Cash. hat mit Dieter Krämer, Vorstand der NFN AG Nachhaltiges Finanznetzwerk, über die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Finanzberatung und den typischen Kunden gesprochen.
Cash.: Wie definieren Sie Nachhaltigkeit?
Krämer: Wir sehen uns in der Unternehmenspraxis auf zwei Ebenen der Nachhaltigkeit: Zum einen als NFN Aktiengesellschaft auf der Beziehungsebene zu den Kunden, Beratern und durch Transparenz, Fairness und dauerhaft wirtschaftlichen Erfolg. Wir haben auch die Rechtsform der Aktiengesellschaft gewählt, um Transparenz nachhaltig zu garantieren.
Auf der inhaltlichen zweiten Ebene gilt der Leitsatz: „den Bedürfnissen der heutigen Generationen entsprechen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden“. Hierbei sind ökologische Kriterien sowie wirtschaftliche und ethisch-soziale Aspekte zu berücksichtigen.
Seit wann und warum beraten Sie nachhaltig?
Seit 1996 beraten wir nachhaltig. Wir waren in verschiedenen Verkaufs- und Führungspositionen bei Finanzunternehmen. Persönliche Erfahrungen, Verantwortung unseren Kindern gegenüber, zunehmende Umweltkatastrophen und Menschenrechtsverletzungen rund um den Globus wollten wir nicht mehr tatenlos hinnehmen, sondern aktiv handeln. Daher lenken wir seit dem einige Millionen Euro jährlich in nachhaltige Geldströme.
Wie haben Sie sich zum Thema nachhaltige Beratung fortgebildet?
Da wir und unsere Berater seit 1996 bereits nachhaltige Finanzberatungen durchführen, sind wir Trendsetter und Pionier zugleich. Wir kultivieren einen einzigartigen Erfahrungsschatz im Bereich Nachhaltigkeit und tauschen uns regelmäßig aus. Seit Jahren tauschen wir uns vor Ort mit NGOs aus und mit Vorständen von Versicherungsgesellschaften, um kritische Fragen zu stellen.
Die NFN- Berater haben neben den umfassenden Sachkundeprüfungen und Zulassungen in der Finanzbranche qualifizierte Kenntnisse aus ihrem Studium/Ausbildung aus den Bereichen Biologie, Geografie, Kultur, Soziales, Forst, Städteplanung, Volks- und Betriebswirtschaft. Dies hilft uns, um fundiert nachhaltig zu beraten. Neuen Beratern empfehlen wir den „Eco-Anlageberater“.
Gibt es einen bestimmten Kundentyp, der nachhaltig beraten werden will?
Unsere Kunden finden Nachhaltigkeit wichtig oder wollen etwas bei sich verändern, weg von intransparenter und schlechter Beratung. Es sind Menschen aus allen Bevölkerungsschichten, die wissen wollen, wo ihr Geld investiert wird. Viele sind sehr enttäuscht von ihren bisherigen Beratern und haben eine hohe Wechselbereitschaft. Spannend war festzustellen, dass bei neuen Beratern das klare Nachhaltigkeitsprofil sehr positiv in der bestehenden Kundschaft aufgenommen worden ist.
Welche Aspekte sind Kunden besonders wichtig – soziale, ethische oder ökologische?
Grundsätzlich ist Transparenz der wichtigste Aspekt. Das bedeutet auch, dass unser Berater viel mehr über Produkte wissen muss, als nur die nackten Zahlen. Da wir genau hinsehen, wie welcher Aktienfonds oder Lebensversicherer investiert, erhält der Kunde vielfältige Informationen, die alle drei Bereiche betreffen. Insgesamt gibt es dann für unseren Kunden „Gewinn mit Sinn“ und eine nachhaltige Kundenbindung.
Warum wird nachhaltige Beratung immer populärer?
Wir stellen Frust und Neugierde der Marktteilnehmer fest, da Krisen und Katastrophen rund um den Globus in immer kürzeren Zeitabständen stattfinden. Dies bewegt immer mehr Menschen, ihre Finanzprodukte zu hinterfragen, um etwas bei sich zu verändern.
Interview: Julia Böhne
Foto: Guido Schiefer