Die deutsche Finanzbranche spricht sich mit großer Mehrheit (80%) dafür aus, dass der Finanzplatz Frankfurt eine stärkere Rolle im Umgang mit Fintech Unternehmen spielen soll, auch wenn dies einen Einsatz öffentlicher Mittel erfordert. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Center for Financial Studies unter Finanzinstituten und Dienstleistungsunternehmen.
Für zwei Drittel der Entscheidungsträger (67 Prozent) aus der Finanzbranche zählt die Digitalisierung bei den zu tätigenden Investitionen zu den Top-Themen. „Eine starke Fraktion der Befragten spricht sich für eine Förderung von Fintech-Firmen aus. Es wird interessant sein zu beobachten, ob hier der Finanzplatz Frankfurt mit Berlin mithalten kann“, kommentiert Prof. Dr. Jan Pieter Krahnen, Direktor des Center for Financial Studies und wissenschaftlicher Leiter der Umfrage. Nahezu die Hälfte der Befragten (47%) befürworten ein stärkeres Engagement in jedem Fall, weitere 28 Prozent speziell bei der Vernetzung mit der klassischen Finanzbranche und fünf Prozent bei der internationalen Vernetzung. Zwölf Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, dass der Finanzplatz Frankfurt keine stärkere Rolle spielen sollte.
Konkurrenz und Partner für Banken
Auf Finanztechnologie spezialisierte Unternehmen, kurz Fintechs genannt, gewinnen immer mehr Aufmerksamkeit in der Finanzbranche. Teilweise arbeiten sie mit den etablierten Finanzinstituten zusammen, um gemeinsam ihre Dienstleistungen günstig und effizient anzubieten. Andererseits stehen Fintechs in Konkurrenz zu Banken und bedrängen sie auf angestammten Märkten, indem sie günstige, alternative Lösungen anbieten. Bereits etablierte Unternehmen wie Facebook oder Google können die Finanzbranche verändern, speziell wenn sie sich in den Bereichen betätigen, die bisher überwiegend den Banken vorbehalten waren, wie z.B. der Zahlungsverkehr und das Kreditgeschäft. Viele Fintechs befinden sich in der Start-up Phase und es ist noch ungewiss, wie erfolgreich sich ihre Geschäftsmodelle zukünftig entwickelt.
Bei der Frage, ob die Regulierung in Deutschland ein Hemmnis für Innovation in Finanztechnologien darstellt, sind die Meinungen der Finanzinstitute und Dienstleister gleichermaßen zweigeteilt. Für 46 Prozent der Befragten stellt die Regulierung in Deutschland kein Hemmnis dar, für 43 Prozent jedoch schon.
Kooperation stellt eine Win-win-Situation dar
Auf die Frage nach dem Umgang mit Fintech Unternehmen gaben von den Umfrageteilnehmern, die die Frage beantwortet haben, mehrheitlich an zu kooperieren (39%). Knapp die Hälfte der Dienstleister (46%) und ein Drittel der Finanzinstitute (31%) bevorzugen diese Vorgehensweise. Darüber hinaus entwickeln ein Viertel der befragten Finanzinstitute (26%) selbst entsprechende Produkte, was für die Dienstleister eher eine untergeordnete Rolle spielt (8%). Als Zielsetzungen geben dabei die Hälfte der Befragten an, dass sie sich im Rahmen der Digitalisierung eine Realisierung von Kostenvorteilen (50%) und die Entwicklung neuer Angebote (51%) versprechen. Weitere Ziele stellen die Sicherung von Marktanteilen gegen neue Wettbewerber (44%) und die Ausrichtung auf junge, technikaffine Kunden dar, wobei dieser Aspekt für die Finanzinstitute eher von Bedeutung ist (40%) als für die Dienstleister (20%). (fm)
Foto: Shutterstock