Korrektur eines Sündenfalls – die Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit

Dass die Deutschen bei der Überwindung der Eurokrise in ihrer Austeritätspolitik an Glaubwürdigkeit vor allem gegenüber den südeuropäischen „Fußkranken“, aber auch gegenüber dem Nachbarn Frankreich an Glaubwürdigkeit verlieren, ist ebenfalls eine schwere Belastung. Man kann nicht mahnend den Finger heben und eine Erhöhung des Rentenalters bei anderen erwarten und mit einem eigenen, der Stabilität zuwiderlaufenden Sololauf genau das Gegenteil machen.

Überschüsse und Übermut

Es sind vor allem die angesichts der positiven Arbeitsmarktentwicklungen prall gefüllten Rentenkassen, die zum Übermut verleiten. So dürfte die Deutsche Rentenversicherung in diesem Jahr einen Überschuss von zweieinhalb Milliarden Euro erzielen.

Zwar schlagen die milliardenschweren Mehrausgaben für die Rente mit 63 und die Mütterrente erst im zweiten Halbjahr zu Buche, am Ende stehen aber für das gesamte Jahr schwarze Zahlen. Auf 36 Milliarden Euro steigt das Vermögen der Rentenkassen an, die Schwankungsreserve wird die Obergrenze von anderthalb Monatsausgaben überschreiten, eigentlich müsste der Beitragssatz zur Rentenversicherung nach dem Gesetz um 0,6 Prozentpunkte auf 18,3 Prozent sinken.

CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder hat der Wirtschaft jüngst Avancen mit Blick auf eine Senkung des Rentenbeitrages gemacht. Eine Aussetzung dieser Maßnahme wie beim letzten Mal geschehen, müsse keine Dauereinrichtung sein. Auch bei der Abschaffung der kalten Progression wurden bekanntlich viele Hoffnungen geweckt, passiert ist nichts.

[article_line tag=“private-Altersvorsorge“]

Ilusionslose Deutsche

Die Deutschen scheinen ein Volk ohne Illusionen zu sein. Mehrheitlich finden sie die Rente mit 63 gut, erwarten aber gleichzeitig steigende Beiträge, Steuerhöhungen und zunehmende Staatsschulden. Das zeigt eine Emnid-Umfrage im Auftrage der Familienunternehmer.

„Dass wir „immer älter und immer weniger“ werden“ –so der Präsident der Familienunternehmer, Lutz Goebel –begreift aber die Bevölkerungsmehrheit noch immer nicht als einen zum Handeln auffordernden Weckruf, denn eine Mehrheit der Befragten lehnt trotz der Alterung der Gesellschaft die Koppelung der Lebensarbeitszeit an die Lebenserwartung ab.

Die Jüngeren unter 29 Jahren machen allerdings eine Ausnahme. In der nüchternen Einschätzung der Bürger droht bereits 2017 eine Erhöhung der Rentenbeiträge. Wieder einmal scheint das Urteil von Otto Normalverbraucher realistischer zu sein als das Wunschdenken der Politiker.

Seite drei: Draufsatteln als Devise

1 2 3Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments