Viele Unternehmer beschäftigen sich zu spät mit dem Sammeln von Notfalldokumenten, damit ihr Geschäft auch ohne sie fortgeführt werden kann. Vorsorgevollmacht, Pin-Nummern, Bankschließfächer, Patente etc. sollten frühzeitig in einer Notfallakte hinterlegt werden – sonst droht den Hinterbliebenen Handlungsunfähigkeit.
Gastbeitrag von Markus Sobau, Confina
Der Notarzt gab nach 53 Minuten auf. Die Reanimation nach dem Verkehrsunfall blieb erfolglos.
Franz Herr (Name vom Autoren geändert) ist tot. Der 43-jährige Unternehmer aus der Nähe von Frankfurt verstarb auf der A5 an einem Mittwochmorgen.
Seine Witwe hat neben dem Schmerz um den Verlust ihres Mannes viel zu regeln. Doch die Mutter zweier schulpflichtiger Söhne verzweifelt. Weder findet sie Passwörter für Online-Bankkonten, noch hat sie Vollmachten oder ein Testament in Händen – dabei war ausgemacht, beides solle im Wohnzimmersekretär hinterlegt sein.
[article_line]
Witwe zahlungsunfähig
Als Folge ist die Witwe zahlungsunfähig – trotz Geld auf dem Konto. Die Frau kann weder Löhne für 29 Mitarbeiter bezahlen, noch die privaten Rechnungen überweisen. Parallel flattert eine Steuernachzahlung ins Haus – doch wo sind die Jahresabschlüsse der zurückliegenden drei Jahre?
Das was Bettina Herr erlebt, teilen viele Hinterbliebene von Geschäftsinhabern. Die Macher zu Lebzeiten hinterlassen ein Chaos, wenn sie plötzlich tödlich verunglücken. Daher sollten Selbständige und Geschäftsführer oder Vorstände eine Notfallakte anlegen. Darin liegen Kopien der wichtigsten Dokumente.
Dazu zählen zu aller erst eine Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Diese regeln, wer über welche Bankkonten verfügt und wann etwa eine Beatmungsmaschine abgestellt wird. Liegen dann noch Ehevertrag sowie Testament im Notfallordner, können Erben schnell ermittelt werden und sind somit handlungsfähig.
Notfallordner verhindert Handlungsunfähigkeit
Laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus ist es überdies sinnvoll, eine Telefonliste mit Nummern wichtiger Kunden, Lieferanten und Hausbanken in die Akte zu integrieren. Auch Kredite, Leasingverträge, Versicherungen, Jahresabschlüsse und Privatdarlehen sollten kopiert im Notfallordner liegen.
Schlussendlich sind Listen mit Passwörtern, PIN-Nummern, Bankschließfächern sowie Patente und Lizenzen, Grundstücke mit Grundbuchauszügen und ein Schlüsselverzeichnis hilfreich, um die Geschäfte möglichst ohne Reibungsverlust fortführen zu können.
Seite zwei: Bewusstsein für eigene Endlichkeit fehlt