ein demografisches Problem aufgrund fallender Schulabgängerzahlen hingegen sehen viele (noch) nicht. Christian Burlage von der Initiative „Traumberuf Makler“ und Vorstand des Branchenverbands Bitma gibt zu bedenken, dass das demografische Problem generell gelte. „Es gibt ein klares Nachwuchsproblem“, meint er. „Die hohe Unsicherheit durch viele gesetzliche Änderungen im Vermittlerrecht tut ihr Übriges. Zudem schrecken ein deutlich zunehmender administrativer Mehraufwand und höhere Haftungsrisiken ab“, lautet sein Fazit.

Die demografische Entwicklung sei Signal Iduna zufolge erst leicht zu spüren, verstärke sich allerdings in den kommenden Jahren. Um diesem Trend bereits jetzt schon entgegenzusteuern, hat beispielsweise die Zurich Versicherung eine Art Nachfolgeprogramm installiert. Das heißt, für die Agenturen werden Mitarbeiter ausgebildet, die einem Kollegen, der in den Ruhestand geht, später nachfolgen. So erhält das Unternehmen seine Ausschließlichkeitsagenturen. „Die theoretische Ausbildung erfolgt an der Bonner Akademie und vor Ort in der Agentur. Das Programm zahlt die Zurich komplett“, erklärt Morlock.

Der Cash.-Umfrage zufolge sehen Vertriebe wie Versicherer die Probleme neben dem angekratzten Image vielmehr in der ungenügenden Qualifikation der Bewerber: 35 Prozent der antwortenden Finanzvertriebe und knapp 44 Prozent der Versicherer bestätigen, damit ein Problem zu haben. Signal-Iduna-Vorstand Johnigk findet: „Die Qualifikation der Bewerber ist nicht schlechter geworden, sie ist anders. Klassische Grundfertigkeiten wie das Rechnen, Lesen und Schreiben sind nicht mehr so ausgeprägt. Andere Fähigkeiten wie zum Beispiel der Umgang mit modernen Medien sind hingegen deutlicher ausgeprägter“.

Sowohl auf die Vertriebe als auch auf die Versicherer werden in den nächsten Jahren einige Herausforderungen zukommen, die sie bisher noch gar nicht wahrnehmen oder wahrnehmen wollen. Insbesondere in der Nachfolge von Agenturen der Ausschließlichkeitsorganisationen und kleinen Finanzvertrieben drängt sich die Suche nach Lösungen auf. Bloß: Darüber will bis dato fast keiner reden. Es gilt daher, Bewerber nachhaltig vom Beruf zu überzeugen. Dies gelingt offenbar am besten, wenn die eigenen Berater die Werbetrommel rühren.

Fotos: Shutterstock, Absolventenkongress Köln; Grafiken: Cash.

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