Dragan Matijevic ist Experte für Social-Media-Marketing, Trainer, Speaker und Geschäftsführer der Agentur für digitales Marketing marketeins. Mit Cash.-Online hat er über Chancen und Risiken für Unternehmen in sozialen Netzwerken gesprochen.
Cash.-Online: Warum sollten Unternehmen in sozialen Netzwerken aktiv sein?
Matijevic: Weil wir schon längst in einer verdigitalisierten Welt leben und die reinen Nutzerdaten eine deutliche Sprache sprechen. 96 Prozent der Teenager in Deutschland kennen kein Leben ohne Facebook, die durchschnittliche tägliche Verweildauer eines deutschen Bundesbürgers liegt bei 55 Minuten, und dieser Wert ist sehr beachtlich. Man muss den Kunden da abholen wo er sich aufhält, und dass sind heute immer mehr die sozialen Netzwerke.
Warum tut sich die Versicherungs- und Finanzbranche bisher schwer mit Social-Media-Aktivitäten?
Weil gerade diese Branche sehr konservativ und Sicherheitstechnisch geprägt ist. In einigen Unternehmen aus dieser Branche sind soziale Netzwerke gar verboten, weil man sicherheitstechnische Bedenken hat. Das Gefährliche ist, dass hier eine ganze Branche einen radikalen Wandel in der Kommunikation verschläft. Gehen Sie mit der Zeit, oder Sie gehen mit der Zeit. Der Versicherungskunde im facebook-Zeitalter tickt einfach anders als noch vor zehn Jahren.
Können soziale Netzwerke auch Vertriebskanäle sein?
Soziale Netzwerke sind grundsätzlich in meinen Augen keine Vertriebskanäle. Es geht um Präsenz, Imagetransfer, Erreichbarkeit und zeitgemäße Kommunikation – also zusätzliche flankierende Maßnahmen innerhalb eines Marketing-Mix.
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Worauf sollten Finanzdienstleister und Maklerunternehmen bei ihren Social-Media-Aktivitäten achten?
Generell mus jedes Unternehmen „Social-Media-Guidelines“ ausarbeiten und diese zwingend einhalten. Welche Beiträge passen zu unserem Unternehmen, was passt in unser CI, was möchten unsere Kunden lesen, wer ist intern dafür verantwortlich? Und weitere solche Fragen müssen strategisch geklärt werden. Ferner lauern auch in den sozialen Netzwerken viele Abmahnfallen – wie etwa fehlerhafte oder unzureichende Impressum- und Datenschutzangaben sowie fehlende Urheberrechte an Fotos, die man postet.
Interview: Julia Böhne
Foto: Dragan Matijevic