Seit Anfang Oktober 2012 ist Dr. Jutta Krienke im Vorstand des Maklerpools BCA. Mit Cash. hat die Versicherungsexpertin über Frauen in der Finanzbranche und die eigene Karriere gesprochen.
Cash.: Warum sind Sie in die Finanzbranche gegangen? Haben Sie diese Entscheidung jemals bereut?
Krienke: Die Entscheidung, in die Finanzbranche zu gehen, habe ich bis heute nicht einmal bereut. Mit meiner Zusatzqualifikation durch das Mathematik-Studium war der Sprung in die Versicherungswelt für mich nichts Außergewöhnliches. Diese Branche arbeitet zahlen- und ergebnisorientiert, das hat mich schon immer fasziniert. Zahlen sind wichtig für klare Zielorientierung und Erfolgsmessung.
Wenn ich jedoch einen Wunsch für die und im Sinne der Branche frei hätte, dann wünsche ich mir weniger kurzfristiges Gewinnstreben und mehr Nachhaltigkeit. Langfristiger Vermögensaufbau, solide Risiko- und Altersvorsorge sind hohe Güter. Der gesamten Branche muss es daher gelingen, das Vertrauen der Bürger wieder zurückzugewinnen.
Haben Männer und Frauen grundsätzlich die gleichen Chancen, in der Finanzbranche Karriere zu machen?
Theoretisch haben Frauen die gleichen Chancen wie Männer, da es sehr viele hochqualifizierte und für Führung geeignete Frauen gibt. Es scheint aber immer noch systemische Probleme zu geben, sonst gäbe es sicher schon jetzt mehr Frauen in Führungspositionen. Ich meine, Frauen müssen einerseits ihre Laufbahn besser planen und sie müssen bereit sein, für ihre Ziele einzutreten.
Andererseits müssen die Unternehmen den vielen gut ausgebildeten Frauen passende Angebote machen, damit Leistungswille und Kreativität auf fruchtbaren Boden fallen können. Das Potenzial dafür ist auf jeden Fall vorhanden. Ich würde mich freuen, wenn Frauen immer zahlreicher ihre Chancen wahrnehmen.
Warum sind Frauen in der Branche insbesondere im Vertrieb und auf der Führungsebene immer noch in der Minderheit?
Ich halte Frauen für sehr geeignet, um in der Finanzbranche im Vertrieb und auf der Führungsebene erfolgreich zu sein. Frauen denken vernetzt, prüfen gründlich und achten oft auf Zwischentöne. Das sind gute Voraussetzungen für Erfolge im Vertrieb, wo es auf Vertrauen und Motivation ankommt. Frauen müssen aber auch mehr wagen. Oftmals fürchten sie sich vor den unregelmäßigen Arbeitszeiten sowie hoher Belastung und glauben, die Familienarbeit allein schultern zu müssen. Hier müssen partnerschaftliche Strukturen geschaff en werden und vor allem die Politik muss noch bessere Anreize für die Kinderbetreuung schaffen.
Immer mehr Vertriebe geben an, den Anteil weiblicher Mitarbeiter erhöhen zu wollen. Glauben Sie, dass der Frauenanteil in den nächsten Jahren zunehmen wird?
Ich hoffe, dass sich der Frauenanteil in den Vertrieben in den nächsten Jahren deutlich erhöhen wird. Immer mehr Vertriebe erkennen, dass gerade gut ausgebildete Frauen im Vertrieb hervorragende Ergebnisse erzielen. Ich weiß auch durch viele Gespräche, dass Frauen Vertriebsarbeit Spaß macht. Sie fühlen sich gerade durch die Freiheitsgrade und aufgrund ihrer Dienstleistungsorientierung sehr wohl und beruflich anerkannt.
Interview: Julia Böhne
Foto: Roberto Formica, BCA