Die BKM Bausparkasse Mainz beispielsweise hat schon vor mehr als 25 Jahren einen eigenen Außendienst für türkische, italienische, spanische und portugiesische Kunden gegründet. Dazu stellen die Mainzer bis heute ausländische Mitarbeiter ein. „Zurzeit haben wir deutschlandweit 400 ausländische Mitarbeiter, davon sind 300 türkischer Abstammung. Die Kinder unserer türkischen Mitarbeiter, also die dritte Generation, fängt ebenfalls bei uns eine Ausbildung an“, sagt Peter Ulrich, Sprecher des Vorstandes der BKM.
Die Deutsche Bank startete 2006 mit „Bankamiz“ ein Angebot für türkische Kunden. In bundesweit 54 Filialen sind rund 100 türkischstämmige Senior-Berater für die Kundschaft da. „Der Impuls für das Bankamiz-Konzept kam von türkischsprachigen Beratern der Deutschen Bank, die erfolgreich mit türkischen Kunden zusammengearbeitet haben“, erklärt Ergün Akinci, Leiter Bankamiz der Deutschen Bank für Geschäfts- und Privatkunden. Ein Teil der türkischen Bestandskunden, die man vor Bankamiz hatte, sei bereits seit vielen Jahren von türkischen Beratern in deutscher und türkischer Sprache betreut worden.
Um türkische Kunden buhlt seit Juni 2010 auch die Targobank, die zur französischen Bankengruppe Crédit Mutuel gehört. Dazu wird in ganz Deutschland in mehr als 60 Filialen die Möglichkeit geboten, Beratungsgespräche auf Türkisch durchzuführen, Informationsmaterial inklusive. „Bankadas“ heißt das Konzept der Düsseldorfer, die darüber hinaus eine Kooperation mit der türkischen Akbank geschlossen haben. Neben der türkischsprachigen Beratung gehe es vor allem auch um das Verstehen des Kunden über die Sprache hinaus, sagt Ates Demir, Bereichsdirektor Internet & Mobiles Banking der Targobank. „Deshalb sind die zuständigen Berater auch sehr gut mit der türkischen Kultur, den Traditionen und den Bräuchen vertraut“, so Demir.
Mit von der Partie sind zudem einige Finanzvertriebe und Versicherer mit Ausschließlichkeitsvertrieb. Die Kölner OVB zum Beispiel, die in 14 europäischen Ländern aktiv ist, sieht es nach eigenem Bekunden schon aufgrund ihrer internationalen Ausrichtung als selbstverständlich an, dass auch in Deutschland Berater mit Migrationshintergrund tätig sind. „Deren Anteil ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen, wie auch der Anteil unserer Kunden mit Migrationshintergrund in Deutschland“, sagt Jürgen Kotulla, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei der OVB. Über den prozentualen Anteil an der Gesamtzahl der Berater will der Vertrieb keine Angaben machen.
Auch beim Finanzvertrieb AWD sind nach Unternehmensangaben eine Reihe von Beratern und Mitarbeitern mit Migrationshintergrund tätig. Einen gesonderten Ausweis der Anzahl machen auch die Hannoveraner nicht: „Da wir bei AWD einen sehr integrativen Ansatz vertreten, weisen wir den ethnischen Hintergrund nicht gesondert aus“, erklärt Béla Anda, Chief Communication Officer (CCO) von AWD.
Beratung bei Bedarf auf Türkisch
Für den Münchener Versicherer Allianz sind bundesweit rund 10.000 Ausschließlichkeitsvertreter unterwegs. Circa 400 von ihnen zur Adressierung der türkisch- beziehungsweise russischstämmigen Migranten in Deutschland, wie auf Nachfrage zu erfahren ist. Darüber hinaus seien einige Berater mit Migrationshintergrund aus anderen Ländern tätig. „Beispielsweise arbeitet ein ehemaliger Mitarbeiter der Allianz in China, nach Beendigung seines Studiums an der Universität Bonn, nun im angestellten Außendienst der Filialdirektion Bonn“, sagt Matthias Lange, Projektleiter im Ressort Marktmanagement der Allianz Deutschland.