Warum Überwachungsskandal und Verlust der Privatsphäre vielen von uns egal ist

So lassen sich immer mehr Menschen intim von einem Profi-Fotografen ablichten. Dass ein Fremder sie betrachtet, stört sie kaum. Gelangen diese Bilder jedoch in die Hand des Nachbarn oder der Arbeitskollegen, wird dies völlig anders bewertet.

Es stört uns wenig, von NSA oder BND überwacht zu werden

Der gleichen Logik nach stört es uns wenig, wenn ein uns unbekannter Mitarbeiter von BND oder NSA unsere privaten Mails durchschnüffelt oder sogar durch die Handy-Kamera beim Duschen zusieht (was sie tatsächlich können, wie wir lernen mussten).

Erstens bemerken wir dies in dem betreffenden Moment nicht (und was wir nicht wissen, braucht uns ja gewissermaßen auch nicht stören) und zweitens kennen wir den ungebetenen Beobachter nicht. Es sollte uns aber stören, denn die Überwachung ist bereits so umfassend, dass wir zunehmend unsere Freiheit aufgeben.

Eine deutsche Studentin wollte ohne Genehmigung als Au-Pair-Mädchen in den USA arbeiten. Sie wurde bereits am Flughafen abgefangen, weil alle Nachrichten, die sie mit ihrem amerikanischen Gastvater über Facebook ausgetauscht hatte, abgefangen worden waren.

Bedrohung unserer Freiheit

Ganz sicher war das Verhalten der Studentin nicht richtig, aber allein die Vorstellung, dass die private Kommunikation einer völlig unauffälligen Studentin ausspioniert wird, ist beängstigend.

Dieser Erkenntnis nach wird unsere Freiheit von innen heraus bedroht. Wenn wir künftig genauer überlegen, was wir nur noch im persönlichen Gespräch sagen und was wir am Telefon oder geschrieben lieber für uns behalten.

So wie man in der DDR zu einigen Themen besser den Mund gehalten hat, werden wir dies zunehmend auch tun. Man will ja nicht ins Visier der Fahnder geraten. Es ist gar nicht nötig, unsere Freiheit mit Polizei und Gesetz einzuschränken. Die Überwachung sorgt dafür, dass wir dies bereits selbst tun.

Der Skandal darf uns nicht egal sein

Deswegen darf uns der Skandal nicht egal sein. Wir dürfen uns nicht ermüden lassen. Jeder Einzelne von uns muss sich gegen seine Überwachung wehren.

Nun brauchen wir nicht den Reichstag zu stürmen oder amerikanische Abhöreinrichtungen anzuzünden (obwohl der Akademische Rat am Institut für Strafrecht in Köln in einem Gutachten bemerkenswerterweise zu dem Urteil gekommen ist, dass dies mittlerweile als straffreie Notwehraktionen zu betrachten wäre).

Unsere Gegenwehr fängt damit an, dass wir Daten und Kommunikation sorgsamer behandeln. Als Finanzdienstleister trifft uns hierbei eine besondere Verantwortung, weil wir mit sensiblen Daten unserer Kunden zu tun haben.

Vielleicht wissen Sie nicht, was Sie tun können, um die Daten Ihrer Kunden besser zu schützen? Alles beginnt mit einem ersten Schritt: Machen Sie sich schlau!

Autor Oliver Pradetto ist Kommanditist und Mitbegründer des Maklerpools Blau direkt.

Foto: Anne-Lena Cordts

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