Oliver Pradetto, Geschäftsführer des Lübecker Maklerpools blau direkt, hat mit Cash. über die Entwicklung des Maklerpoolmarkts und seine Erwartungen an das kommende Jahr gesprochen.
Wie wird sich der Maklerpoolmarkt in 2016 Ihrer Ansicht nach entwickeln?
Pradetto: Weil die Versicherer Geld sparen müssen, werden sie weiterhin immer mehr Arbeit auf ihre Makler verlagern und Provisionen senken. Die so geschundenen Makler brauchen Effizienzvorteile darum dringender denn je. Diese Vorteile bieten ihnen gute Maklerpools wie blau direkt. Daher glauben wir, dass die Umsätze aus Direktvereinbarungen weiter abschmelzen und sich auf die Pools verlagern. Allerdings kann nicht mehr jeder Pool die ungeheuren Investitionen in Technik und Service leisten, die nötig sind.
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Welche Auswirkungen wird das haben?
Die Oligopolisierung unter den Pools wird daher weitergehen. Im Ergebnis sind immer weniger Pools an immer mehr Maklertransaktionen beteiligt. Die Entwicklung wird mehr Kooperation untereinander befördern. Gleichzeitig verstehen immer mehr Versicherer, dass langfristig nur die Pools den Maklermarkt funktionsfähig halten können und sehen Pools nicht mehr als Gegner, sondern als Verbündete. Pools werden so immer mehr zum Bindeglied des Marktes und zum Antreiber für Innovationen. Im Grunde können Sie das jetzt schon sehen. blau direkt hat die erste Kunden-App für Makler angekündigt und damit einen Wettlauf unter den Pools angestoßen. Eine App-Ankündigung jagt nun die nächste. Das ist sehr gut. Der Markt bewegt sich endlich zügig auf die Digitalisierung unserer Branche zu. Das war höchste Zeit!
Wie sind Ihre Erwartungen an das kommende Geschäftsjahr?
Wir haben gerade ein neues Firmengebäude gekauft. Damit haben wir die Voraussetzung geschaffen, unser Team dem explosiven Wachstum anzupassen und genau das werden wir tun. Wir wollen 2016 weitere 30 bis 40 Mitarbeiter einstellen. Schon jetzt sind wir – bezogen auf die Mitarbeiterzahl – der zweitgrößte Versicherungspool in Deutschland. Mit dem Ausbau rücken wir noch näher an die Nummer eins heran. Wenn man unsere Zahlen sieht, dann hört sich das nach einer ungebremsten Erfolgsstory an. Doch ein Fahrzeug, das immer schneller rollt, ist auch schwerer zu lenken. Für mich persönlich wird es deshalb ein eher stressiges Jahr werden.
Interview: Julia Böhne
Foto: Anna-Lena Cordts